Die unabhängige Medienorganisation Fairmedia beobachtet das extremistische Treiben beim Messenger-Dienst Telegram. Und dies systematisch, mit Fokus auf Kanälen, die einen Bezug zur Schweiz haben.
Nun sind die Rechercheure auf einen beunruhigenden Fall gestossen, wie sie in einem aktuellen Bericht schreiben, den watson vorab einsehen konnte.
In Postings heisst es, «wir machen euch jetzt alle fertig», der «Deep State» sei auszulöschen und man müsse die «gesamte Schweizer Regierung exekutieren».
Solche justiziablen Aufrufe haben sich seit der Corona-Pandemie und den vom Bund erlassenen Massnahmen gehäuft. Dass diese jedoch ein breites Publikum erreichen, sei eher selten, hält Fairmedia fest.
Die Inhalte des besagten Telegram-Kanals deckten sich weitgehend mit der QAnon-Verschwörungstheorie aus den USA, die seit der Corona-Pandemie auch in der Schweiz Fuss gefasst habe.
Der Name des Telegram-Kanals und des mutmasslichen Betreibers wird hier nicht offengelegt, um nicht unfreiwillig Werbung dafür zu machen. Er ist dem Spektrum der Verschwörungserzähler und der aus Amerika bekannten QAnon-Bewegung zuzuordnen.
Zu den abstrusen Inhalten schreibt Fairmedia:
Die entsprechende Nachricht wurde bereits über 107’000 Mal angesehen, wie watson bestätigen kann.
Fairmedia hält fest:
Welche Telegram-Nutzerinnen und -Nutzer den Kanal abonniert haben, lässt sich allerdings nicht herausfinden.
Es sind auch keine offiziellen Userzahlen zur Schweiz bekannt und wir wissen nicht, wie viele Personen die toxischen Kanäle mit ihren extremistischen Inhalten konsumieren. Gemäss einer IGEM-Erhebung nutzen 800’000 Personen (12 Prozent der Bevölkerung) täglich einen alternativen Messenger-Dienst wie Telegram.
Fairmedia geht davon aus, dass die Abonnentinnen und Abonnenten des Telegram-Kanals sowohl aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, also aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, als auch aus Nordamerika stammen. Der Kanal-Betreiber verbreitet viele Nachrichten auf Englisch sowie auf Deutsch. Sie weisen zudem häufig einen Schweiz-Bezug auf.
watson geht nicht weiter auf den Betreiber ein.
Misstrauen und Hass auf politische und gesellschaftliche Eliten seien typische Merkmale des QAnon-Narrativs, hält Fairmedia fest. Die Verschwörungserzählungen gingen so weit, dass Eliten angeblich Kinder verschleppen und satanisch missbrauchen würden. Hier findet sich auch ein deutlicher Bezug zu einer entsprechenden antisemitischen Verschwörungserzählung.
Wie Fairmedia in einem früheren Bericht festhielt, befeuern auch Schweizer Alternativmedien, die über Telegram verbreitet werden, den Antisemitismus.
Die Schweizer Bundespolizei Fedpol hat Kenntnis von den entsprechenden Gewaltaufrufen, wie die Behörde gegenüber Fairmedia erklärte.
Das Fedpol, das auch für den Schutz der Landesregierung sowie der eidgenössischen Parlamentarierinnen und Parlamentarier zuständig ist, beobachte seit dem Ende der staatlichen Corona-Massnahmen weniger Drohmeldungen «gegenüber ihren Schutzpersonen», aber die Gesamtzahl der Drohungen sei gegenüber der Vor-Corona-Zeit noch immer erhöht.
Fairmedia schreibt im aktuellen Bericht, die regelmässig ausgewerteten Telegram-Kanäle seien «voll von Fehlinformationen, Hassrede und wirren Verschwörungstheorien». Dies alles bleibe unwidersprochen stehen und erfahre mehr oder weniger viel Zuspruch.