Putins Söldnertruppe Wagner ist das neuste Opfer pro-ukrainischer Hacker. Auf der Webseite der berüchtigten paramilitärischen Organisation waren am Montagabend Fotos getöteter russischer Soldaten zu sehen, versehen mit der Botschaft: «Ukrainische IT-Army hier. Wir haben jetzt eure persönlichen Daten. Willkommen in der Ukraine. Wir warten auf euch 😈.»
Für den Cyberangriff verantwortlich ist laut Eigenaussage die «IT Army of Ukraine», eine ukrainische Cybertruppe, die seit Kriegsbeginn auf die Unterstützung freiwilliger IT-Fachleute setzt. In ihrem Telegram-Kanal schreiben die Hacker: «Die Website der Gruppe Wagner, die russische Sträflinge für den Krieg in der Ukraine rekrutiert, wurde von der IT-Army gehackt! Wir haben alle persönlichen Daten der Söldner. Jeder Henker, Mörder und Vergewaltiger wird streng bestraft. Rache ist unvermeidlich!»
Die Nachricht der IT-Army wurde auch von Mykhailo Fedorov, Minister für digitale Transformation der Ukraine, verbreitet. Ob die Ukrainer tatsächlich die persönlichen Daten der russischen Söldnertruppe erbeutet haben, ist nicht unabhängig bestätigt.
Bei der gehackten Wagner-Webseite scheint es sich um eine Seite zu handeln, die von Russland in den letzten Monaten zwecks Rekrutierung neuer Söldner angelegt wurde. Am Dienstagnachmittag war die Webseite wieder unter der Kontrolle der Administratoren. Die gehackte Version der Seite ist mithilfe der Wayback Machine weiter abrufbar.
Auch ein Telegram-Kanal der Gruppe Wagner wurde das Ziel einer Störaktion. Der Kanal musste die Emoji-Reaktionen sperren, weil Netzaktivisten die Funktion mit ukrainischen Symbolen gekapert hatten.
Wagner's telegram channel had to disable its users' comments, because "through some miraculous way our adversary has replaced our like emoji" (to the Azov logo) pic.twitter.com/INB1QYkhmT
— Christo Grozev (@christogrozev) September 19, 2022
Der Angriff auf die Online-Präsenz sei ein klares Indiz dafür, «dass die Ukraine diese Gruppe für ein wichtiges psychologisches Ziel hält», sagte Konfliktforscherin Candace Rondeaux gegenüber dem Online-Portal Vice. Die Professorin beschäftigte sich eingehend mit der Gruppe Wagner.
Die Söldnertruppe Wagner ist Teil des russischen Sicherheitsapparates und ein Werkzeug der Regierung, das der Kreml zur hybriden Kriegsführung und für verdeckte Operationen nutzt. Seit 2022 ist sie massgeblich am russischen Überfall auf die Ukraine beteiligt. Laut Bundesnachrichtendienst hat die Truppe, die auch als Putins Schattenarmee bezeichnet wird, bei ihren Einsätzen Kriegsverbrechen in Form von Folter und Hinrichtungen begangen.
Der Kreml stellt die Gruppe Wagner als privates Sicherheitsunternehmen dar, um nicht direkt für deren Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht zu werden. Im Falle einer Niederlage könnte Putin zudem den Söldnern die Schuld in die Schuhe schieben. Private Militärunternehmen, die reguläre Truppen ergänzen, sind in Russland seit 2017 legal.
Militäranalysten gehen hingegen seit längerem davon aus, dass es sich bei der Gruppe Wagner mehr um eine paramilitärische Organisation als um ein privates Militärunternehmen handelt.
«Es handelt sich nicht um ein eigenständiges Unternehmen. Es ist keine private Sicherheitsfirma», sagte Konfliktforscherin Rondeaux. Wagner sei vielmehr «ein Zusammenschluss verschiedener Kontingente», die unter dem Einfluss des Verteidigungsministeriums stünden und daher «ein Arm des Staates» seien.
Nein, kann er nicht. Wagner dürfte es laut russischem Gesetz schon erst gar nicht geben, denn Söldnertum ist in Russland verboten..
Es ist nicht die Frage, ob Putin verlieren wird, sondern wann.