Mit dem Xiaomi Mi Note 10 schickt der Hersteller aus China ein regelrechtes Kameramonster ins Rennen um Platz drei auf dem europäischen Smartphone-Markt. Ganze fünf Linsen sind auf der Rückseite verbaut. Zusammen sollen sie eine Leistung erbringen, die mit der des Huawei Mate 30 vergleichbar sein soll. Zuvor war das Smartphone in China vorgestellt worden, dort allerdings unter dem Namen Xiaomi CC9. Jetzt kommt das Modell nach Europa.
Damit bringt sich Xiaomi ganz offiziell als Alternative zu dem nach dem Verlust der Google-Lizenzen nahezu chancenlosen Konkurrenten in Stellung. Denn anders als Huawei ist Xiaomi nicht von den US-Sanktionen betroffen und kann seine neuen Geräte auch weiterhin mit allen Android-Funktionen und Google-Apps ausliefern.
Xiaomi bringt seine Smartphones deutlich günstiger auf den Markt als andere Hersteller. 549 Euro soll das Xiaomi Mi Note 10 kosten, mehr als Beobachter erwartet hatten, aber trotzdem noch vergleichsweise günstig.
Eine grössere Version mit 8 GB RAM und 256 GB Speicher soll später nachgereicht werden unter dem Namen Xiaomi Mi Note 10 Pro. Es kostet 649 Euro.
Die Penta-Kamera fällt natürlich sofort ins Auge – auch, weil Xiaomi drei der Linsen in einem Riegel verbaut hat, der deutlich hervorsteht. Das sieht nicht nur unschön aus. Es lässt das Smartphone auch kippeln, also leicht wackeln, wenn es auf dem Rücken liegt.
108 Megapixel sind auf jeden Fall eine Ansage. Zur Veranschaulichung liess Xiaomi in Madrid ein mehr als vier Meter hohes Poster eines Kätzchens auf die Bühne tragen. Das Foto wurde mit der 108-MP-Linse des Mi Note 10 geschossen und mit einer Druckauflösung von 72 dpi ausgedruckt, ohne dass es stark verpixelt aussieht.
Mit einer Makro-Linse (2 MP), zwei Teleobjektiven (12 MP und 5 MP) und einem Ultra-Weitwinkel (20 MP) bleiben fast keine Wünsche offen. Xiaomi deckt hier alle fotografischen Möglichkeiten ab. Es gibt einen fünfstufigen optischen Zoom und mit dem digitalen Zoom lassen sich weit entfernte Objekte sogar um das 50-Fache vergrössern.
Ever imagine putting a telescope in your pocket? #MiNote10's 50x digital zoom can make that happen! #DareToDiscover with #MiNote10 https://t.co/1rLjSOJrGT pic.twitter.com/MeaBPvU9gD
— Xiaomi #First108MPPentaCam (@Xiaomi) November 6, 2019
Die Fotos lassen sich im RAW-Format abspeichern, was eine spätere Bearbeitung auf Profi-Niveau erleichtert.
Der Wechsel zwischen den einzelnen Kameramodi enthüllt schnell die Schwächen der fünf Objektive. So machen Makroaufnahmen nur bei gutem Licht Sinn, sonst nimmt das Bildrauschen stark zu. Aufgrund der Platzierung der Linsen untereinander muss man beim Fotografieren zudem darauf achten, wie man das Handy hält. Insbesondere im Hochformat und insbesondere in der ultraweiten oder -nahen Einstellung, gerät häufig ein Finger ins Bild.
Das AMOLED-Display misst 6.47 Zoll und löst in Full HD auf. Die Wiedergabequalität von Videos kann aber nicht mit einem aktuellen Topgerät mithalten. An den Seiten flacht der Bildschirm ab. Auch die Glasrückseite ist gebogen, was das Smartphone schlanker wirken lässt als es ist.
Umfasst wird das Display von einem schmalen, gleichmässigen Rahmen. Die Selfie-Linse löst mit 32 MP auf und ist in einer Notch untergebracht. Bei manchen Anwendungen zeigt die Software allerdings oben und unten breite schwarze Balken an, wodurch die Illusion eines frontfüllenden Displays zerstört wird. Auch beim Klang müssen Nutzer Abstriche machen – integrierte Stereolautsprecher wie bei anderen Premium-Geräten sind nicht vorhanden.
Der Akku mit 5'260 Milliamperestunden (mAh) und die Schnellladefunktion mit 30 Watt Ladeleistung schindet Eindruck. Kabelloses Aufladen wird jedoch nicht unterstützt.
Als Prozessor ist ein Snapdragon 730G verbaut. Er gehört leistungsmässig in die obere MIttelklasse – teure Top-Smartphones bieten hier mehr.
Mit sechs Gigabyte Arbeitsspeicher (6 GB RAM) und 128 GB internem Speicherplatz ist das Xiaomi Mi Note 10 üppig ausgestattet, aber nicht Spitzenklasse.
Zum Schweizer Verkaufsstart und den Preisen liegen watson keine Informationen des Herstellers vor.
Sowohl das Mi Note 10 als auch das Mi Note 10 Pro können ab dem 11. November in Deutschland vorbestellt werden.
Dort sollen die Geräte auch bei Amazon, O2, Telekom, MediaMarkt und Saturn erhältlich sein.
Erwähnenswert ist ausserdem der Fingerabdrucksensor, der im Display integriert ist und bei der Aktivierung mit coolen Farbeffekten reagiert.
Beim Betriebssystem setzt Xiaomi auf seine eigene Nutzungsoberfläche MIUI 11, die auf Android basiert. Dabei fällt auf, dass Xiaomi Menüs und Apps anders anordnet als man es von Android gewohnt ist. Es soll wohl übersichtlicher aussehen, kann aber verwirrend sein.
Flankiert wird das Xiaomi Mi Note 10 von einem Mittelklasse-Modell, dem Redmi Note 8T. Es verfügt über eine Vierfachkamera mit 48 MP und einem 6.3 Zoll LCD-Display. Ein Ultraweitwinkel und eine Makrolinse sind auch hier dabei.
Eine Besonderheit bildet die Panorama-Selfie-Funktion, durch die mehr Personen ins Bild passen. Dafür fällt der Akku mit 4000 mAh schmaler aus. Als Prozessor ist ein Snapdragon 665 verbaut.
Das Gerät mit 4 GB RAM und 64 GB Speicher kostet gerade einmal 199 Euro. Ungewöhnlich für die Preisklasse: Die NFC-Technologie für bargeldloses Bezahlen wird unterstützt. Ausserdem bietet das Redmi 8T Slots für eine zweite SIM-Karte und eine microSD-Karte für mehr Speicher. In Deutschland kommt es am 15. November in den Handel.
Xiaomi wurde vor gerade einmal neun Jahren gegründet. Genau wie Huawei ist es dem Konzern aus China gelungen, sich weltweit als ernst zu nehmende Smartphone-Marke zu etablieren. Der Abstand zu den Top-Herstellern ist zwar immer noch gross. Doch die Marke gewinnt stetig neue Fans hinzu, auch in Deutschland.
Noch erfolgreicher ist Xiaomi hierzulande aber mit seinen Wearables und Smart-Home-Produkten. Die ausgesprochen günstigen Fitnesstracker etwa findet man in fast jedem Elektronikmarkt an prominenter Stelle. Unklar ist, wie der Hersteller mit seiner radikalen Preisstrategie Geld verdienen will.
t-online.de hat auf Einladung von Xiaomi an dem Event teilgenommen. Die Kosten für die Reise hat Xiaomi übernommen. Die Berichterstattung bleibt davon unbeeinflusst.