Ab sofort können Interessierte testen, wie die Schweizer E-ID und andere elektronische Nachweise künftig im Alltag eingesetzt werden können. Dies teilte das Bundesamt für Justiz am Mittwoch mit.
Der Bund stelle dazu allen Interessierten eine kostenlose Testumgebung zur Verfügung. Private und Behörden könnten nun probeweise auf der «Vertrauensinfrastruktur» eigene elektronische Nachweise entwickeln und die Vorteile der E-ID nutzen, wie es heisst.
Gemäss Mitteilung wird alles als Open-Source-Software veröffentlicht und sei für die Bevölkerung, Wirtschaft und die Behörden gratis verfügbar.
Wer die Testumgebung und die darin angebotenen Dienstleistungen nutzen will, muss zunächst die App «Swiyu» aufs eigene iPhone oder Android-Smartphone laden und kann sich daraufhin einen fiktiven Identitätsnachweis (Beta-ID) ausstellen lassen.
watson hat die App ausprobiert. Das Einrichten und Beziehen einer Beta-ID funktionierten reibungslos. Einen praktischen Nutzen gibt es vorläufig aber nicht.
Das E-ID-Gesetz kann gemäss Mitteilung aus Bundesbern frühestens im dritten Quartal 2026 in Kraft gesetzt werden. Bis zur definitiven Lancierung des digitalen Personalausweises wird es also noch dauern.
Zu jenem Zeitpunkt soll auch die Vertrauensinfrastruktur betriebsbereit sein. Damit ist die vom Staat betriebene Plattform gemeint, die im Hintergrund gewährleisten soll, dass Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz ihre Identität im Internet sicher und datenschutzfreundlich belegen können. Das Ganze ist freiwillig.
Über diese technische Infrastruktur sollen auch kantonale und kommunale Behörden und private Organisationen andere elektronische Nachweise ausstellen können. Die E-ID selbst wird nur vom Bund ausgestellt.
In der App soll man nebst der E-ID beliebige andere Nachweise von Behörden (z.B. die Wohnsitzbestätigung) speichern können. Andere mögliche Anwendungen sind das Ausstellen von Diplomen durch Bildungsinstitutionen, Konzerttickets und Mitgliederausweise.
Eine erste praktische Anwendung der Vertrauensinfrastruktur ist der elektronische Lernfahrausweis (eLFA), den der Bund zusammen mit den Strassenverkehrsämtern entwickelt und bereits in einem Pilotprojekt im Kanton Appenzell Ausserrhoden getestet hat.
Lernfahrerinnen und Lernfahrer können ihren Ausweis über eine separate Smartphone-App namens «pilotWallet» beantragen, dort sicher aufbewahren und wenn nötig (z.B. bei Polizeikontrollen) vorweisen.
Das Eidgenössische Parlament hatte das E-ID-Gesetz am 20. Dezember 2024 verabschiedet. Die Piratenpartei kündigte im Januar an, das Referendum zu ergreifen.
Ich finde es absolut klasse, dass hier das Feedback der zukünftigen Nutzer frühzeitig eingeholt wird, so dass man noch Möglichkeiten hat rechtzeitig Anpassungen zu machen.
Für mich handeln die Verantwortlichen exemplarisch und ich würde gerne mehr davon sehen.