Hongkong
Gesellschaft & Politik

Auto rast in Menschenmenge – wie durch ein Wunder wird niemand verletzt

Schock bei Protest in Hongkong

Auto rast in Menschenmenge – wie durch ein Wunder wird niemand verletzt

01.10.2014, 05:0301.10.2014, 08:06
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Um ein Haar wäre beim Protest in Hongkong erstmals Blut geflossen: Ein 59-Jähriger ist in der Nacht auf Mittwoch im Stadtteil Mongkok mit seinem Auto beinahe in eine Menschenmenge gefahren. Der Mann, der sein Fahrzeug danach fluchtartig verliess, wurde später wegen rücksichtslosen Fahrens verhaftet. Mehrere Demonstranten sagten gegenüber der South China Morning Post, sie hätten in letzter Sekunde ausweichen können. So wurde niemand verletzt.

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Der Lenker ist sich keiner Schuld bewusst: «Ich habe nichts falsches gemacht. Ich habe nur mein Recht ausgeübt, die Strasse zu benutzen», sagte er am Fernsehen.

Stimmungswechsel: Von ausgelassen zu ängstlich

Der Zwischenfall drückte die zuvor ausgelassene Stimmung des Protests schlagartig: Über WhatsApp-Gruppen und Soziale Medien verbreiteten sich wie Lauffeuer Gerüchte, dass eine Verbrecherbande hinter der Aktion stecke oder dass der Mann von der Regierung angeheuert worden sei. Angst vor weiteren Angriffen machte sich breit.

Solche Gerüchte werden mehr und mehr zum Problem: Wie ein Demonstrant gegenüber watson sagt, wurden mehrere Facebook-Seiten eingerichtet, wo die Fakten gecheckt werden, damit die Leute zuverlässige Informationsquellen haben.

Die jungen Protestler harrten eine weitere Nacht aus.
Die jungen Protestler harrten eine weitere Nacht aus.Bild: JEROME FAVRE/EPA/KEYSTONE

Protest bei der Flaggenzeremonie

Auch zum heutigen chinesischen Nationalfeiertag dauern die Proteste an. Tausende hatten über Nacht dem Regen in Chinas Sonderverwaltungsregion getrotzt und die Demonstrationen auf einen weiteren Geschäftsbezirk ausgedehnt.

Mit einem Schweigeprotest begleiteten die prodemokratischen Demonstranten am Morgen die offizielle Flaggenzeremonie zum Nationalfeiertag, während Regierungschef Leung Chun-ying bei einem Empfang mit Ehrengästen mit Sektgläsern auf den Feiertag anstiess. 

Bei der Flaggen-Zeremonie: Studentenführer Joshua Wong und seine Mitstreiter kreuzen demonstrativ die Hände.
Bei der Flaggen-Zeremonie: Studentenführer Joshua Wong und seine Mitstreiter kreuzen demonstrativ die Hände.Bild: Getty Images AsiaPac

Demonstrativ wandten Studentenführer Joshua Wong und andere Aktivisten der traditionellen Zeremonie den Rücken zu, als die chinesische und die Hongkonger Flagge gehisst wurden. Sie hielten schweigend die Hände über dem Kopf gekreuzt. 

Gute Mine zum bösen Spiel: Regierungschef Leung Chun-ying.
Gute Mine zum bösen Spiel: Regierungschef Leung Chun-ying.Bild: BOBBY YIP/REUTERS

Die Polizei hielt sich über Nacht weiterhin zurück. Heftiger Regen dünnte die Scharen der Demonstranten allerdings etwas aus. Im Laufe des Feiertags werden wieder Zehntausende auf den Strassen erwartet. 

Die #UmbrellaRevolution wird ihrem Namen gerecht: Die Menge war gegen den heftigen Regen gut ausgerüstet.
Die #UmbrellaRevolution wird ihrem Namen gerecht: Die Menge war gegen den heftigen Regen gut ausgerüstet.Bild: /AP/KEYSTONE

Britische Regierung bestellt chinesischen Botschafter ein 

In China wurden anscheinend mehrere Aktivisten festgenommen, weil sie mit Fotos im Internet ihre Unterstützung für die Hongkonger bekundet hatten. Führende Mitglieder der Hongkonger Bewegung für mehr Demokratie haben nach eigenen Angaben Morddrohungen erhalten. Der Jura-Professor und Occupy-Mitbegründer Benny Tai sagte, eine Handvoll Aktivisten habe schlagartig die Bewegung verlassen. Dies sei vermutlich auf Einschüchterung zurückzuführen, möglicherweise auch durch Druck auf Geschäftsbeziehungen zum chinesischen Festland. 

Wegen der Proteste in Hongkong will die britische Regierung in dieser Woche den chinesischen Botschafter einbestellen. Er werde bei dem Gespräch seine «Betroffenheit und Sorge» über die Haltung Pekings gegenüber den Forderungen der Demonstranten zum Ausdruck bringen, sagte Großbritanniens Vize-Premier Nick Clegg. China scheine entschlossen, «den Menschen in Hongkong etwas zu verwehren, was sie zu Recht erwarten, nämlich freie Wahlen».  (rey/spon/sda/afp/dpa) 

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