Wenn es nach dem Zürcher Böögg geht, wird der Sommer 2014 prächtig: Schon nach 7 Minuten und 23 Sekunden explodierte der Kopf des Riesenschneemanns. Dieser Augenblick ist jeweils der Höhepunkt des traditionellen Zürcher Frühlingsfestes Sechseläuten.
Der Augenblick, in dem es den Kopf des 3,40 Meter hohen Schneemanns auf dem 13 Meter hohen Scheiterhaufen zerreisst, ist entscheidend: Je länger es dauert vom Entzünden des Scheiterhaufens bis zum grossen Knall, desto schlechter wird gemäss Volksweisheit der Sommer.
Die Vorhersage war umso tröstlicher, als sich das Zürcher Wetter zum Frühlingsfest von seiner garstigen Seite zeigte. Darauf verlassen, kann man sich allerdings nicht. Das Talent des Bööggs als Wetterfrosch lässt nämlich zu wünschen übrig. Die Erfahrung zeigt, dass er sich meistens irrt.
Rund 5000 Zünfter, Musikanten, Ehrengäste und Gäste nahmen am Montagnachmittag am Zug der Zünfte durch die Zürcher Innenstadt teil. Zu Fuss, zu Pferd oder im blumengeschmückten Wagen zogen sie an den tausenden Zuschauerinnen und Zuschauern vorbei, die sie beklatschten und Blumen verteilten.
In jeder Zunft schreiten traditionsgemäss einige Ehrengäste und zahlreiche Gäste mit. Ehrengäste sind jeweils Prominente und weniger Prominente aus Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur, Militär, Medien und Sport.
Der diesjährige Gastkanton Obwalden war vertreten durch sechs Politiker, einen Kirchenmann und einen Sportler: Unter anderem Ständerat Hans Hess, Nationalrat Karl Vogler und der Kranzschwinger Benji von Ah.
Erstmals war der Sechseläutenplatz keine Wiese, sondern ein Platz, belegt mit Valser Quarzit. Erst letzte Woche wurde er mit einem mehrtägigen Volksfest eingeweiht.
Darauf mit Pferden Runden zu reiten, ist nicht ideal: Beide - Pferde und Platz - könnten Schaden nehmen. Abhilfe schaffen soll deshalb eine dicke Schicht aus fast 500 Tonnen Sand und einem speziellen Granulat.
Eine dicke Schicht dieses Gemischs wurde - in sicherem Abstand - in einem grossen Kreis rund um den Scheiterhaufen geschichtet und festgepresst. Eine Holzbegrenzung soll ein Verrutschen verhindern.
Damit der Platz auch vor der enormen Feuerhitze geschützt ist, wurden unter dem Scheiterhaufen Schaumglasplatten verlegt. Diese wirken wärmedämmend. Eine Sandschicht direkt beim Scheiterhaufen soll Schäden durch herunterfallende Glutstücke vermeiden.
Das Spektakel um den Böögg war dieses Jahr besonders kurz. Bereits nach 7 Minuten und 23 Sekunden explodierte der Mann auf dem Scheiterhaufen. Die kurze Dauer soll auf einen guten Sommer hindeuten. Aber ist das wirklich so. Laut einem auf Twitter veröffentlichen Bild soll es zwischen Brenndauer und warmen Temperaturen keine Korrelation geben.
Wie lang brennt der @Boeoegg ? Keine Korrelation zwischen Brenndauer + Wetter #sechselaeuten #SL14 /grafik @philshem pic.twitter.com/MeYYxXkja8
— Harry Zenklusen (@harryzenklusen) 28. April 2014
Im Umzug, angeführt von der «Weggen»-Zunft, sind rund 3500 Zünfter unterwegs, dazu kommen mehrere hundert Musikanten, Ehrengäste und Gäste - insgesamt rund 5000 Personen. Zum zweiten Mal nach 2011 mit dabei ist die Frauenzunft, die Gesellschaft zu Fraumünster, die sonst jeweils auf einen separaten, zeitlich abgesetzten Umzug geht.
Sie wurde von der Gesellschaft zur Constaffel - der zweiten in der Umzugs-Reihenfolge - eingeladen. Die 64 Zünfterinnen und ihre Gäste treten etwa in einer Hundertschaft auf, wie Regula Zweifel von der Frauenzunft auf Anfrage sagte.
Dass die Frauen nur Gäste und geduldet sind, zeigt unter anderem, dass die Sechseläuten-Broschüre kein Wort über sie verliert. Ob sie auch in künftigen Jahren mitmarschieren dürfen, ist offen: «Wir nehmen jedes Jahr wie es kommt», sagte Zweifel.
Obwohl er seine Teilnahme im Vorfeld angekündigt hat, kommt Bundesrat Ueli Maurer nicht ans Sechseläuten. Der VBS-Chef habe dem Zunftmeister der Zunft zum Weggen in letzter Minute telefonisch abgesagt. Grund dafür ist laut Tages-Anzeiger ein kurzfristig anberaumter Auftritt Maurers vor der sicherheitspolitischen Kommission in Bern. Er müsse zum Nachrichtenüberwachungsgesetz Stellung nehmen. Er sei Angestellter des Volkes, habe Maurer gesagt und sich für das Wegbleiben entschuldigt. Die Kommissionsitzung dauert bis heute um 18 Uhr.
(tvr/kub/sda)