Es war der 2. März 2001. Jay-Z und Christina Aguilera waren ebenso cool wie Lego Bionicles und Polly Pocket und Nokia Handys waren am boomen. Auch das Internet gab es zu diesem Zeitpunkt bereits – und auch dieses boomte. Die Studie «Internet 2001 – European Key Facts» untersuchte 20 europäische Länder in Bezug auf deren Internetnutzung. Die im August 2001 veröffentlichten Resultate zeigten: Die Anzahl Nutzer hatte im Vergleich zum Vorjahr um 45 Prozent zugenommen.
Im März 2001 lagen diese Zahlen zwar noch nicht vor, dennoch war der Sog des Internets riesig und die Popularität wuchs stetig. Na und, dachte sich Trendforscher Matthias Horx und liess sich nicht davon beeindrucken. Unter dem Titel «Die Zukunft des Internets» veröffentlichte er am besagten 2. März selbst eine Studie und verpasste der Internet-Euphorie der vergangenen fünf Jahre einen gehörigen Dämpfer:
Die Technik und die Informationsvielfalt sei zu gross, die Menschen damit überfordert, begründet Horx seine Meinung. Nur sogenannte Stamm-User würden das Netz zukünftig mehr nutzen – wobei sich diese vor allem aus Selbstständigen, Akademikern und hochgebildeten Menschen mit gutem Einkommen zusammensetzen würden.
Die Internetgemeinde habe sich bereits stark gewandelt, so Horx damals. Überraschend erschien dabei vor allem die wachsende Anzahl an weiblichen Internet-Nutzerinnen. Nach Untersuchungen der Boston Consulting Group machten die Frauen in den USA zum damaligen Zeitpunkt bereits 50 Prozent der Online-User aus.
Zu dieser Zeit wuchs auch der E-Commerce immer mehr, worin Horx eine grosse Schwierigkeit zu erkennen glaubte. Wenn die Menschen künftig 50 Prozent aller Ware über das Netz bestellen würden, dann wären alle Städte rund um die Uhr verstopft, prophezeite er. Dieses Logistikproblem könne nur gelöst werden, wenn die online bestellte Ware an einem ortsnahen Center abgeholt werden würde.
Zur Belustigung vieler Internet-User hat sich Horx mit seinen Vorhersagen vor 20 Jahren wohl ein biiisschen getäuscht:
Kennt jemand die Fax-Nummer von Matthias Horx? Würde ihm gerne zum schönen Jubiläum gratulieren. https://t.co/i04MS7nXPk
— Steffen Siegel (@steffen_siegel) March 2, 2021
Er war allerdings nicht der Einzige, der das Internet kritisch betrachtete. Auf der Website «IT World Canada» erschien ein Artikel unter dem Titel «2001: Das Jahr, in dem das Internet keinen Spass mehr machte». Viele Webseiten würden nun Geld für ihre Dienstleistungen verlangen, beklagte sich der Autor – allen voran die Musik-Streaming-Services. Das kostenlose Downloaden von Musik sei ein kurzlebiger Luxus gewesen, schreibt er. (Bro, kennst du LimeWire?). Doch der Gipfel: Nicht mal kostenlose E-Grusskarten könne man noch senden!! Auch krochen damals erste Sorgen über den Datenschutz in die Hinterköpfe.
Dennoch sah der Autor grosses Potential im Internet. Wenn man aber die «guten alten Zeiten des Internets» vermisse, so könne man im Archiv der «Wayback Machine» noch immer auf Websites zurückgreifen, die bis ins Jahr 1996 zurückreichten. Phu, zum Glück! (saw)
Naja, so unrecht hatte er damit ja nicht
Weil das Internet zu komplex für viele ist kam die Vereinfachung und Rezentralisierung auf wenige Social Media-Plattformen.
Viele meinen ja nur noch "Social Media", wenn sie "Internet" sagen.