Die Baselworld ist ein Eldorado für das internationale organisierte Verbrechen. Wie gross die Gesamtsumme der an der Uhren- und Schmuckmesse ausgestellten Ware ist, ist geheim. Doch die Milliardengrenze wird locker überschritten.
Jedes Jahr finden Diebstähle oder Diebstahlversuche in den Basler Messehallen statt. Von den meisten erfährt die Öffentlichkeit nie etwas. Die Aussteller und die Versicherer kümmern sich um diese Angelegenheiten in der Regel diskret selbst. Bekannt werden die Vorfälle nur, wenn Basler Ermittler die Täter vor das Basler Strafgericht bringen. Das ist ihnen mehrmals gelungen. Es folgen die fünf Fälle mit der grössten Beute.
Ein balkanstämmiger Dieb brach mitten am Nachmittag eine Ausstellungsvitrine auf und behändigte Schmuck im Wert von rund 13 Millionen Franken. Eine Standangestellte versuchte, den Räuber festzuhalten, was ihr aber nicht gelang. Der Schmuckräuber setzte danach seine Flucht quer durch die Messehalle fort, stolperte und verlor den grössten Teil seiner Beute. Mit einem einzigen Diamantring im Wert von 2,5 Millionen Franken schaffte er es bis zum Ausgang der Messehalle, wo er von der Polizei verhaftet wurde. Die Basler Staatsanwaltschaft bezeichnete das Vorgehen des Räubers als «merkwürdig».
Einer Tätergruppe aus Serbien-Montenegro gelang es 2011 eine Beute in Höhe von 8,2 Millionen Franken zu machen. Die Diebe, die der international tätigen Juwelendiebesbande Pink Panther zugeordnet werden, gingen im Team vor und präparierten die fragliche Vitrine bereits während des Standaufbaus. Sie gaben sich dazu als Messebauer aus und hatten sich entsprechende Ausweise besorgt. Vor dem Diebstahl verstellten sie den Winkel einer Überwachungskamera, um ungesehen vorgehen zu können. Der Haupttäter öffnete die Vitrine während der Ausstellung und stahl die Uhren und Schmuckstücke. Der Haupttäter konnte später in Polen verhaftet werden und wurde im Februar dieses Jahres vom Basler Strafgericht zu sieben Jahren Haft verurteilt. Seine Komplizen befinden sich nach wie vor auf freiem Fuss.
Ein Quintett von international tätigen Profidieben verübte einen Trickdiebstahl und machte mit wenig Aufwand eine Beute von drei Millionen Franken. Nur ein Ring und zwei Diamanten waren dafür nötig. Das Vorgehen war simpel: Einer der Diebe brach mit einem Schraubenzieher die Vitrine auf, während zwei seiner Komplizen die Sicht auf das Geschehen verdeckten. Die beiden Diamanten verkauften die Diebe in München. Nur einer von ihnen konnte gefasst und 1997 in Basel vor Gericht gestellt werden. Der Schmuckdieb hatte zuerst eine Haftstrafe in den USA abzusitzen. Seine Identität war den Basler Behörden bekannt, weil diese in einem anonymen Schreiben über seine Ankunft in Basel und seine Absichten in Kenntnis gesetzt worden waren. Der Mann wurde zu zweieinviertel Jahren Zuchthaus und 15 Jahren Landesverweis verurteilt. Seine Komplizen wurden nie gefasst, die Steine nie gefunden.
Vor sieben Jahren sickerte aus dem ansonsten sehr verschlossenen Kreis der Messeangestellten durch, dass bei Eröffnung der Messe ein aufgebrochener Tresor gefunden worden war. Der Inhalt, Schmuck im Wert von 1,4 Millionen Franken, der auf die Präsentation an der Messe wartete, war verschwunden. Die Polizei hielt sich bedeckt, was Täterschaft, Tatort und Tathergang betraf. Weder von den Tätern noch von der Beute hat man je wieder etwas gehört. Es ist davon auszugehen, dass dieser Coup gelungen ist.
Zwei Profi-Schmuckdiebe aus Montengro, vermutlich ebenfalls Angehörige der losen Verbrechervereinigung Pink Panther, stahlen 2006 zwei Uhren im Wert von 600'000 Franken an der Baselworld. Einen Tag später, während die Interpol-Fahndung nach ihnen bereits lief, stahlen sie am «Salon International de la Haute Horlogerie» weiter und erbeuteten neun Uhren im Wert von 652'000 Franken. Kurz darauf nahm die Basler Polizei die beiden fest. Sie erhielten Zuchthausstrafen von unter zwei Jahren und 15 Jahre Landesverweis. Die Strafe fiel nur deshalb so niedrig aus, weil einer der beiden Täter bei der Wiederbeschaffung des Schmuckes half. (thi)