Digital
Wirtschaft

Trump vs. China: Warum Samsung das besser wegsteckt als Apple

epaselect epa11240408 Apple CEO Tim Cook drinks a beverage before the annual meeting of the China Development Forum at the Diaoyutai Guesthouse in Beijing, China, 24 March 2024. The China Development  ...
Unter dem langjährigen Konzernchef Tim Cook hat Apple eng mit China kooperiert – das könnte sich nun rächen. Bild: keystone

Trump verursacht Zoll-Stress: Warum Samsung das besser wegsteckt als Apple

Dass US-Präsident Donald Trump die Handelspolitik gegenüber China verschärft, bringt vor allem Apple in Bedrängnis. Die Konkurrenz auf dem Smartphone-Markt ist hier klar im Vorteil.
23.04.2025, 11:0623.04.2025, 12:52
Anna Von Stefenelli / watson.de
Mehr «Digital»

Handys sind längst mehr als nur Technik – sie sind Statussymbol, Alltagsbegleiter sowie Ersatz für Kamera, Kalender und Kreditkarte. Ausgerechnet jetzt, wo viele auf das neue iPhone schielen, droht ein Preisanstieg.

Der Grund liegt nicht in einem neuen Feature, sondern in der alten Rivalität zwischen den USA und China. Während Apple tief in dieser Abhängigkeit steckt, könnte Konkurrent Samsung plötzlich im Vorteil sein.

Die Ausgangslage

Apple im Nachteil

Die meisten iPhones weltweit stammen weiterhin aus China – und genau das könnte für Apple bald teuer werden. Laut Schätzungen der Investmentfirma Wedbush Securities werden rund 90 Prozent der iPhones nach wie vor in China gefertigt.

Zwar versucht Apple, Teile seiner Produktion zu verlagern, doch der Löwenanteil bleibt bislang in der Volksrepublik. Das Problem: Die USA und China befinden sich mitten in einem eskalierenden Handelskonflikt. Trumps Regierung hat bereits Zölle von mindestens 145 Prozent auf chinesische Importe verhängt – Tendenz steigend.

Smartphones sind aktuell noch von diesen Zöllen ausgenommen, aber das könnte sich laut CNN bald ändern. Der US-Regierung zufolge stehen vor allem Halbleiter, also die zentralen Bausteine moderner Elektronik, als Nächstes im Fokus.

Samsung verfolgt erfolgreiche Standort-Strategie

Ganz anders sieht es bei der Konkurrenz aus Südkorea aus: Samsung produziert seine Smartphones grösstenteils ausserhalb Chinas, vor allem in Vietnam, Indien, Südkorea und Brasilien. Das Unternehmen schloss bereits 2019 seine letzte Handyfabrik in China.

Die Marktforschungsfirma Counterpoint Research schätzt, dass etwa 90 Prozent der Samsung-Smartphones aus Vietnam stammen. Laut International Data Corporation liegt der Anteil dort bei 50 bis 60 Prozent. Indien ist das zweitgrösste Produktionsland für Samsung, gefolgt von Südkorea und Lateinamerika.

Schon 2018 eröffnete der Konzern in Indien nach eigenen Angaben die grösste Handyfabrik der Welt. 2024 war der Konzern der grösste Smartphone-Exporteur des Landes. Apple ist dort ebenfalls aktiv, doch zusammen kommen beide Hersteller laut Counterpoint auf satte 94 Prozent der Smartphone-Ausfuhren Indiens.

Samsung dank Trump auf Siegesfahrt?

Doch nicht alle Fachleute glauben, dass Samsung langfristig davon profitiert. Einer von ihnen ist Gerrit Schneemann, Senior Analyst bei Counterpoint Research, das sich auf die Smartphone-Industrie spezialisiert hat.

«Der Vorteil ist, dass sie nicht mit diesen verrückten Zahlen konfrontiert sind, mit denen wir es gerade zu tun haben», sagt Schneemann im Gespräch mit CNN. Gemeint sind die massiven Importzölle, die auf China-Produkte drohen.

