Shein gehört zu den grössten Fast-Fashion-Sünderinnen unserer Zeit. Das Unternehmen, mit Hauptsitz in China, verkauft Kleidung zu extrem niedrigen Preisen (und ähnlich niedriger Qualität) auf der ganzen Welt. Nun möchte Shein sein Image aufpolieren. Dazu lud das Unternehmen Influencerinnen in eine ihrer Fabriken in China ein, um zu zeigen, wie es dort wirklich aussieht. Der Schuss ging jedoch gewaltig nach hinten los.
Das Image-Projekt lief unter dem Namen «Shein 101 – On the Road». Dazu wurden in den letzten Tagen mehrere 40-sekündige Videos auf den YouTube-Kanal von Shein gepostet. In den Clips wird die Reise der Content Creator gezeigt. Luxuriöse Hotelzimmer, prächtiges Essen und strahlende Mitarbeitende sind dabei die Protagonisten in den Clips.
Ähnlich glänzend sieht Shein auch auf dem Kanal der Influencerin itsdestene_ aus, die an dem Trip teilnahm. Auf Ihrem TikTok-Account zeigte die Fashion-Bloggerin ihrer Followerschaft Einblicke in die Reise. Ganz nebenbei erzählt sie zudem von den Arbeitsbedingungen, die in der Firma herrschen. Diese scheinen ganz normal zu sein. Die Arbeitenden würden von 8 Uhr bis 18 Uhr arbeiten und nicht weiter als 15 Minuten von der Firma entfernt wohnen. Zudem würden die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Hallen «nicht einmal schwitzen.»
Ebenfalls vor Ort war die TikTokerin Danidmc. Auch auf ihrem Kanal scheint der Alltag in der chinesischen Fabrik ganz normal und sogar spassig zu sein. Dani bezeichnet sich in ihren Videos als «Selbstständige Denkerin», weshalb man also ausschliessen kann, dass sie die positiven Worte nur wegen der Kooperation sagt. Oder?
Wahrscheinlich eher nicht. Es wird dabei nämlich nicht erwähnt, dass die Influencerin dafür bezahlt wird, am Trip teilzunehmen, Videos darüber zu machen und darüber zu sprechen. Warum dann kein negativer Kommentar fällt, ist wahrscheinlich selbsterklärend. So ist die Firma etwa dafür bekannt, dass sie Influencern Kleidung in besserer Qualität schickt, als dann die «normale» Kundschaft bekommt. Dass die besichtigte Firma also nicht die Realität widerspiegelt, ist schwer anzunehmen.
Während des Rundgangs durch die Fabrik wird immer wieder betont, dass man in den USA (woher die Influencer kommen) ein falsches Bild davon habe, wie es in chinesischen Betrieben aussehe. Dies wird nicht hinterfragt. Es wird zwar gesagt, dass kritische Fragen gestellt wurden, festgehalten wird das jedoch nicht. Dabei wäre doch gerade hier interessant, zu wissen, wie Shein so günstig sein kann, wenn die Arbeitsbedingungen doch so gut sind? Oder ob alle Firmen so aussehen wie die, die gerade besichtigt wird.
Diese Fragen stellen sich jetzt dafür Dutzende von Userinnen und Usern auf TikTok. Dort wird der Influencer-Event von Shein nämlich heftig kritisiert. Viele Creators bezeichnen das Ganze als Propaganda und rufen ihre Followerschaft dazu auf, Shein zu boykottieren.
Vom Shitstorm bekommen auch die Influencerinnen, die am Trip teilnahmen, einiges ab. Unter itsdestene_ Videos häufen sich etwa Kommentare wie: «Du solltest dich schämen, so eine Firma zu unterstützen» oder «Das ist alles nur Propaganda. Die zeigen dir das, was du sehen sollst.»
Wann ändert sich das mal endlich (nicht nut auf dem Papier)?