Die Besetzer des Labitzke-Areals in Zürich-Altstetten haben am Dienstagmorgen an der Hohlstrasse eine Strassenblockade errichtet. Sie wehren sich damit gegen die drohende Räumung des Areals. Die Polizei mühte sich stundenlang, einen mit den Armen einbetonierten Aktivisten zu befreien. Sie nahm 16 Personen fest.
Die Besetzer hatten angekündigt, für «Unordnung in der Stadt zu sorgen». Mit der Blockade an der Hohlstrasse machten sie am frühen Dienstagmorgen ihre Drohung wahr. Unter dem Motto: «Ihr nehmt uns das Labitzke-Areal, wir zügeln auf die Strasse» wurde um 6 Uhr die Hohlstrasse mit Möbeln und Containern blockiert.
Auf der Fahrbahn bauten die Labitzke-Sympathisanten ein «Wohnzimmer» auf und frühstückten zusammen. Einige der Besetzer ketteten sich an Container fest und blockiert so den Verkehr auf der Hauptverkehrsachse. Betroffen von der Blockade war insbesondere auch die Busverbindung zwischen Altstetten und der Innenstadt.
Die Stadtpolizei rückte mit einem grösseren Aufgebot an und stellte den Aktivisten ein Ultimatum. Als diese die Strasse nicht freigaben, begann die Polizei mit der Räumung. Grössere Probleme bereitete den Einsatzkräften dabei ein Mann, der mit beiden Armen in grossen Metallcontainern einbetoniert war.
#labitzke polizei versucht besetzer zu "befreien" pic.twitter.com/tq7r2I6wjw
— Sven Zaugg (@svenzaugg) August 5, 2014
Zunächst mit Spitzhacke, dann mit Schlagbohrer und Trennschleifer versuchten die Polizisten den Aktivisten zu befreien - vergeblich. Schliesslich rückte die Feuerwehr zur Unterstützung an und nach rund zweistündiger, schweisstreibender Arbeit war es geschafft: Der Aktivist liess sich von Polizisten wegtragen - unter dem Applaus einiger Sympathisanten.
Derweil beseitigten Mitarbeiter von Entsorgung & Recycling Zürich (ERZ) die Überreste des morgendlichen Frühstücks. Die Möblierung des «Wohnzimmers» wurde auf einen Laster geladen mit der Aufschrift: «Damit es in der Stadt so schön ist wie zuhause».
Insgesamt wurden bei der Strassenräumung 16 Personen vorläufig festgenommen. Sie müssen sich wegen Nötigung, Störung des öffentlichen Verkehrs und Teilnahme an einer unbewilligten Demonstration verantworten. Erst kurz nach 12 Uhr war die Hohlstrasse wieder normal befahrbar.
Polizeieinsatz an der #Hohlstrasse (zur Zeit gesperrt). Die Strasse wird im Moment geräumt, das #Labitzke-Areal aber vorderhand nicht! (wi)
— Stadtpolizei Zürich (@StadtpolizeiZH) August 5, 2014
Die Besetzer begründen ihre Aktion damit, dass das Labitzke-Areal «akut räumungsbedroht» sei. «Viele Menschen verlieren damit ihren Lebens-, Wohn- und Aktionsraum», hiess es in einer Mitteilung. Das Areal der ehemaligen Farbenfabrik Labitzke wird seit Jahren besetzt und dient als Labor für eines der grössten Kultur- und Wohnexperimente in der Stadt Zürich.
Die letzten Mieter haben am Montag ihre Schlüssel abgegeben. Einige Besetzer harren jedoch weiter dort aus. Die Immobilienfirma Mobimo will auf dem Gelände eine Überbauung mit über 200 Wohnungen realisieren. (sza/sda)
Aber mal ehrlich - ich sollte aus meiner Wohnung raus und finde einfach keine neue, die bezahlbar ist. Und so geht es vielen anderen auch.
Geht das so weiter im Wohnungswesen und -bau, werden wir früher oder später auch unsere Favelas haben oder eben nicht Besetzungen aus Prinzip, sondern aus reiner Not.
Gönd go schaffe...