Der Elektroauto-Bauer Tesla hat seine Zulieferbetriebe darum gebeten, einen bedeutsamen Teil seit 2016 geleisteter Zahlungen zurückzuerstatten, berichtet das «Wall Street Journal» unter Berufung auf ein entsprechendes Schreiben. Tesla möchte Geld, das den Lieferanten bereits überwiesen worden ist, wieder zurück, um die eigene Bilanz zu verbessern. Zudem wurden die Lieferanten laut WSJ aufgefordert, ihre Preise zu senken, auch für bereits abgeschlossene Verträge.
In dem Brief an die Tesla-Lieferanten wird die Erfüllung der Bitte als entscheidend für die Fortführung des Geschäfts dargestellt. Die Kooperation seitens der Lieferanten sei als Unterstützung bei Teslas Bemühen, profitabel zu werden und als Investment in die Zukunft des Unternehmens zu sehen. Dies wiederum würde das gemeinsame Wachstum vorantreiben. Im Klartext: Gebt uns Geld zurück, damit wir überleben, denn davon profitiert auch ihr.
Der Bericht des WSJ liess die Tesla-Aktie weiter sinken, da er die Spekulationen über Liquiditätsengpässe zusätzlich nährt. Tesla bestätigte der Zeitung, sich um niedrigere Preise bei Zulieferern zu bemühen, ohne jedoch konkret auf das Memo einzugehen. Der Firma zufolge handelt es sich dabei um eine gängige Verhandlungspraxis, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.
Branchenexperten sehen das anders: Preissenkungen bei einem laufenden Vertrag könnten durchaus vorkommen, Bitten um Rückerstattungen von bereits erbrachten Leistungen seien indes unüblich: «Es ist einfach aberwitzig und zeigt, dass Tesla momentan verzweifelt ist», zitierte die Zeitung den langjährigen Branchenkenner Dennis Virag: «Sie sorgen sich um ihre Profitabilität, kümmern sich aber nicht um die Profitabilität ihrer Lieferanten», sagte Virag, der seit 40 Jahren in der Autoindustrie tätig ist. Die Forderung Teslas könne manche Lieferanten in die Bredouille bringen.
Seit Gründung 2003 hat Tesla noch nie einen Jahresgewinn geschafft. Der holperige Produktionsstart des Hoffnungsträgers Model 3 verschlang zuletzt enorm viel Geld. Wie die auf Wirtschaftsthemen spezialisierte Nachrichtenagentur Bloomberg kürzlich errechnete, verlor Tesla im ersten Quartal 2018 7430 Dollar pro Minute.
Tesla-Chef Musk hatte trotzdem angekündigt, dass das Unternehmen im dritten und vierten Quartal schwarze Zahlen schreiben werde. Ob man dies schafft, bleibt ungewiss. Mitte Juni teilte Musk mit, dass er neun Prozent seiner Belegschaft (rund 4000 Angestellte) entlassen werde, um Kosten zu sparen und profitabel werden.
Tesla müsste pro Woche wohl mindestens 5000 Autos des Typs Model 3 produzieren, um nicht weiter Verluste anzuhäufen. Dieses Produktionsziel wurde Ende Juni erreicht, bislang kann der Output aber nicht konstant gehalten werden. Laut Bloomberg konnte Tesla in der letzten Woche nur 2825 Model 3 fertigen. Ein Zeichen, dass die Produktionsprobleme nicht gelöst sind.
Die Investmentbank Goldman Sachs prognostizierte im Mai, Tesla könne bis 2020 bis zu 10 Milliarden Dollar frisches Kapital benötigen.
(oli/awp/sda/dpa)
https://www.marktundmittelstand.de/einkauf/automobilzulieferer-wenden-sich-von-oems-ab-1230822/
Wie es scheint in der Autobranche eine gängige Praxis.
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