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Das Timing ist gut gewählt: Nur wenige Tage nachdem Bundesrat Alain Berset erneut steigende Krankenkassenprämien für 2016 verkünden musste, taucht der neue Krankenkassen-Vergleichsdienst Smartie.ch im Netz auf. Wie bei Comparis und Priminfo (dem Vergleichsportal des Bundes), lässt sich auch bei Smartie mit wenigen Klicks die günstigste Krankenversicherung ermitteln. Darüber hinaus bietet die Webseite ein ganzes Bündel an Zusatzfunktionen, die den Newcomer von etablierten Vergleichsdiensten abhebt: Etwa Videochats mit Versicherungsberatern oder ein Videokanal mit Dutzenden kurzen Clips, die häufig gestellte Fragen zu Themen wie Franchise, Unfallversicherung oder Hausarztmodell erklären.
Wir haben uns Smartie etwas genauer angeschaut.
Gleich zu Beginn fällt auf, dass man sich mit einem Passwort anmelden muss. Was zunächst irritiert und unnötig kompliziert erscheint, ergibt auf den zweiten Blick Sinn: Der Comparis-Rivale zeigt nicht nur die günstigsten Versicherungen, er ist auch ein Bewertungsportal. «Die Nutzer können bei uns Versicherungen, einzelne Produkte und gar den Versicherungsberater bewerten», sagt Thomas Löhrer von Smartie.
Das Schweizer Jungunternehmen will das Tripadvisor (Hotelvergleichsdienst) für Versicherungen werden – sprich eine soziale Plattform, auf der Versicherte Erfahrungsberichte anderer Nutzer lesen und sich austauschen können. Vorerst kann man Auto- und Krankenversicherungen vergleichen, 2016 sollen Hausrat-, Reiseversicherungen und weitere Kategorien hinzukommen.
Das zwingende Benutzerkonto dürfte der Qualität der Bewertungen zugute kommen, hat aber einen weiteren Grund: «Je mehr der Kunde über sich verrät (Sportarten, Brillenträger etc.) desto individuellere Versicherungsprodukte können wir ihm vorschlagen», erklärt Löhrer. Der Nutzer gibt also zunächst Informationen über sich preis und erhält dafür – so das Versprechen – massgeschneiderte Versicherungsvorschläge. Die Krux dabei: Der Kunde muss wohl oder übel darauf vertrauen, dass die persönlichen Daten nicht zu den Versicherungen wandern.
Mit Helsana, Sanitas, Groupe Mutuel etc. sind bereits zahlreiche grosse Namen an Bord, allerdings fehlen noch die kleineren Versicherer. «Wir wollen nicht alle, sondern alle relevanten», sagt Löhrer. Die Idee sei, nicht nur reine Preisvergleiche anzubieten, sondern Angebote mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis.
Bei den Krankenkassen rennt Smartie offene Türen ein. Diese kritisieren seit Jahren Marktführer Comparis, der zwar ihre Preise vergleicht, nicht aber die gebotene Qualität. Was den Versicherungen besonders missfällt: Quasi Monopolist Comparis kann seine dominante Marktstellung in den Verhandlungen mit ihnen beliebig ausspielen. Der Vergleichsdienst steht zwischen den Krankenkassen und ihren Versicherten und diktiert somit die Gebühren für vermittelte Neukunden. Dieses ungleiche Kräfteverhältnis könnte nun mit Smartie ins Wanken geraten.
Die Kassen zahlen namhafte Beträge für potenzielle Kunden, die über Comparis eine Offerte bestellen. Diese Vermittlungsgebühren werden an die Kunden überwälzt und verteuern die Gesundheitskosten. Dennoch gibt es keine rechtliche Grundlage, die Provisionen für Vertragsabschlüsse verbietet. «Das Krankenversicherungsgesetz (KVG) verlangt einzig, dass sich die Verwaltungskosten auf das für eine wirtschaftliche Geschäftsführung erforderliche Mass beschränken», teilt das Bundesamt für Gesundheit im Beamtendeutsch mit.
Geld verdienen mit vermittelten Kunden will auch Smartie: «Bei uns zahlen Versicherer nur für effektiv vermittelte Kunden. Da unterscheiden wir uns von Comparis, wo bereits vermittelte Offerten vergütet werden», sagt Löhrer. Eine zweite Einnahmequelle sind Versicherungsvermittler, die gegen eine Gebühr ihre Beratungsdienste auf der Webseite anbieten dürfen.
Der neue Online-Vergleichsdienst wurde in den letzten ein, zwei Jahren vom St.Galler Technologie-Startup Andiast entwickelt. Die Jungfirma des Inders Raghav Belavadi gibt es seit 2011. Verwaltungsratspräsident ist Frank Marthaler, der zuvor in der Konzernleitung der Post sass.
Andiast konnte von Privaten 1,5 Millionen Franken Kapital für die Erstfinanzierung von Smartie auftreiben. Auch Marthaler und der Verwaltungsrat haben in die Firma investiert. Momentan suche man weitere institutionelle Anleger, wobei Versicherungen explizit nicht in Frage kommen, sagt Löhrer. Man wolle unabhängig bleiben.
Nächstes Jahr soll Smartie auch unterwegs als App genutzt werden können, direkt dort, wo eine Versicherung zur Diskussion steht. Beispielsweise beim Autokauf, bei der Reisebuchung oder beim Handykauf. Auch die Expansion nach Deutschland und Österreich sei ein Ziel für 2016.