International
Schweiz

Amerikaner schieben Zoll-Schuld wieder Karin Keller-Sutter zu

trump keller-sutter
Karin Keller-Sutter traf bei Donald Trump nicht den richtigen Ton.Bild: keystone

Amerikaner schieben Zoll-Schuld wieder KKS zu – sie soll Trump «gedemütigt» haben

Die USA drangsalieren die Schweiz mit einem exorbitanten Zollsatz von 39 Prozent. Nach wie vor beschäftigt die Frage, wie es dazu kommen konnte. Quellen aus dem Trump-Umfeld machen nun wieder Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter allein dafür verantwortlich.
24.08.2025, 06:1224.08.2025, 15:25
Mehr «International»

Im Wochenrhythmus tröpfeln derzeit neue Details zum ominösen Telefon Karin Keller-Sutters mit Donald Trump Ende Juli durch. Unmittelbar nach dem Anruf und dem daraufhin folgenden Zollhammer am 1. August wurde der Bundespräsidentin zumindest in Teilen die Verantwortung für Trumps Zorn gegen die Schweiz zugeschoben.

Sie habe den Ton, den man beim US-Präsidenten anschlagen muss, nicht getroffen. Anstelle von Schmeicheleien habe sie es mit rationalen Argumenten bezüglich des Handelsdefizits der Vereinigten Staaten mit der Schweiz versucht.

Vor kurzem entlasteten aber neue Enthüllungen die Bundesrätin, wie CH Media publik machte. Demnach war die Lage einigermassen aussichtslos, Trump von Anfang in schlechter Stimmung – und gewohnt rüpelhaft.

Diese Darstellung gefällt nun den US-Amerikanern wiederum nicht, wie der Sonntagsblick unter Berufung auf Quellen aus dem Umfeld der US-Regierung, die an den Zollgesprächen beteiligt waren, berichtet. Der amerikanischen Wahrnehmung nach spielte Keller-Sutters Interaktion mit Trump die entscheidende Rolle für dessen Zoll-Angriff auf die Schweizer Wirtschaft.

Bereits bekannt war, wie oben erwähnt, dass die Bundespräsidentin Trump die Zusammensetzung des Handelsdefizits zu erklären versuchte – und damit zumindest implizit aufzeigte, dass die Ansichtsweise des US-Präsidenten keinen Sinn ergibt. Eine Einschätzung, über die unter Ökonomen Konsens herrscht.

Doch Keller-Sutter hat sich nach den «Blick»-Informationen nicht nur damit begnügt, Trump zu korrigieren. Nach US-Auffassung habe sie ihn regelrecht «gedemütigt» und ihm einen Basiskurs in Volkswirtschaft gehalten.

Laut dem Protokoll des Gesprächs sei Trump deshalb derart gekränkt gewesen, dass er unmittelbar nach dem Telefonat gegenüber Mitarbeitenden erklärt habe, dass er nie wieder mit dieser Politikerin verhandeln wolle. Oder wie eine Quelle sagte:

«He's done with her.»

Ein anderer Insider behauptet:

«Noch nie liess sich ein amtierender US-Präsident über eine halbe Stunde von der Präsidentin eines anderen Landes so behandeln. Bill Clinton hätte nach zehn Minuten aufgehängt.»

Auch Barack Obama hätte sich Keller-Sutters Verhalten nicht gefallen lassen, so die Quelle.

Die Informanten gehen gar so weit, der Schweizer Bundespräsidentin die Alleinschuld am Eklat und damit am Zollhammer zuzuschieben. Trump habe Keller-Sutters Verhalten derart persönlich genommen, dass er im Nachgang mehrfach gesagt habe, es handle sich bei der Schweiz nicht um ein «Länder-Problem», sondern um ein «Personen-Problem».

«This is not a country problem. It's a personality problem.»

Nicht dazu passen Aussagen Trumps, die er später im US-Fernsehen über das Gespräch gemacht hatte. Da gab er an, dass die Frau am Telefon «nett» war. Aber sie habe nicht zuhören wollen. Ob das seiner tatsächlichen Meinung entsprach oder ob er den Verlauf des Telefonats damit herunterspielen wollte, ist nicht klar.

Weiter gilt es im Zuge dieser jüngsten Veröffentlichtungen zu beachten, dass es auch auf US-Seite Partikularinteressen gibt. Mitarbeitende von US-Finanzminister Scott Bessent und dem Handelsbeauftragten Jamieson Greer, sowie die beiden Kabinettsmitglieder selbst, haben ein Interesse daran, Keller-Sutter in negativem Licht erscheinen zu lassen und ihr gar die Alleinschuld am Zoll-Debakel zuzuschanzen.

Schliesslich verständigte sich die Schweizer Verhandlungsdelegation mit ihren amerikanischen Kollegen, bestehend aus Bessents und Greers Leuten, auf eine Absichtserklärung für einen für die Schweiz gar vorteilhaften Zolldeal – den Donald Trump aber für miserabel befand und ohne zu zögern vom Tisch wischte.

Was also in den gut 30 Minuten des Telefongesprächs zwischen Keller-Sutter und Trump tatsächlich passierte, bleibt nebulös – die Auswirkungen, die Trumps Zolldiktat auf die Schweizer Wirtschaft hat, sind dagegen real. Die 39-Prozent-Zölle sind weiter in Kraft, neue Verhandlungen soll es dem aktuellen Vernehmen nach frühestens im Oktober geben.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
438 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Aldous Huxley
24.08.2025 06:41registriert Oktober 2022
Scheint als hätte KKS Trump nicht hofiert sondern wollte ihm Fakten näherbringen. Da er nun mal nicht die hellste Kerze auf der Torte ist hat er nicht kapiert was sie ihm erklären wollte und fühlt sich nun gedemütigt. Soweit so gut, vielleicht ist es nun Zeit für Zölle 2.0. Ausfuhrzoll auf Gold erheben und US Staatsanleihen verkaufen, soweit sollte das Verständnis des grossen Dealmaker ja wohl reichen.
62823
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pointless Piraña
24.08.2025 06:38registriert Dezember 2019
Ja, sie hätte halt kichern sollen wie Meloni und Trump ein Goldvreneli verspreche.

Das ist doch keine Basis, auch nicht für Geschäfte. Lasst den Amis ihre Zölle und schlagt noch 39% auf den Goldhandel drauf.
51220
Melden
Zum Kommentar
avatar
Ökonometriker
24.08.2025 06:50registriert Januar 2017
Trump scheint offenbar zu merken, dass er's mit den Zöllen übertrieben hat und die Gerichte ihn zurückpfeifen werden. Was er noch nicht gemerkt hat: er sieht als Führer schwach aus, wenn er aus emotionalen Befindlichkeiten politische Fehler macht. Nicht stark.
Zudem ist es doch eher peinlich, andere Leute für seine emotionalen Befindlichkeiten verantwortlich zu machen. Sollte man eigentlich als Teenager lernen, aber klappt leider nicht immer...
42212
Melden
Zum Kommentar
438
Das Feilschen um Verhandlungen im Ukraine-Krieg geht weiter – das Wichtigste in 8 Punkten
Die Ukraine hält sich für mögliche Verhandlungen mit Russland über ein Ende der Kampfhandlungen bereit. Nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj sollen in dieser Woche Gespräche mit der Türkei, den Golfstaaten und einigen europäischen Ländern über so ein Treffen geführt werden.
Zur Story