Bei einer Attacke der radikalislamischen Taliban im Botschaftsviertel der afghanischen Hauptstadt Kabul sind zwei spanische und vier afghanische Polizisten getötet worden. Nach stundenlangen Gefechten hätten Sicherheitskräfte zudem sämtliche Angreifer getötet, teilte die afghanische Regierung am frühen Samstag mit.
Sie bestätigte zudem den Tod der vier afghanischen Polizisten. Die Regierung in Madrid sprach zunächst von einem getöteten Spanier, später von zweien. Zudem wurden nach Angaben eines Kabuler Polizeisprechers neun Zivilisten und ein Polizist verletzt.
Der Angriff hatte am Freitagabend mit einer heftigen Explosion im Zentrum Kabuls begonnen. Später waren immer wieder Schüsse zu hören.
Einem Augenzeugenbericht zufolge zündete ein Taliban-Kommando gegen 18.00 Uhr (Ortszeit) zunächst eine Autobombe vor dem Tor des Gästehauses im zentralen Stadtteil Scherpur. Dabei sei ein Wachmann ums Leben gekommen, sagte ein Sicherheitsmann des benachbarten Hauses. Ob er in der Opferliste des Kabuler Polizeisprechers aufgeführt war, blieb zunächst unklar.
Die Taliban bekannten sich zu der Attacke, die nach ihren Angaben einer Unterkunft für ausländische Gäste galt. Verwirrung herrscht jedoch weiterhin um das Ziel der Attacke.
Zunächst hatte das Aussenministerium in Madrid bestätigt, dass der Angriff der Botschaft des Landes gegolten habe. Später dementierte Ministerpräsident Rajoy. Die spanische Botschaft arbeitet in Scherpur in mehreren Gebäuden, von denen einige auch als Gästehäuser dienen.
Die Sicherheitslage in Afghanistan ist äusserst angespannt. Erst am Dienstag stürmten Kämpfer der Taliban den Flughafen der Provinzhauptstadt Kandahar im Süden, lieferten sich Gefechte mit Sicherheitskräften und sprengten sich inmitten von Zivilisten in die Luft. Bei dem 27 Stunden dauernden Angriff wurden nach offiziellen Angaben 38 Zivilisten und zwölf Sicherheitskräfte getötet.
Am Mittwoch brachten sie zudem einen Distrikt in der Provinz Helmand unter ihre Kontrolle. Der Vormarsch und die Anschläge ereigneten sich inmitten neuer Friedensbemühungen des afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani.
Im September hatten die Taliban das nordafghanische Kundus in einer Blitzoffensive erobert. Sie wurden nach zwei Wochen von der afghanischen Armee zurückgedrängt.
Wenige Stunden vor der Attacke hatte sich Ghani bei einer Pressekonferenz dafür ausgesprochen, dass Friedensgespräche mit den Taliban innerhalb weniger Wochen beginnen sollten. Er hatte sich zuletzt mit Vertretern der USA, Chinas und Pakistans darüber beraten, wie man die Islamisten an den Verhandlungstisch zurückbringen könne.
Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid liess in der Nacht per Twitter verlauten: «Unsere Kämpfer zerstören den Feind und erobern Territorium im ganzen Land. Sie zum Aufgeben aufzufordern, ist Dummheit.» (sda/dpa/afp)