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Ukraine

Netzausfälle bei ukrainischen Providern durch Cyberattacken

Szene aus dem Ukraine-Krieg im Dezember 2023.
Die ukrainische Armee verfügt über Satelliten-Internet. Es ist nicht bekannt, wie sie vom massiven Netzausfall beim grössten Mobilfunk-Provider des Landes betroffen ist.Screenshot: twitter.com

Cyberattacke schneidet Millionen Ukrainer vom Netz ab – das wissen wir

Es handle sich um einen «mächtigen Hackerangriff», teilt das betroffene Unternehmen Kyivstar mit. Auch andere Provider seien betroffen. Eine Sicherheitsexpertin warnt vor potenziell gravierenden Folgen.
12.12.2023, 11:5513.12.2023, 12:32
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Kyivstar, der grösste Internet-Provider der Ukraine mit 24 Millionen Kundinnen und Kunden, war am Dienstag von massiven technischen Problemen betroffen.

Angeblich funktionierten das Mobilfunknetz und die Festnetzleitungen in mehreren Regionen nicht mehr.

«Der grösste Kommunikationsanbieter der Ukraine, Kyivstar, ist ausgefallen, sodass Millionen während des Krieges keinen lebenswichtigen Zugang zu Kommunikation und Informationen haben.»
Maria Avdeeva, ukrainische Sicherheitsexpertinquelle: twitter.com

Offenbar sind weitere ukrainische Provider betroffen, wie aus aktuellen Berichten hervorgeht:

  • Auch Vodafone Ukraine sei einem Cyberangriff ausgesetzt.
  • Und auch Lifecell, den drittgrössten ukrainischen Mobilfunknetzbetreiber, habe es erwischt.

Derweil sei das ukrainische Online-Finanzinstitut Monobank von einem massiven DDoS-Angriff betroffen gewesen. Die Server-Überlastungsattacke sei abgewehrt worden.

Handelt es sich um einen Totalausfall?

Nein. Das ist nicht bestätigt.

Auf der Social-Media-Plattform X machten unbestätigte Meldungen von einem Totalausfall die Runde. Einzelne User widersprachen aber, es sei längst nicht alles «down».

Bei X (Twitter) hiess es, Gerüchte über einen Totalausfall der ukrainischen Kommunikations-Infrastruktur seien falsch.
Screenshot: twitter.com

Betroffene Kyivstar-Kundinnen und -Kunden meldeten seit dem Morgen des 12. Dezember Probleme und gaben an, dass sie keine Anrufe mehr tätigen oder empfangen und keine Internetdienste nutzen können.

  • Das nationale Roaming sei beeinträchtigt, also die Verbindungen zwischen ukrainischen Providern.
  • Einige Bankterminals und Geldautomaten seien betroffen.
  • Die Behörden der Stadt Sumy im Nordosten der Ukraine sagten, das Luftangriffswarnsystem werde «vorübergehend nicht funktionieren», berichtete AFP.
  • Reparaturarbeiten seien am Laufen.
  • Das Ministerium für Infrastruktur strebe eine Wiederherstellung der Kommunikation in vier bis fünf Stunden an.
Grafik zeigt, wie am 12. Dezember 2023 der Datenverkehr bei Kyivstar einbrach.
Der Ausfall der Festnetz- und Mobilfunkdienste in einer Grafik.Screenshot: twitter.com

Auch die Kyivstar-Website war am Dienstag während Stunden nicht mehr erreichbar.

Website kyvstar.ua war am 12. Dezember 2023 nicht erreichbar.
Screenshot: kyvstar.ua

Wie die Tageszeitung «The Kyiv Independent» schreibt, berichteten Abonnentinnen und Abonnenten von massiven Kommunikationsausfällen – demnach sind Probleme in den Oblasten Kiew, Odessa und Dnipropetrowsk aufgetreten.

Das Lahmlegen von Kyivstar sei vielleicht der grösste erfolgreiche Cyberangriff auf die Ukraine seit Russland am 24. Februar 2022 seine Invasion startete, so die «Kyiv Post».

Wer steckt hinter den Cyberattacken?

Das ist nicht klar.

Dieses Posting bei X (Twitter) soll den Hackerangriff bestätigen:

Netzwerkausfall beim ukrainischen Provider Kyivstar.
In dem Posting heisst es (übersetzt): «Heute Morgen waren wir das Ziel eines mächtigen Hackerangriffs. Es kam zu einem technischen Fehler, wodurch die Dienste vorübergehend nicht verfügbar sind.»Screenshot: twitter.com

Kyivstar hat den Vorfall den Strafverfolgungsbehörden und anderen staatlichen Stellen gemeldet. Der Sicherheitsdienst der Ukraine (SSU) habe ein Strafverfahren eröffnet und seine Spezialagenten seien an den Ermittlungen beteiligt.

Zunächst lagen keine gesicherten Informationen vor, dass pro-russische Hacktivistengruppen wie «Killnet» oder «NoName057(16)» an den Attacken beteiligt waren.

Bei X (Twitter) hiess es seitens des unabhängigen News-Dienstes @Flash_news_ua, Ursache sei ein Hackerangriff «auf den Kern des Netzwerks» von Kyivstar.

In einer ersten Stellungnahme von Kyivstar wurde nichts zur Ursache mitgeteilt. Später hiess es, die persönlichen Daten der Kundschaft seien nicht kompromittiert worden.

Bei Facebook hatte Kyivstar am Dienstagmorgen zunächst nur von einer technischen Störung gesprochen:

«Heute ist in unserem Netz eine technische Störung aufgetreten, die dazu führen kann, dass einige unserer Abonnenten keine Kommunikations- und Internetzugangsdienste in Anspruch nehmen können.

Die Spezialisten des Unternehmens arbeiten an der Behebung des Problems (...).»
quelle: facebook.com/kyivstar

Kyivstar gilt als führender Telekom-Anbieter der Ukraine mit über 24 Millionen Mobilfunkkunden und mehr als einer Million Festnetz-Internet-Kunden (Stand: September 2023).

In einem weiteren Posting zeigten sich die Verantwortlichen bei Kyivstar kämpferisch:

«Ja, unsere Feinde sind tückisch. Aber wir sind bereit, uns allen Schwierigkeiten zu stellen, sie zu überwinden und weiterhin für die Ukrainer zu arbeiten.»

Update 13. Dezember: Kyivstar plant, am 13. Dezember das Festnetz für Haushalte wiederherzustellen und mit der Einführung von Mobilfunk und Internet zu beginnen. Die digitale Infrastruktur sei «schwer beschädigt» worden, sodass die Wiederherstellung aller Dienste «unter Einhaltung der erforderlichen Sicherheitsprotokolle» Zeit in Anspruch nehme.

Quellen

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7 Kommentare
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So oder so
12.12.2023 13:27registriert Januar 2020
Der Alltägliche Terror von Russland gegen die Ukraine und der Westen Schläft weiter bis er auch dran kommt.
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