Jugendproteste stürzen Regierung – Madagaskars Präsident entlässt Minister
«Ich habe auf Ihre Stimmen gehört, ich habe Ihre Forderungen gehört. Ich stimme zu und entschuldige mich, wenn es Mitglieder der Regierung gibt, die nicht die Arbeit geleistet haben, die das Volk erwartet hat», sagte er in einer Fernsehansprache am Montagabend. Laut UN waren durch das harte Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Demonstranten mehr als 20 Menschen ums Leben gekommen.
Die Proteste hatten am Donnerstag in der Hauptstadt Antananarivo begonnen und sich auf weitere Städte ausgeweitet. Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein, schlugen Demonstrierende und nahmen zahlreiche Menschen fest. Vor allem junge Menschen gingen bei den zunächst friedlichen Demonstrationen auf die Strasse und forderten besseren Zugang zu Wasser und Strom. Später kam es auch zu Brandstiftungen und Plünderungen.
UN-Menschenrechtskommissar spricht von mindestens 22 Toten
Das harte Vorgehen der Sicherheitskräfte löste scharfe Kritik von UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk aus. Mindestens 22 Menschen seien getötet und mehr als 100 verletzt worden, teilte Türk mit. Er fordere die Behörden nachdrücklich auf, die Meinungsfreiheit und das Recht auf friedliche Versammlung zu gewährleisten. Madagaskars Aussenministerium dementierte die Angaben und teilte mit, es gebe keine offiziellen Zahlen, die diese Bilanz bestätigten.
Unter den Opfern waren Türk zufolge Demonstrierende und Unbeteiligte, die von Sicherheitskräften getötet wurden. Darüber hinaus seien Menschen durch Dritte am Rande der Proteste getötet worden, unter anderem bei Plünderungen. Er fügte hinzu, Schusswaffen dürften von den Sicherheitskräften nur eingesetzt werden, wenn dies zum Schutz von Leben oder zur Verhinderung schwerer Verletzungen durch eine unmittelbare Bedrohung unbedingt erforderlich sei.
Der Inselstaat Madagaskar mit rund 32 Millionen Einwohnern liegt vor der Ostküste Afrikas im Indischen Ozean. Ein Grossteil der Bevölkerung lebt in Armut. Seit Amtsantritt von Präsident Andry Rajoelina 2019 hat sich die Armut vergrössert, das Bildungsniveau ist gleichzeitig gesunken. Auch die Versorgung mit Strom und Trinkwasser hat sich verschlechtert. Trotz eines Oppositionsboykotts und niedergeschlagener Proteste war Rajoelina 2023 wiedergewählt worden. (sda/dpa)