Sie sind ein skurriler Anblick: die in Plastik eingewickelten Köpfe weiblicher Schaufensterpuppen in Afghanistan. Ihre Kleidung glitzert und funkelt zwar. Doch die Plastiksäcke und Alufolien, die den Puppen über das Gesicht gestülpt wurden, bilden einen harten Kontrast zu diesem Glamour.
Der Grund für diesen Aufzug: Die Kleiderhändler haben dem gewaltlosen Widerstand gegen die Taliban (k)ein Gesicht gegeben, um auf die prekäre Lage der Frauen und Mädchen aufmerksam zu machen.
Seit der Machtübernahme sind afghanische Frauen und Mädchen durch die streng ausgelegte Scharia Diskriminierung und Ausgrenzung ausgesetzt. Mädchen sind von den Schulen verbannt worden, die Frauen wurden dazu gezwungen, eine Burka zu tragen. Die radikal-islamischen Taliban schränken die Rechte der Frauen immer weiter ein. Erst kürzlich ordneten die Taliban ein Universitätsverbot für Frauen an.
Nicht lange nach der Herrschaftsübernahme haben die Taliban die Kleiderhändler aufgefordert, die Köpfe von Schaufensterpuppen abzutrennen. Die Begründung: Die Gesichter der Puppen seien Götzenbilder und würden gegen die strenge Auslegung des islamischen Rechts verstossen. Die Aufforderung passte zum Ziel der Taliban: Frauen aus der Öffentlichkeit zu verbannen.
Doch die Kleiderhändler gingen auf die Barrikaden.
Sie beschwerten sich, dass sie die teuren Mannequins beschädigen müssten – und ihre Kleidung nicht mehr richtig präsentieren könnten. Die Taliban willigten ein – zumindest zu einem gewissen Grad. Sie änderten die Verordnung: Köpfe müssen nicht abgetrennt, sondern nur abgedeckt werden.
Genaue Vorgaben sind keine vorgegeben worde. Die Kleiderhändler nutzen diese Gelegenheit, um die Absurdität hinzuweisen.
Das sind die Resultate:
Die auffallenden Kleider werden vor allem für Hochzeiten gekauft, die traditionell geschlechtergetrennt gefeiert werden. Gerade unter den Taliban bedeuten Hochzeiten eine der wenigen Gelegenheiten für gesellschaftliche Zusammenkünfte.
Doch werden die farbenfrohen Kleider überhaupt noch gekauft – oder sind sie inzwischen gegen schwarze Umhänge getauscht worden? Bashir, ein Kleidergeschäftsbesitzer, sagt gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass seine Einnahmen sich nach der Machtübernahme halbiert hätten.
Dies hänge nicht nur mit den Einschränkungen der Frauen zusammen, sondern auch mit dem Kollaps der afghanischen Wirtschaft, der einen grossen Teil der Bevölkerung in grosse Armut gestürzt hat.
Mir tun die Frauen dort leid.