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Der komplett in Russland entwickelte «Macbook-Killer» lässt tief blicken

Um den westlichen Sanktionen zu trotzen und Russland unabhängig zu machen, lässt der russische Diktator Wladimir Putin eigene Notebooks entwickeln.
Um den westlichen Sanktionen zu trotzen und Russland unabhängig zu machen, lässt der russische Diktator Wladimir Putin eigene Notebooks entwickeln. screenshot: youtube

Der erste komplett in Russland entwickelte «Macbook-Killer» lässt tief blicken

Noch in diesem Jahr soll ein komplett in Russland entwickelter Laptop lanciert werden. Doch das «Made in Russia»-Mobilgerät illustriert vor allem die massiven Probleme des Landes.
20.08.2022, 11:0320.08.2022, 17:47
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Der russische Computerhersteller Prombit hat die Entwicklung eines im Frühjahr angekündigten Laptops abgeschlossen und das Gerät kürzlich «im finalen Design» präsentiert.

Das Bluewin-Portal bezeichnet es als «PutinBook». Und tatsächlich soll das erste komplett in Russland entworfene Notebook wohl vor allem an staatliche Abnehmer gehen. Es ist für die meisten Russinnen und Russen mit einem Preis ab 100'000 Rubel (rund 1600 Franken) unerschwinglich. Und es wird lediglich in sehr kleiner Stückzahl produziert.

Kreml-nahe russische Medien feiern den Bitblaze Titan BM15 als «MacBook-Killer». Doch das Gerät basiert auf veralteter Technik und der verbaute Chip wird zur Mangelware und illustriert die gravierenden Probleme wegen der Sanktionen.

Was ist besonders an diesem Gerät?

Spoiler: Fast alles. Wenn auch nicht so, wie es hiesige Notebook-Nutzerinnen und -Nutzer erwarten würden.

Überlassen wir zunächst das Wort der Russin Jana Brysch, kaufmännische Leiterin beim Computerkonzern Prombit.

Jana Brysch posiert stolz mit dem russischen Notebook.
Jana Brysch posiert stolz mit dem russischen Notebook.screenshot: vk.com
«Ich halte eine Legende in meinen Händen.»

Der offizielle Name: Bitblaze Titan BM15.

Dazu schrieb die Tech-Managerin:

«Sehr anständige Leistung, dünnes Aluminiumgehäuse, geringes Gewicht. Ich habe die wichtigsten Benutzeranwendungen getestet: Office-Programme und YouTube. Funktioniert super, der Akku hält bis zu 5 Stunden.»

Die Kommentare auf das begeisterte Posting folgten prompt. Von anderen russischsprachigen Nutzerinnen und Nutzern, die sich alles andere als euphorisch zeigten.

Ein User aus St.Petersburg kommentierte:

«Schande! Als Direktor eines Computerunternehmens mit mehr als 20 Jahren Erfahrung kann ich sagen, dass dieses Modell praktisch keine kommerziellen Aussichten hat (über den Preis schweige ich). Das Design dieses ‹Produkts› erinnert mich an das Design eines Laptops mit einem 386-Prozessor, den ich 1994 hatte. Und das in einem Land mit einer guten Schule für Industriedesign.»
quelle: vk.com
«Optisch wirkt das Notebook mit seinen dicken Display-Rändern und dem klobigen Gehäuse wie aus vergangenen Zeiten», urteilt das Tech-Newsportal heise.de.
«Optisch wirkt das Notebook mit seinen dicken Display-Rändern und dem klobigen Gehäuse wie aus vergangenen Zeiten», urteilt das Tech-Newsportal heise.de.screenshot: vk.com

Das klobige Design ist das kleinste Problem ...

Dass das Gerät im Akkubetrieb höchstens fünf Stunden durchhält, wie von Jana Brysch angegeben, liess bei einigen die Alarmglocken läuten. Umso mehr, als dass die Batteriekapazität laut Hersteller «6000 mAh» betragen soll.

Die verbaute Technik erinnere eher an einen Apple-Rechner oder einen Windows-PC aus dem Jahr 2012, heisst es in einem kritischen Medienbericht aus Deutschland.

Problem Nr. 1: Der Chip aus der Baikal-M-Reihe basiert auf einem 10 Jahre alten Chipdesign. Der Baikal-M1 wurde bereits in russische Desktop-PCs und All-in-One-Computer verbaut, die 2021 lanciert wurden.

Problem Nr. 2: Der Chip wurde in Russland entworfen, aber beim taiwanischen Marktführer TSMC produziert, wo auch Apple seine Macbook-Chips fertigen lässt. Doch TSMC darf wegen der vom Westen erlassenen Sanktionen (nach der Invasion im Februar) Russland keinen Chip mehr liefern.

«Ein allzu grosser Verlust dürfte das nicht sein. Denn der Baikal M wird noch im 28-Nanometer-Verfahren gefertigt. Apple ist bei seinen aktuellen Chips dagegen bereits bei den drastisch schnelleren fünf Nanometern angekommen. Russische Chipfabriken produzieren derzeit noch im 90-Nanometer-Verfahren.»
quelle: wuv.de

Bei Gamern dürfte die Grafikleistung für ungläubiges Kopfschütteln sorgen. Der verbaute Grafikchip (Mali T628) steckte schon im Samsung-Smartphone Galaxy S5 von 2014. Und das 15,6-Zoll-Display bietet nur «Full HD»-Auflösung.

Kreml-treue Blogger scheint dies nicht zu stören. Sie sprechen nichtsdestotrotz von einem «Macbook-Killer».

Dem russischen YouTuber Stas Wasiljew ist es offenbar schon Anfang Jahr gelungen, einen Prototyp in die Hände zu bekommen. Sein Video (vom Februar) trägt den Titel:

«Der weltweit erste Test eines russischen Laptops, Prozessors und Betriebssystems!!!»

