In der Ukraine überschlagen sich die Ereignisse. Ukrainische Truppen sind am Samstag den zweiten Tag in Folge massiv gegen Separatisten im Osten vorgegangen. Die Regierung in Kiew meldete schwere Gefechte in der Stadt Kramatorsk.
In Slawjansk liessen die prorussischen Kräfte die vor über einer Woche festgenommenen OSZE-Beobachter frei. Sie übergaben ihre Geiseln dem russischen Sondergesandten Wladimir Lukin. Ausserhalb der Stadt nahm der Generalsekretär des Europarats,Thorbjørn Jagland, die Männer in Empfang.
Die Freigelassenen äusserten sich glücklich über das Ende ihrer Gefangenschaft. Es herrschten «Glück und grosse Erleichterung», sagte der deutsche Oberst Axel Schneider vor Journalisten nahe der Stadt Donezk.
US-Aussenminister John Kerry bezeichnete die Freilassung als «Fortschritt» in der Krise um die Ukraine. Die USA seien «sehr zufrieden, dass die OSZE-Inspektoren heute freigelassen wurden», sagte Kerry am Samstag bei seiner Ankunft in Kongo-Kinshasa.
Um die Spannungen abzubauen«, müsse Russland aber mehr tun. Moskau müsse insbesondere »seine Unterstützung für die Separatisten« aufgeben, sagte Kerry. Er hatte zuvor nach eigenen Angaben mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow telefoniert.
Dieser forderte seinerseits die USA auf, «das Regime in Kiew zu zwingen, (...) sofort die Militäroperationen im Südosten zu stoppen, seine Truppen zurückzuziehen und Demonstranten freizulassen», wie das russische Aussenministerium erklärte.
Lawrow forderte auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) auf, ihren Einfluss auf Kiew geltend zu machen, um einen «Abbruch der Militäroperation gegen die Bevölkerung in den südostukrainischen Regionen» zu erreichen.
Er telefonierte dazu mit Bundespräsident Didier Burkhalter, der derzeit den OSZE-Vorsitz innehat. Burkhalter seinerseits dankte allen an der Freilassung beteiligten Staaten für ihre Bemühungen.
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— NATOSource (@NATOSource) 3. Mai 2014
Parallel eskalierte in der Ex-Sowjetrepublik die Gewalt. Besonders schwere Kämpfe tobten am Samstag in der Stadt Kramatorsk bei Slawjansk. Mindestens zwei Menschen wurden getötet. Ein Fernsehturm sowie mehrere Strassensperren seien in der Hand der Regierungstruppen, berichtete der ukrainische Innenminister Arsen Awakow.
Das Anti-Terror-Zentrum in Kiew teilte mit, die Vororte von Slawjansk würden mittlerweile von Sicherheitskräften kontrolliert. Auch in Slawjansk sollen bei neuen Gefechten wieder mehrere Menschen getötet worden sein. Im nahen Dorf Andrejewka seien am Vorabend 10 Menschen getötet und 40 verletzt worden. Die Regierung in Kiew hatte den Tod von zwei Soldaten bekanntgegeben.
In der Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer, wo es bislang weitgehend ruhig geblieben war, lieferten sich am Freitag Anhänger und Gegner der Übergangsregierung in Kiew schwere Strassenschlachten. Dabei wurde das zentrale Gewerkschaftshaus in Brand gesetzt, wo Dutzende Menschen starben. Die Staatsanwaltschaft zählte insgesamt es 46 Tote, 214 Verletzte und 144 Festnahmen.
Die prowestliche Regierung in Kiew machte die einstige Führung um den entmachteten Präsidenten Viktor Janukowitsch für die Gewalt verantwortlich. Von ihrem Exil in Russland aus habe sie die Zusammenstösse organisiert, sagte eine Sprecherin des ukrainischen Geheimdienstes SBU. Übergangspräsident Alexander Turtschinow ordnete eine zweitägige landesweite Trauer an.
Russland gab hingegen der ukrainischen Regierung die Schuld. «Die Hände der Führung in Kiew stecken bis zum Ellbogen in Blut», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. (dwi/sda/reu/dpa/afp)