Ein weiterer Unterschied: Apple verkauft vor allem wenige, hochpreisige Modelle. Samsung hingegen setzt auf eine breite Produktpalette – vor allem im günstigen bis mittleren Preissegment. Die Galaxy A-Serie sei der wichtigste Umsatztreiber des Konzerns, sagt Schneemann. Im Premiumbereich hat Apple die Nase vorn.

Trotz besserer Produktionsbedingungen ausserhalb Chinas bedeuten die Zölle Fachleuten zufolge nicht eine sichere Siegesserie für Samsung. Denn: die Apple-Kundschaft gilt als besonders markentreu. Selbst wenn iPhones teurer werden, heisst das nicht automatisch, dass die Apple-User zu Samsung wechseln. «Die Leute wechseln nicht einfach so», erklärt Schneemann.

Auch Linda Sui, Direktorin für globale Smartphone-Strategien bei TechInsights, glaubt nicht an eine grosse Verlagerung von Marktanteilen. Ihrer Einschätzung nach wird Apple die Produktion für den US-Markt verstärkt nach Indien verschieben – ein Prozess, der laut Berichten der Financial Times und der Times of India bereits angelaufen ist.

Auch andere Standorte sind von den Trump-Zöllen betroffen

Dazu kommt: Samsung ist zwar weniger abhängig von China, ganz immun ist das Unternehmen jedoch nicht. Trumps Ziel ist es, Produktion wieder in die USA zu holen – und auch Länder wie Vietnam und Indien müssen mit Zöllen von aktuell 10 Prozent rechnen. Das könnte am Ende auch Samsung treffen. Der grössere Unsicherheitsfaktor bleibt jedoch die Kaufkraft der Konsument:innen.

Steigende Preise – nicht nur bei Elektronik, sondern auch bei Alltagsgütern – könnten dazu führen, dass Konsumentinnen und Konsumenten seltener neue Smartphones kaufen. Gerade in Märkten wie den USA, in denen High-End-Smartphones beliebt sind, könnten längere Nutzungszyklen zur neuen Normalität werden.

Die neue Zollpolitik könnte dem Bericht zufolge die gesamte Elektronikbranche treffen. Viele Geräte – darunter Spielekonsolen und kabellose Kopfhörer – sind von den Ausnahmen bei den US-Zöllen nicht betroffen.

Die Spannungen zwischen den USA und China verschärften sich zuletzt, als Peking mit Gegenmassnahmen gegen jede Form von Handelsbeschränkung drohte. «Wenn es nicht zu schnellen Verhandlungen kommt, wird dieser Handelskrieg massiven Schaden anrichten – für Märkte, Tech-Branche und die US-Wirtschaft insgesamt», heisst es in einer Analyse von Wedbush Securities.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Chinas heimliche Propaganda-Armee: westliche Influencer
1 / 13
Chinas heimliche Propaganda-Armee: westliche Influencer
Die Kommunistische Partei Chinas, respektive das Regime in Peking, nutzt ausländische Influencer, um mit Staatspropaganda heimlich in die Mainstream-Medien im Westen einzudringen und die eigene Bevölkerung zu belügen.
quelle: ap / ng han guan
Auf Facebook teilenAuf X teilen
In China kann man bald per Rolltreppe Berge erklimmen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
19 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
19
    Top-100-Anwendungen – wofür ChatGPT und Co. 2025 wirklich genutzt werden
    Die generative KI gilt längst als vielseitiger Helfer bei technischen Problemen oder lästigen Schreibarbeiten. Doch dafür werden Chatbots immer seltener verwendet. Stattdessen dienen ChatGPT und Co. vielen Menschen als emotionale Unterstützung bei persönlichen Herausforderungen.

    Vor gut zweieinhalb Jahren hat die Künstliche Intelligenz mit dem kometenhaften Aufstieg von ChatGPT ihren Siegeszug begonnen. Schnell zeigte sich, dass die neuen Chatbots eine willkommene Erleichterung bei vielen alltäglichen Aufgaben sein können. Inzwischen wird das Aufkommen der generativen KI von Fachleuten gar als Beginn des «vierten industriellen Zeitalters» bezeichnet.

    Zur Story