Das Video lässt tief blicken ...

Warum tut Russland das?

Russland versucht seit Jahren, sich aus der wirtschaftlichen und technischen Abhängigkeit vom Westen zu lösen.

Zum einen verfolgt das Putin-Regime dieses Ziel, um Sanktionen auszuweichen. Zum andern will man so wohl Infiltration und Spionage durch ausländische Geheimdienste vorbeugen.

Dies gilt insbesondere für Hardware und Software aus dem Land des Erzfeindes, von amerikanischen Herstellern wie Apple oder Microsoft.

Das Ziel: PCs und Server aus eigener Produktion. Zumindest die, die von Behörden und staatlichen Unternehmen genutzt werden. Und beim Betriebssystem und den Anwendungen (Apps) setzt man auf Open-Source, sprich: Linux.

Allerdings geht die Strategie des technischen Alleingangs nicht auf. Russland habe es nicht geschafft, eine moderne Chip-Produktion aufzubauen, hielt die NZZ im Juli fest. Und nun sorgten die Sanktionen für einen Notstand.

«Das Thema Mikroelektronik ist sehr kompliziert und schwierig und eine der Hauptschlagrichtungen der Sanktionen gegen Russland.»
Wladimir Putinquelle: nzz

Tatsächlich hätten private Unternehmen mit Unterstützung der russischen Regierung während mindestens 20 Jahren versucht, eine moderne Produktion auf die Beine zu stellen. Doch diverse Rückschläge bewogen die russischen Chip-Entwickler dazu, sich nicht mehr um eine eigene Produktion zu bemühen, sondern auf die Dienstleistungen von ausländischen Zulieferern (wie TSMC) zu verlassen.

Der Traum von russischen Prozessoren dürfte vorbei sein, hält die NZZ fest. Zur Herstellung von Chips brauche es spezielle Maschinen, sogenannte fotolithografische Anlagen. Und die Hersteller dieser unentbehrlichen Maschinen seien in den Niederlanden und in Japan zu finden. Also in Ländern, die ebenfalls Sanktionen erlassen haben gegen Russland.

«Vielen russischen Unternehmen wird unter diesen Umständen wohl nur noch übrig bleiben, westliche oder taiwanische Mikrochips aus Drittstaaten, zum Beispiel über China oder Kasachstan, zu importieren.»
quelle: nzz

Warum ist von einem Macbook-Killer die Rede?

Der schon öfters bei leistungsfähiger Hardware asiatischer Apple-Konkurrenten verwendete Begriff stammt aus einem russischen Online-Medienbericht vom 12. August.

Tatsächlich unterscheidet sich das am 10. August präsentierte Vorserien-Modell von der ursprünglich angekündigten Maschine, die auf der Hersteller-Website zu sehen ist.

Dieses im Frühjahr vom Hersteller veröffentlichte Bild sehe Apples MacBook Pro 13 ähnlich, konstatierte der US-amerikanische Techblog Tom's Hardware.
Dieses im Frühjahr vom Hersteller veröffentlichte Bild sehe Apples MacBook Pro 13 ähnlich, konstatierte der US-amerikanische Techblog Tom's Hardware.

Das verwendete Betriebssystem wird auf der Produktseite nicht erwähnt. Der Laptop dürfte mit einer «Astra Linux»-Distribution laufen, die im vergangenen Jahr mit einem russischen Office-Anwendungspaket eingeführt wurde.

Sehr wahrscheinlich werden gut betuchte Russinnen und Russen aber lieber das Original kaufen. Trotz Sanktionen dürften Apple-Produkte weiterhin in Russland verfügbar sein. Ende Juni hat die Staatsduma gemäss NZZ-Bericht ein Gesetz verabschiedet, das den Import von Elektronik nach Russland auch ohne die Zustimmung des Herstellers legalisiere.

Wird watson das Gerät testen?

Das ist offen. Die «Verhandlungen» sind redaktionsintern noch am Laufen.😅 Zudem ist nicht sicher, ob der russische Hersteller ein Testgerät in die Schweiz liefern würde.

Sicher ist: Auf der russischen Vorbestellungs-Webseite kann man durch Angeben der eigenen Kontaktdaten (Name und E-Mail-Adresse) Interesse anmelden.

Laut Jana Byrsch besteht die Möglichkeit, eines der Vorserienmodelle zu erwerben – das sei allerdings teuer. «Oder warten Sie auf die Serie, die frühestens im November veröffentlicht wird, wir nehmen Vorbestellungen entgegen.»

Quellen

(dsc)

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153 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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LURCH
20.08.2022 12:02registriert November 2019
Und für Putler höchstpersönlich haben sie noch den Putty Addiator entwickelt.
Extra entwickelte Apps sind der Human Ressource Subtractor und der Inflation Counter.
Der erste komplett in Russland entwickelte «Macbook-Killer» lässt tief blicken\nUnd für Putler höchstpersönlich haben sie noch den Putty Addiator entwickelt.
Extra entwickelte Apps sind der Huma ...
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SeDahkLohd
20.08.2022 11:25registriert Oktober 2014
Office Programme und Youtube laufen super. Und Akku 5 Stunden! Momoll, na dann gute Nacht. Da können die anderen aber so was von einpacken. Well done!
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Hans Jürg
20.08.2022 15:37registriert Januar 2015
Also ich glaube, dass dieses Notebook tatsächlich ein Macbook-Killer ist.

Wenn man dieses klobige Teil mit aller Kraft auf ein Macbook schlägt, ist es gekillt.

Gut, ein Ziegelstein würde auch reichen und wäre viel billiger.
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