Schwule und Lesben haben sich am Samstagnachmittag in Zürich auf dem Helvetiaplatz getroffen, um – wie jedes Jahr seit 1994 – für ihre Rechte und gegen Diskriminierung zu demonstrieren. Geprägt war die Demonstration von farbigen Ballonen – unter anderem von Amnesty International – sowie regenbogenfarbenen Fahnen und Sonnenschirmen. Vom Helvetiaplatz führte der Zug über den Paradeplatz zum Werdmühleplatz.
Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kundgebung tanzten hinter Fahrzeugen, von denen wummernde Bässe aus den Lautsprechern dröhnten. Im Umzug dabei war auch die amerikanische Botschafterin in der Schweiz, Suzanne LeVine. Nach Angaben der Organisatoren nahmen dieses Jahr 10'000 Personen an der Parade teil – so viele wie noch nie. Zum Abschluss des Festivals wurde gemäss den Organisatoren nach dem Umzug auf dem Zeughausareal «ein buntes Fest mit der ganzen Bevölkerung» gefeiert.
«Jetzt erst recht!» lautet das diesjährige Motto des Events, der bis 2009 unter dem Namen «Christopher Street Day» (CSD) stattfand. In den letzten 20 Jahren ist gemäss den Organisatoren zwar viel erreicht worden, es sei aber «noch ein weiter Weg bis zur vollständigen Gleichstellung und Akzeptanz von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transmenschen in der Gesellschaft».
«Seid stolz, was ihr erreicht habt in den letzten Jahren», sagte der Zürcher Regierungsrat Mario Fehr (SP) auf dem Helvetiaplatz in einer Eröffnungsrede vor der Pride-Parade. «Begnügt euch nicht mit dem Erreichten!», fügte er an. Mit dem seit sieben Jahren geltenden neuen Partnerschaftsgesetz sei zwar ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zur gesellschaftlichen Anerkennung erreicht. Das Ziel sei aber die vollständige Gleichstellung homosexueller Paare in allen Lebensbereichen.
Letztlich müssten auch Schwule und Lesben eine Ehe schliessen können. Und die Erfüllung des Wunsches vieler gleichgeschlechtlicher Paare, Kinder zu adoptieren und eine Familie aufzubauen, sollte ihnen laut Fehr nicht weiter per Gesetz verwehrt werden. Das Engagement der Zurich-Pride-Teilnehmenden sei nicht nur innenpolitisch von Bedeutung, sagte Fehr. Er wies darauf hin, dass in der Hälfte aller Länder der Welt Homosexualität und Transgenderismus illegal sind, was absolut inakzeptabel sei. Im schlimmsten Fall würden diese Lebensweisen sogar mit dem Tod bestraft.
Das Zurich Pride Festival ist nach eigenen Angaben der grösste LGBT-Anlass (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender) der Schweiz. Er entstand in Erinnerung an einen Aufstand von Homosexuellen gegen Polizeiwillkür in der New Yorker Christopher Street im Jahr 1969. (whr/sda)