Der frühere CEO von Google kauft sich die Staatsbürgerschaft von Zypern: Dies hat der US-Techblog Recode (Vox) am Montag publik gemacht. Eric Schmidt sei damit einer der prominentesten US-Amerikaner, der die Vorteile eines umstrittenen Programms genutzt habe.
Schmidt, einer der reichsten Menschen Amerikas, und seine Familie hätten die Genehmigung erhalten, Bürger der Mittelmeernation zu werden.
Warum der US-Milliardär ausgerechnet den zypriotischen Pass wollte, sei unklar. Der naheliegende Grund: Er könne damit ungehindert in die Europäische Union (EU) einreisen und von einem vorteilhaften Steuersystem profitieren.
Der nur dank einer amtlichen Mitteilung publik gewordene Deal zeige, wie manche Milliardäre ihre Freiheiten und Finanzen maximieren, «indem sie sich auf die freizügigen Gesetze» von Ländern verlassen, in denen sie gar nicht leben.
Um in das «Golden Passport»-Programm des Inselstaates aufgenommen zu werden, musste man gemäss früheren Medienberichten 2 bis 3 Millionen US-Dollar in eine Immobiliengesellschaft in Zypern investieren.
Speziell während der Corona-Pandemie sei das Interesse von US-Amerikanern an nicht-amerikanischen Staatsbürgerschaften in die Höhe geschnellt, schreibt Recode. Dies dürfte gemäss Experten unter anderem mit der politischen Instabilität in den USA in Zusammenhang stehen. Und mit den Einschränkungen, die für normale Bürger gelten. So erschwerte die EU seit dem Sommer 2020 US-Bürgern die Einreise.
Der zypriotische Reisepass sei vor allem bei Oligarchen aus Russland und China beliebt gewesen, heisst es. Bis Undercover-Journalisten enthüllten, dass korrupte zypriotische Regierungsbeamte den Pass an Kriminelle verkauften. Die EU-Kommission zeigte sich entsetzt: «Europäische Werte stehen nicht zum Verkauf», liess ein Sprecher verlauten.
Wegen «missbräuchlicher Ausbeutung» kündige Zyperns Regierung schliesslich letzten Monat an, das in Verruf geratene Programm zu beenden. Etwa zu der Zeit soll auch der Antrag des Ex-Google-Chefs genehmigt worden sein.
Aktivisten, die sich für den Kampf gegen die Korruption einsetzen, begrüssten laut «New York Times» das Ende des Programms. Sie sagten, die Europäische Union müsse solche Initiativen strenger regulieren, wenn nicht sogar ganz aufheben. Die zypriotische Regierung wollte allerdings die Wiederaufnahme des Programms nicht ausschliessen.
Schmidt, mit einem geschätzten Privatvermögen von 15 Milliarden US-Dollar und vielen Luxusimmobilien in den Vereinigten Staaten, sei «ein Titan der Technologiebranche», ruft Recode in Erinnerung. Der langjährige Google-CEO habe dazu beigetragen, den Konzern zu einem internationalen «Powerhouse» zu machen, und er habe als Speerspitze für das US-Lobbying-Programms des Unternehmens gedient.
Zu Google-Zeiten habe sich Schmidt dafür eingesetzt, dass das Unternehmen so wenig Steuern wie möglich zahle. Wie Apple und andere US-Techkonzerne steht Google seit langem wegen seiner Steuervermeidungs-Strategien in der Kritik.
Obwohl er 2011 als CEO zurückgetreten und im vergangenen Jahr aus dem Vorstand der Muttergesellschaft Alphabet ausgeschieden war, war Schmidt weiter als technischer Berater für Google tätig und ist noch einer der grössten Aktionäre.
(dsc)