Digital
Schweiz

Replay-TV von Swisscom, UPC und Co. soll eingeschränkt werden

Fernsehen TV schauen (shutterstock)
Mit Replay-TV zeitversetzt Fernsehen und die Werbung überspringen: Das könnte bald viel teurer werden.Bild: KEYSTONE

Der Kampf ums Replay-TV hat bereits begonnen – und es steht 1:0 für die Gegner

Die Gegner des Replay-TV führen mit 1:0. Die Fernmeldekommission hat sich deutlich für Einschränkungen beim zeitversetzten Fernsehen ausgesprochen. Das soll sich nun ändern.
04.07.2018, 09:4005.07.2018, 06:24
Mehr «Digital»

Die Fernmeldekommission des Nationalrats will das zeitversetzte Fernsehen nur noch mit Zustimmung der TV-Sender zulassen. Das hat die Kommission bei den Beratungen zur Revision des Fernmeldegesetzes am Dienstag beschlossen. 

Für die Einschränkungen beim Replay-TV hat sich die Kommission mit 17 zu 4 Stimmen bei 3 Enthaltungen ausgesprochen. Demnach sollen Swisscom, UPC, Sunrise und Co. künftig TV-Programme «nur zeitgleich, unverändert und vollständig weiterverbreiten dürfen» – es sei denn, der Sender stimmt etwas anderem zu. Im Klartext soll so das Überspringen der Werbung beim Replay-TV verhindert werden. 

Die Kommission wolle damit erreichen, dass die schweizerischen TV-Sender die Bedingungen für die Übernahme ihrer Programme ins zeitversetzte Fernsehen mit TV-Verbreitern wie Swisscom, Wilmaa, Teleboy etc. einzeln verhandeln dürften, heisst es in der Mitteilung. Allerdings zahlen die TV-Verbreiter den TV-Sendern schon heute 1.60 Franken pro Abonnent und Monat für die Replay-Funktion. Künftig dürfte dies deutlich teurer werden – sofern das Parlament der Empfehlung der Kommission folgt.

Die TV-Sender argumentierten im Vorfeld, ihnen gingen durch zeitversetztes Fernsehen Werbeeinnahmen von über 100 Millionen Franken pro Jahr verloren, denn Replay-TV ermöglicht es mit einem kostenpflichtigen Abo, Sendungen bis zu sieben Tage später anzuschauen und dabei Werbeblöcke zu umgehen.

Scharfe Kritik der Konsumentenschützer

Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) hatte entsprechende Pläne im Vorfeld kritisiert und vor einem «klammheimlichen Angriff» auf das zeitversetzte Fernsehen im Parlament gewarnt. Die Konsumentenschützer sehen den zeitversetzten TV-Konsum in Gefahr.

Die Gegner des Replay-TV argumentieren, dass die schrumpfenden Werbeeinnahmen die Qualität und Vielfalt des TV-Programms gefährden. Die SKS hält dagegen, dass das zeitversetzte Fernsehen den TV-Konsum und somit auch die Werbeeinnahmen insgesamt steigere.

Weniger Anbieter? Teurere TV-Abos?

Falls die Spulfunktionen für Werbeblöcke nur noch mit der Zustimmung des Senders möglich wären, sei mit weitreichenden Auswirkungen zu rechnen. So sei etwa zu befürchten, dass nur grosse Unternehmungen wie Swisscom und UPC die finanziellen Mittel aufbringen können, um sich von den Sendern die Rechte für Replay-Angebote zu erkaufen.

«Spezialisierte Anbieter wie Zattoo, Wilmaa oder Teleboy könnten gar vom Markt verschwinden», warnte die Stiftung. Denn finanzstarke Firmen könnten vermutlich bessere Deals mit den TV-Sendern aushandeln als kleine Anbieter. Auch markante Preisanstiege bei den TV-Abos seien zu erwarten, da die TV-Verbreiter die Mehrkosten teils an die Konsumenten überwälzen dürften.

Rückschritt in die Steinzeit

Ausserdem sei die Einschränkung des Replay-TVs ein Rückschritt in die Steinzeit: «Wer sich eine Sendung zu einem späteren Zeitpunkt anschauen will, müsste diese – wie vor Jahrzehnten – wieder mit dem Videorekorder aufnehmen», schrieb die SKS. Paradoxerweise wäre damit das Überspulen von Werbung weiterhin problemlos möglich.

Der Beschluss der Fernmeldekommission ist ein Etappensieg für die TV-Sender, bedeutet allerdings noch längst nicht das Ende des zeitversetzten Fernsehens. Mit der Swisscom haben auch die Befürworter des Replay-TV eine mächtige Lobbyistin im Parlament. Zudem dürften sich viele Parlamentarier noch keine feste Meinung zu diesem Thema gebildet haben.

Wie schaust du am liebsten Fernsehen?

(oli/sda)

So sieht es aus, wenn ein Typ aus den 90ern ins 2018 reist

Video: watson/Knackeboul, Madeleine Sigrist, Lya Saxer
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
115 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
hemster (eidg. dipl. Rechtschreibfehler)
04.07.2018 10:03registriert Januar 2016
paradebeispiel für unsere volksvertreter eh ich meine unternehmensvertreter... oder ist dies das selbe?
4096
Melden
Zum Kommentar
avatar
Tiny Rick
04.07.2018 09:50registriert Dezember 2014
Hoffentlich schaut dann niemand mer programme dieser sender, so dass ihnen dies mehr schadet als nützt. Sie fördern so nir das immer weniger das herkömmliche fernsehen nutzen. Netflix und co. wirds freuen.
3697
Melden
Zum Kommentar
avatar
Strizi
04.07.2018 15:08registriert Juli 2018
Als kleine Entscheidungshilfe bei den nächsten Wahlen: Voilà, die Fernmeldekommission des Nationalrats.

Edith Graf-Litscher, TG
Matthias Aebischer, BE
Viola Amherd, VS
Thomas Ammann, SG
Adrian Amstutz, BE
Frédéric Borloz, VD
Manfred Bühler, BE
Thierry Burkart, AG
Martin Candinas, GR
Kurt Fluri, SO
Ulrich Giezendanner, AG
Jürg Grossen, BE
Bernhard Guhl, AG
Philipp Hadorn, SO
Thomas Hardegger, ZH
Hugues Hiltpold, GE
Thomas Hurter, SH
Jacques-André Maire, NE
Nadja Pieren, BE
Lorenzo Quadri, TI
Fabio Regazzi, TI
Natalie Rickli, ZH
Gregor Rutz, ZH
Michael Töngi, LU
Walter Wobmann, SO
1101
Melden
Zum Kommentar
115
Unfallverhütungsstelle ruft Velohelme für Kinder zurück

Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) ruft diverse Velohelme für Kinder zurück. Da die Kinderhelme aufgrund eines Fehlers am Befestigungssystem nicht richtig auf dem Kopf sitzen würden, bestehe bei Stürzen eine Verletzungsgefahr.

Zur Story