Umstritten ist das falsche Wort. Aber die Playstation Portal erhielt von der lauten Fraktion der Playstation-Szene nicht gerade Vorschusslorbeeren. 220 Franken für einen Controller mit Bildschirm, auf den die eigenen Playstation-5-Games gestreamt werden können? Eine Funktion notabene, die es bereits seit Jahren für Tablets und Smartphones gibt?
Ich habe mir die Portal trotzdem gekauft.
Und zwar mit folgender Erwartung: Dass ich am Abend gemütlich auf dem Sofa oder im Bett noch eine Runde zocken kann. Ja. That’s it. Das ist der einzige Grund. Das entscheidende Wort ist «gemütlich». Meine PS5 befindet sich im Büro im Keller. Da am Abend noch hinunterzusteigen, ist nicht selten eine zu hohe Hürde – und im Winter sicher keine Alternative zum warmen Bett.
Nach einer Woche ziehe ich nun ein Fazit: Und weil die Portal ab morgen in der Schweiz erstanden werden kann, beantworte ich hier die wichtigsten Fragen.
Ja, ist es. Die Ellenbogen kommen dabei bequem auf die Unterlage zu liegen, und dank der Breite des Geräts müssen die Arme nicht zusätzlich angespannt werden. Geht tiptop.
Doch. Bei mir dauert es ungefähr eine Stunde, bis es soweit ist. Schnell aufstehen, die Arme durchschütteln, und das Problem ist gelöst. Ist ja sowieso nicht verkehrt, ab und zu mal aufzustehen.
Vom Drücken des Startknopfes bis zum ersten Schuss in Cyberpunk 2077 dauert es weniger als eine Minute (56 Sekunden). Das beinhaltet auch das Aufstarten der PS5, die zuerst aus dem Rest-Modus aufgeweckt werden muss.
Ein Nachteil der Portal (um einfach Zugriff zu haben) ist die Bedingung, dass die PS5 im Rest-Modus vor sich hindöst. Laut verschiedenen Quellen soll die PS5 dabei nie mehr als 3 Watt saugen, was maximal 72 Wh pro Tag, 504 Wh pro Woche und 26,3 kWh pro Jahr entspricht. Das sind immerhin 150 Kilometer mit einem Elektroauto – aber eben auch nicht die Welt.
Der verbaute Portal-Controller ist mit den herkömmlichen Dual Senses fast komplett identisch. Aber eben nur fast. Den einzigen spürbaren Unterschied gibt es bei den Sticks. Diese haben bei der Portal einen Durchmesser von 1,5 Zentimeter. Das sind 3 Millimeter weniger als bei den Dual Senses. Wirklich stören tut das aber nicht. Und ich habe wirklich keine Trump-Händchen.
Eine Diskussion, die ich nicht verstehe, ist diejenige, ob man nun lieber ein physisches Buch oder eines auf dem E-Reader liest. Stimmt der Inhalt, versinkt man derart in der Story, dass der Träger nicht mehr wahrgenommen wird. Ähnlich verhält es sich mit Bildschirmen. Natürlich entwickelt «Spiel mir das Lied vom Tod» auf der grossen Leinwand mehr Druck – der Eintauch-Effekt, das Sich-in-der-Story-Verlieren, bis der Träger irrelevant wird, das gelingt auch auf dem kleinen Screen der Portal. Hin und wieder, in Menüs mit kleiner Schrift, wird man aus der Séance herausgerissen. Ja, ein OLED-Bildschirm wäre schöner gewesen. Die Qualität des LED-Screens, formulieren wir es einmal so, «tut es auch».
Jein. Ich behaupte jetzt einfach einmal etwas: Für 80 Prozent der Leute wird das nicht zufriedenstellend möglich sein. Der Grund: In geschätzt 80 Prozent der Fälle baumelt die Lichtquelle in der Retirade über dem Thron. Der stark spiegelnde Bildschirm der Portal kommt mit dem Einfall des Lichts nicht klar. Gamen fast unmöglich. Das gibt Minuspunkte.
Die kommt natürlich auf die Geschwindigkeit des WLANs an. Empfohlen werden ein Breitband WLAN mit Minimum 5, besser 15 Mbps. Das ist nicht viel. Auf dem Sofa und im Bett empfange ich von meiner alten Fritzbox 300 Mbps. Dementsprechend bemerkte ich in der gesamten Testwoche keinen Ruckler. Ob die Portal aber auch im Hotel-WLAN auf Fuerteventura so ruhig läuft, wage ich zu bezweifeln.
In den Bildschirm eingebaut. Eine sanfte Berührung lässt die beiden Felder erscheinen (links und/oder rechts). Etwas gewöhnungsbedürftig ist: Um zu Klicken, bedarf es eines Doppelklicks.
Angeblich zwischen 7 und 9 Stunden. Beim mir war nach knapp 5 Stunden Schicht im Schacht. Und Sony versteht dabei keinen Spass: Gewarnt wird genau einmal und das ungefähr eine Minute bevor das Gerät wütend abschaltet. Das Problem: Die PS5 bleibt weiter in Betrieb und muss mit einem Dual Sense ins Reich der Träume geschickt werden. Ich bin mir sicher, dass das Warnsystem in einem der nächsten Updates einen Feinschliff erhält.
Ja, das Gerät ist extrem sauber verarbeitet, die typische Sony-Qualität. Beim Aufstarten erscheint das Portal mit einem klassichen Sony-Soundteppich. Das fühlt sich nach zuhause an. Bisschen ärgerlich ist, dass die Portal keine Bluetooth-Kopfhörer annimmt. Kopfhörer werden klassisch mit einem Klinkenstecker verbunden – mich stört das weniger. Aber man kann da auch anderer Meinung sein. Ausserdem befindet sich im Lieferumfang kein Ladegerät. Ein USB-C-Kabel, mit dem das Gerät an der PS5 geladen werden kann, muss reichen. Auch dazu kann man geteilter Meinung sein. Ich gehöre zur Fraktion, die es begrüsst, nicht zu bei jedem Neukauf ein weiteres Ladeteil zu erhalten. Auch wenn das bedeutet, dass ich, um die geladene Portal zu holen, weiterhin in den Keller steigen muss.
Absolut. Ich habe in den letzten 7 Tagen jeden Tag gespielt. Manchmal auch nur kurz (unter einer Stunde). Genau solche schnellen Gamer-Stints habe ich mir erhofft. Paar Minütchen zocken, schnell eine Mission erledigen, und dann das Gerät wieder weglegen. Mein Keller-Setting war dafür nicht geeignet, die Portal füllt nun diese Lücke mit einer Prise Eleganz.
(Ja, auch wer zuhause um den Bildschirm kämpfen muss, wird mit der Portal in Zukunft ein Ass im Ärmel haben.)