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Start-up Haelixa sorgt mittels DNA-Technologie für mehr Transparenz

Haelixa-Gründerin Michela Puddu
Co-Gründerin von Haelixa: Michela Puddu will die Textilbranche mit ihrem Start-up auf den Kopf stellen. Bild: screenshot facebook/haelixa

Ihr Start-up ist das Feindbild der Fast-Fashion-Branche – mithilfe einer DNA-Technologie

Die von Michela Puddu entwickelte DNA-Technologie ist eine Kampfansage an die Fast-Fashion-Branche. Mit ihrem Schweizer Start-up will sie nicht nur die Rückverfolgbarkeit von Textilien und anderen Produkten garantieren, sondern auch für eine nachhaltigere Welt sorgen.
06.04.2023, 10:4407.04.2023, 12:42
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Billigmode ist in der Schweiz beliebt. Besonders der chinesische Online-Händler Shein gewinnt an Popularität. Bekannt ist der Anbieter von Fast Fashion aber auch für minderwertige Ware, schlechte Arbeitsbedingungen und dubiose Lieferketten.

Den Preis für die Billigmode bezahlen die Angestellten und die Umwelt. 75-Stunden-Woche, nur einen Tag frei pro Monat – unter diesen in der Schweiz unvorstellbaren Bedingungen arbeiten die Arbeitskräfte in den chinesischen Fabriken von Shein, wie die NGO Public Eye schreibt.

Während sich bei Fast Fashion alles um den Preis dreht, stehen bei Fair Fashion nachhaltige Themen im Vordergrund. Dabei stellt sich aber oft die Frage, wie fair ein Kleidungsstück tatsächlich hergestellt wurde.

Um das beweisen zu können, hat Michela Puddu zusammen mit einem Kommilitonen von der ETH Zürich das Schweizer Start-up Haelixa gegründet. Die von ihnen entwickelte DNA-Technologie könnte auch bei Billigmode aufzeigen, wo und wie etwa die Baumwolle ihrer Textilien gewachsen ist und welche Lieferketten ein Produkt hinter sich hat. Etwas, das Fast-Fashion-Firmen gerne verstecken möchten. Doch wie genau funktioniert das?

Mit PCR-Tests zum Ergebnis

Zum Verständnis hilft ein Vergleich: «Die Technologie, die wir verwenden, kann man mit einem Fingerabdruck vergleichen», sagt Michela Puddu zu watson. Das Start-up stelle im eigenen Labor eine Flüssigkeit chemisch her, welche die Kunden mittels eines Markers hoch verdünnt auf die Produkte wie Baumwolle auftragen können.

Baumwolle Baumwollfeld
Baumwollfelder: Hier soll der Marker zur Anwendung kommen. Bild: shutterstock

«Dadurch wird jedes Produkt mit einer einzigartigen und rückverfolgbaren DNA-Identität, quasi einem Fingerabdruck, versehen», erklärt Puddu. So könne man durch alle Lieferketten vom Hersteller bis zum Einzelhändler fälschungssicher feststellen, dass es sich beispielsweise bei Textilien um Bio-Baumwolle handelt und beim Anbau keine Pestizide verwendet wurden.

Um aber herauszufinden, dass ein Produkt mit dem Haelixa-Marker versehen wurde, müsse die Firma die Ware im eigenen Labor in Kemptthal prüfen, sagt Puddu. Dabei komme ein Verfahren zum Zug, das auch die breite Öffentlichkeit seit der Corona-Pandemie kenne: Mittels eines PCR-Tests werde ermittelt, ob das Produkt mit der speziellen DNA angereichert wurde. Diese sei im Übrigen absolut verträglich für Mensch und Umwelt.

Baumwollplantagen in Tansania

Puddu konnte mit Haelixa bereits einige Erfolge verbuchen. Ihr DNA-Marker werde breitflächig auf der Welt angewendet, etwa auf Baumwollplantagen in Tansania. Puddu hilft mit ihrem Start-up auch anderen Schweizer Firmen, die Rückverfolgbarkeit von Fasern und Garn zu gewährleisten.

