Im westafrikanischen Sierra Leone ist Präsident Julius Maada Bio trotz einer schweren Wirtschaftskrise wiedergewählt worden. Die Wahlkommission des kleinen Küstenstaats mit 8.8 Millionen Einwohnern erklärte den 59-Jährigen am Dienstag mit 56.17 Prozent der Stimmen zum Sieger. Sein Herausforderer Samura Kamara (72) unterlag demnach mit 41.16 Prozent der Stimmen.
Bios Partei SLPP und Kamaras APC dominieren seit Jahrzehnten entlang ethnischer und regionaler Linien das Land. Insgesamt traten 13 Kandidaten an. Schon 2018 hatte Bio sich gegen Kamara durchgesetzt, damals in einer Stichwahl.
Sierra Leone, das von der Fläche etwa Bayern entspricht, erlebte von 1991 bis 2002 einen der schlimmsten Bürgerkriege Afrikas mit Zehntausenden Toten. 2014 stürzte ein Ebola-Ausbruch das Land in eine weitere jahrelange Krise. Die Wirtschaft hat sich seitdem nicht erholt. Viele Menschen vor allem auf dem Land leben unter extremer Armut. 60 Prozent der jungen Leute sind arbeitslos, der Preis von Grundnahrungsmitteln hat sich vervielfacht.
Bio, der 1996 zwei Monate nach einem Militärputsch regierte und zum Übergang zu den ersten freien Wahlen seit Jahrzehnten beitrug, wird von vielen als «Vater der modernen Demokratie» des Landes verehrt. Seine seit 2018 amtierende Regierung führte kostenlose Schulbildung ein, förderte Gleichberechtigung, Wissenschaft und die Infrastruktur des Landes. Gleichzeitig steht Bio auch wegen seines Vorgehens gegen Gegner in der Kritik. Bei der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten durch staatliche Sicherheitskräfte waren im August mehr als 20 Demonstranten und sechs Polizisten ums Leben gekommen. (sda/dpa)