Die freudige Erwartung war enorm, die Enttäuschung hätte grösser kaum ausfallen können. Eine Stunde und 18 Minuten bevor auf der Wiesn 2022 die erste Bierleiche registriert wurde, richtete bei Twitter ein User eine Bitte an die Münchner Polizei, mit der er Dutzenden anderen aus dem Herzen sprach: «Kommen auch wieder die Tweets der #Wiesnwache? Ganz ehrlich: Darauf warten wir doch alle!»
Unter diesem Hashtag hatten die Beamten die letzten Oktoberfeste über in einer Art Twitter-Dauerlauf launige Nachrichten von der Wiesn verbreitet. Mehr als 3000 Likes ergatterte zum Beispiel diese Kurzgeschichte aus dem Jahr 2016:
Und dann der Schock: Auf wiederholte Nachfragen, wann denn nun endlich mit den #Wiesnwachen-Tweets 2022 zu rechnen sei, antwortete die Polizei München bloss lapidar: «Vielleicht nächstes Jahr wieder.»
Der Aufschrei bei Twitter war gross. «Kinners, das einzig Unterhaltsame an dem ganzen Zirkus ist die #Wiesnwache auf Twitter», fasste eine Userin aus NRW zusammen. «Also lasst uns nicht im Stich. Hab' keinen Kopf, 600 Kilometer zu fahren und irgendeinen Unfug zu treiben, nur um mit euch in Kontakt zu treten.»
Den 12h Marathon wird es dieses Jahr nicht geben, dafür aber ausgesuchte Schmankerl der Wiesnwache.— Polizei München (@PolizeiMuenchen) September 19, 2022
Aber immerhin: Die Polizei zeigte sich kompromissbereit. Statt des gewohnten zwölfstündigen Twitter-Gewitters, während dessen eine Nachricht die nächste jagte, verbreiten die Beamten nun in diesem Jahr in weit gemütlicherem Tempo augenzwinkernd formulierte Wiesn-Anekdoten. Seit Montag gibt es dazu den Hashtag #Wiesenschmankerl.
Unser vierbeiniger Kollege Pasco sah nach seiner Schicht so hungrig aus, dass er einen Knochen geschenkt bekommen hat. Da der Knochen sonst auf dem Müll gelandet wäre, fällt Bestechung aus. WinWin würden wir sagen.#Wiesnschmankerl #theuntouchables pic.twitter.com/Liv3xP3qZ0— Polizei München (@PolizeiMuenchen) September 19, 2022
Den Anfang machte ein Foto von Diensthund «Pasco» mit grossem Knochen im Maul. Seither passiert immer mal wieder etwas, das die Beamten für berichtenswert erachten und das die Twitter-Gemeinschaft amüsiert: «Lieber es kommt einem ein Armkettchen von Pandora, als die Büchse der Pandora abhanden», twitterten die Oktoberfest-Polizisten zum Beispiel noch am Montagabend. «Trotzdem schade für die HB-Festzelt-Besucherin. Sollte es jemand finden, bitte im Wiesn-Fundbüro abgeben. Die Kette, nicht die Büchse.»
Und am Dienstagmittag dann: «Do wars Mass no ned voi! Um seinen Durst zu löschen, hüpfte ein Gast nach Schliessung über den Tresen und führte die Selbstbedienung im Schankraum ein. Am Ausgang wurde ihm seine flüssige Beute von uns abgenommen.»
(dsc/t-online)