Während sich vor allem nachhaltige Unternehmen für Puddus Geschäftsidee begeistern, zeigt die Fast-Fashion-Branche mehrheitlich wenig Interesse daran, Transparenz in den Produkteigenschaften und Lieferketten zu schaffen. Dass sie mit ihrem Start-up ein Feindbild für die Billigmode-Industrie ist, kann die Gründerin nicht verstehen. Doch sie hat eine klare Meinung dazu: «Die Modeindustrie braucht Lösungen wie unsere, die physische Rückverfolgbarkeit. Modemarken müssen transparenter werden, um die Nachfrage der Konsumenten nach genauen Produktinformationen zu befriedigen.»

Sie selbst schaue auch darauf, wie sie ihre eigenen Umweltauswirkungen verringern könne, indem sie beispielsweise darauf achte, was sie trage, esse oder wie sie reise. Und wie ihr ergehe es immer mehr Menschen, findet Puddu.

«Es entwickelt sich weltweit ein Trend zu neuen Anti-Greenwashing-Vorschriften. Unternehmen werden dafür verantwortlich gemacht, was in ihren Wertschöpfungsketten passiert, was sie behaupten und wie sie diese Behauptungen untermauern können», sagt Puddu. Sie sei deshalb überzeugt davon, dass die Rückverfolgbarkeit entscheidend dafür sein werde, wer langfristig im Geschäft bleibe.

Für Award nominiert

Michela Puddus Ziel ist es, mit der Firma zu einem «Goldstandard zu werden, wenn es um die Kennzeichnung und Rückverfolgung von Produkten» geht. Neben Textilien, Gold und Edelsteinen sollen auch bald Lebensmittel rückverfolgbar gemacht werden.

Michela Puddu Haelixa
Im Labor: Michela Puddu bei der Arbeit. Bild: zVg/ DJ Wehrli

Das innovative Zürcher Start-up trifft mit seinen Visionen den Zeitgeist. Auch aus diesem Grund ist es für den Schweizer «Green Business Award» nominiert. Vergangenes Jahr gewann der Fleischersatzhersteller Planted Foods mit «Fleisch aus Pflanzen».

Auch dieses Jahr sind wieder «28 nachhaltige und gleichzeitig ökonomisch erfolgreiche Unternehmen nominiert», wie der Veranstalter Green Business Switzerland in einer Medienmitteilung schreibt. Gekürt wird der Gewinner von einer Jury, welche die ehemalige Bundesrätin Doris Leuthard präsidiert.

Michela Puddu freut sich über die Nomination. Als sie als Jugendliche für ihr Studium aus Italien an die ETH Zürich gekommen sei, hätte sie nicht gedacht, so lange hier zu bleiben und eine Firma aufzubauen. Doch sie habe realisiert: «Schweizer Produkte sind für die hohe Qualität und Leistungsfähigkeit bekannt. Das ist von Vorteil, um die Technologie zu verkaufen, die wir entwickeln», sagt Puddu. Die Start-up-Gründerin möchte deshalb langfristig in der Schweiz bleiben. «Ich liebe das Land und nach zehn Jahren in Zürich ist auch mein ganzes Leben hier.»

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quelle: screenshot greenbusinessaward.ch
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quelle: reddit
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63 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Domimar
06.04.2023 11:24registriert August 2016
"Billigmode ist in der Schweiz beliebt. Besonders der chinesische Online-Händler Shein gewinnt an Popularität." Wenn ich das lese, dreht sich mir eigentlich nur der Magen. Entweder die Leute leben unter einem Stein und sehen nicht, was aktuell in der Welt passiert oder es ist ein überaus ausgeprägtes "nach mir die Sintflut"-Verhalten. Im zweiten Fall wäre das ein Argument um endgültig den Glauben an die Menschen zu verlieren.
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Hadock50
06.04.2023 11:41registriert Juli 2020
Fast Fashion sollte verboten werden, denn es hat nichts Gutes an sich.
Bildung an Schule täte gut wie schlecht fast fashion wirklich ist.
Und dem Start up viel erfolg- so was braucht es.
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s'Paddiesli
06.04.2023 12:07registriert Mai 2017
Auch darum ein dickes JA zur Konzernverantwortungsinitiative!
Sie darf nicht wieder am Ständemehr scheitern. Und fallt bloss nicht nochmals auf KKS herein.
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