Apple kooperiert mit dem chinesischen Techkonzern Alibaba, um KI-Funktionen für iPhones in China zu lancieren und damit seine Präsenz auf einem wichtigen und hart umkämpften Markt zu stärken. Diese Meldung hat am Donnerstag die Börse in Aufregung versetzt.
Die Nachricht über die Partnerschaft wurde zuerst vom US-amerikanischen Online-Medium «The Information» veröffentlicht. Dort hiess es, Apple habe auch andere chinesische KI-Unternehmen wie DeepSeek, Baidu, ByteDance und Tencent in Betracht gezogen, bevor es sich letztendlich für Alibaba entschieden habe.
Im autoritären China mit einer Bevölkerung von über 1,4 Milliarden Menschen herrscht eine rigorose, demokratiefeindliche Zensur. Ausländische Unternehmen müssen sich der staatlichen Überwachung unterwerfen.
Die chinesische Regierung schreibt vor, dass ausländische KI-Betreiber eine Partnerschaft mit einem chinesischen Unternehmen eingehen. Zudem müssen KI-Anwendungen von der staatlichen Regulierungsbehörde genehmigt werden. Laut unbestätigten Berichten haben sowohl Alibaba als auch Apple den chinesischen Behörden bereits entsprechende Unterlagen vorgelegt.
Ausserhalb Chinas setzt Apple bei der KI-Integration in seine iPhones auf eine Kombination aus eigenen «Apple Intelligence»-Anwendungen, die tief in die Betriebssystem-Software integriert sind, und dem KI-Chatbot ChatGPT von OpenAI. Ob die Partnerschaft mit Alibaba einem ähnlichen Modell folgen soll, ist nicht bekannt.
Der US-Techblog Apple Insider schreibt, Apples eigene KI-Funktionen würden wie in anderen Ländern erhalten bleiben, aber für die iPhone-User in China werde «eine zusätzliche Alibaba-Schicht» darüber gelegt. Diese manipuliere die (Text-)Ausgaben von Apple Intelligence, um sicherzustellen, dass alle an die User weitergegebenen Informationen zensiert werden, sofern Chinas Regierung nicht wolle, dass sie angezeigt werden.
China verlange ausserdem von Apple, die KI-Funktionen für chinesische User zu deaktivieren, wenn System-Updates veröffentlicht werden. Dadurch stellte das Regime sicher, dass Alibaba die nötige Zeit habe, um allfällige Anpassungen bezüglich Zensur zu machen.
Einige Analysten prognostizieren, dass Apples KI-Offensive dem US-Konzern in China zu einem Aufschwung verhelfen werde. Ein solcher Aufschwung würde von Investoren begrüsst, da die iPhone-Verkäufe des Unternehmens angesichts der scharfen Konkurrenz durch chinesische Smartphone-Hersteller wie Huawei, Xiaomi und Vivo kontinuierlich zurückgehen.
Das von Xi Jinping regierte Festland-China gilt als der weltweit grösste Markt für Smartphones.
Apple hatte 2024 bei seinen Verkaufszahlen in China einen deutlichen Rückschlag erlitten und seine Krone als führender Smartphone-Anbieter des Landes verloren. Im Geschäftsquartal, das Ende Dezember endete, brachen die Umsätze in China um 11 Prozent ein.
Schon 2014 hatte Apple-Chef Tim Cook öffentlich über die Möglichkeit einer «Hochzeit» zwischen Apple und Alibaba gesprochen. Damals ging es um Apple Pay und Alibabas Zahlungsplattform Alipay. Cook drückte dabei seinen Respekt für den Firmengründer Jack Ma aus. Er sagte, er arbeite gern mit «denen zusammen, die uns vorantreiben, und wir treiben sie gern voran.»
Nachdem das chinesische Start-up DeepSeek im Januar ein KI-Modell vorgestellt hatte, das die Wall Street in Erstaunen versetzte, präsentierte Alibaba die neueste Version seiner KI-Technologie Qwen und sagte, diese sei besser als das R1-Modell des Konkurrenten.
Qwen umfasst eine ganze Familie sogenannter grosser Sprachmodelle (englische Abkürzung LLM), die von Alibaba Cloud entwickelt werden. Im Juli 2024 platzierte sich Alibaba bei Vergleichstests als bestes chinesisches Sprachmodell und weltweit auf Platz 3 hinter den Sprachmodellen von Anthropic und OpenAI.