Cyberattacke schneidet Millionen Ukrainer vom Netz ab – das wissen wir
Kyivstar, der grösste Internet-Provider der Ukraine mit 24 Millionen Kundinnen und Kunden, war am Dienstag von massiven technischen Problemen betroffen.
Angeblich funktionierten das Mobilfunknetz und die Festnetzleitungen in mehreren Regionen nicht mehr.
Offenbar sind weitere ukrainische Provider betroffen, wie aus aktuellen Berichten hervorgeht:
- Auch Vodafone Ukraine sei einem Cyberangriff ausgesetzt.
- Und auch Lifecell, den drittgrössten ukrainischen Mobilfunknetzbetreiber, habe es erwischt.
Derweil sei das ukrainische Online-Finanzinstitut Monobank von einem massiven DDoS-Angriff betroffen gewesen. Die Server-Überlastungsattacke sei abgewehrt worden.
Handelt es sich um einen Totalausfall?
Nein. Das ist nicht bestätigt.
Auf der Social-Media-Plattform X machten unbestätigte Meldungen von einem Totalausfall die Runde. Einzelne User widersprachen aber, es sei längst nicht alles «down».
Betroffene Kyivstar-Kundinnen und -Kunden meldeten seit dem Morgen des 12. Dezember Probleme und gaben an, dass sie keine Anrufe mehr tätigen oder empfangen und keine Internetdienste nutzen können.
- Das nationale Roaming sei beeinträchtigt, also die Verbindungen zwischen ukrainischen Providern.
- Einige Bankterminals und Geldautomaten seien betroffen.
- Die Behörden der Stadt Sumy im Nordosten der Ukraine sagten, das Luftangriffswarnsystem werde «vorübergehend nicht funktionieren», berichtete AFP.
- Reparaturarbeiten seien am Laufen.
- Das Ministerium für Infrastruktur strebe eine Wiederherstellung der Kommunikation in vier bis fünf Stunden an.
Auch die Kyivstar-Website war am Dienstag während Stunden nicht mehr erreichbar.
Wie die Tageszeitung «The Kyiv Independent» schreibt, berichteten Abonnentinnen und Abonnenten von massiven Kommunikationsausfällen – demnach sind Probleme in den Oblasten Kiew, Odessa und Dnipropetrowsk aufgetreten.
Das Lahmlegen von Kyivstar sei vielleicht der grösste erfolgreiche Cyberangriff auf die Ukraine seit Russland am 24. Februar 2022 seine Invasion startete, so die «Kyiv Post».
Wer steckt hinter den Cyberattacken?
Das ist nicht klar.
Dieses Posting bei X (Twitter) soll den Hackerangriff bestätigen:
Kyivstar hat den Vorfall den Strafverfolgungsbehörden und anderen staatlichen Stellen gemeldet. Der Sicherheitsdienst der Ukraine (SSU) habe ein Strafverfahren eröffnet und seine Spezialagenten seien an den Ermittlungen beteiligt.
Zunächst lagen keine gesicherten Informationen vor, dass pro-russische Hacktivistengruppen wie «Killnet» oder «NoName057(16)» an den Attacken beteiligt waren.
Bei X (Twitter) hiess es seitens des unabhängigen News-Dienstes @Flash_news_ua, Ursache sei ein Hackerangriff «auf den Kern des Netzwerks» von Kyivstar.
In einer ersten Stellungnahme von Kyivstar wurde nichts zur Ursache mitgeteilt. Später hiess es, die persönlichen Daten der Kundschaft seien nicht kompromittiert worden.
Bei Facebook hatte Kyivstar am Dienstagmorgen zunächst nur von einer technischen Störung gesprochen:
Die Spezialisten des Unternehmens arbeiten an der Behebung des Problems (...).»
Kyivstar gilt als führender Telekom-Anbieter der Ukraine mit über 24 Millionen Mobilfunkkunden und mehr als einer Million Festnetz-Internet-Kunden (Stand: September 2023).
In einem weiteren Posting zeigten sich die Verantwortlichen bei Kyivstar kämpferisch:
Update 13. Dezember: Kyivstar plant, am 13. Dezember das Festnetz für Haushalte wiederherzustellen und mit der Einführung von Mobilfunk und Internet zu beginnen. Die digitale Infrastruktur sei «schwer beschädigt» worden, sodass die Wiederherstellung aller Dienste «unter Einhaltung der erforderlichen Sicherheitsprotokolle» Zeit in Anspruch nehme.