Dieses Bild dürfte in die Geschichtsbücher eingehen: Chinas Staatschef Xi Jinping, gekleidet in anthraziter Mao-Jacke, betritt die Balustrade am Tor des Himmlischen Friedens. Rechts an seiner Seite: der russische Präsident Wladimir Putin. Zu seiner linken: Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. Diese trilaterale Achse der Autokraten bildet den Kern der neuen, sinozentrischen Weltordnung, also eine Weltordnung mit China im Zentrum.
Am Mittwoch hat Xi seine Vision mit einer pompösen Militärparade untermauert. Über zwei dutzend Regierungs- und Staatsoberhäupter haben sich im Zentrum Pekings versammelt, um an Chinas Gedenkfeierlichkeiten zum Ende des Zweiten Weltkriegs teilzunehmen. Über 10'000 Soldaten der Volksbefreiungsarmee marschierten auf, in synchronem Gleichschritt und mit entschlossener Miene. Tarnkappenbomber flogen über die 50'000 jubelnden Zuschauerinnen und Zuschauer hinweg, etliche Panzer rollten die Changan-Prachtstrasse entlang, gefolgt von Hyperschallraketen, Laser-Abwehrsystemen und einem beeindruckenden Arsenal an Atomwaffen.
Was in den Augen eines westlichen Publikums unangenehme Assoziationen auslöst, wurde von den allermeisten Chinesen mit Stolz gefeiert: Die einst bitterarme Volksrepublik, gebeutelt von ausländischen Mächten, wird mittlerweile weltweit respektiert – oder eben gefürchtet.
«Heute muss die Menschheit erneut zwischen Frieden und Krieg wählen. Das chinesische Volk steht fest auf der richtigen Seite der Geschichte», sagte Xi Jinping während seiner Eröffnungsrede. Darin mahnt er seine Landsleute auch daran, am Kurs der kommunistischen Partei (KP) festzuhalten – und weiterhin dem Marxismus-Leninismus und der Gedankenlehre Mao Zedongs zu folgen.
Geschichtsschreibung ist für die KP immer auch eine politische Waffe. Und so geht es bei der Militärparade nicht nur darum, den im Westen nahezu in Vergessenheit geratenen Kampf der Chinesen gegen das faschistische Japan während des Zweiten Weltkriegs in Erinnerung zu rufen. «Chinas Kampf gegen den Faschismus begann am frühesten, dauerte am längsten und endete mit den meisten Opfern», heisst es stolz im Staatssender CGTN.
Die Botschaft Pekings geht jedoch weit darüber hinaus: Die heroischen Opfer werden betont, um damit die politischen Ziele der Gegenwart zu erreichen. Oder in den Worten Xi Jinpings: «Das chinesische Volk hat mit enormen nationalen Opfern einen wichtigen Beitrag zur Rettung der menschlichen Zivilisation und zur Wahrung des Weltfriedens geleistet. Die grosse Wiederbelebung der chinesischen Nation ist unaufhaltsam!» Und diese Wiederbelebung ist in den Augen Xis nur dann vollständig, wenn man die demokratisch regierte Insel Taiwan zurück ans Mutterland geholt hat.
«Die Frage bezüglich Taiwan ist nicht, ob wir wieder vereint werden oder nicht. Es ist lediglich eine Frage des Zeitpunkts», meint Zhou Bo, pensionierter Oberst der Volksbefreiungsarmee, im chinesischen Fernsehen. Mit zunehmender Stärke Chinas würden sich zwei Möglichkeiten ergeben: Entweder man wende Gewalt an oder nicht. Dies hänge davon ab, wie sich die Regierung in Taipeh verhalte, sagte Zhou.
Um dies zu erreichen, dafür braucht Xi nicht nur internationale Unterstützer wie Wladimir Putin, der im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen über ein Veto-Recht verfügt. Kern der chinesischen Machtansprüche bildet das Militär: Die Volksbefreiungsarmee soll insbesondere die USA derart einschüchtern, dass sie im Falle einer Invasion auf Taiwan im Vorhinein die Konfrontation meiden. Insofern zielt die Militärparade am Mittwoch auch auf psychologische Abschreckung ab. Und dafür greift Peking tief in die Tasche: Die Taipei Times beruft sich auf taiwanische Regierungskreise, die davon ausgehen, die Veranstaltung könnte insgesamt fünf Milliarden Dollar gekostet haben.
Und doch kann die Propaganda-Show nicht übertünchen, dass die chinesische Armee seit einem kurzen Zwischenspiel im Vietnam-Krieg 1979 über keine praktischen Kampferfahrungen mehr verfügt. Zudem gab es während der letzten drei Jahre auffällig viele Säuberungswellen: Gegen zwei ehemalige Verteidigungsminister laufen derzeit Ermittlungen, rund zwei dutzend weitere Offiziere wurden seither geschasst. Dies ist ein klares Zeichen, dass Xi Jinping seinen Generälen nicht trauen kann.
Dennoch sieht der 72-jährige Parteichef seine Volksrepublik auf dem aufsteigenden Ast – und den Westen im Niedergang. Dank Donald Trump im Weissen Haus, der mit seinen Strafzöllen auch langjährige Alliierte in die Arme Chinas getrieben hat, fällt Pekings Botschaft auf durchaus fruchtbaren Boden.
«Die Welt durchlebt gerade eine absolut chaotische Phase, in der es Länder gibt, die der Welt ihre Bedingungen diktieren wollen und vielen anderen Ländern mit Waffengewalt drohen», sagt Chinas Chef-Propagandist Victor Gao – und teilt gegen die USA aus, ohne sie beim Namen zu nennen. Die Volksrepublik hingegen stellt er als verantwortungsvolle, alternative Weltmacht dar: «Wir wollen die bestehende Ordnung nicht zerstören. Wir wollen sie verbessern und neu aufbauen.» (aargauerzeitung.ch)
Ja der Anteil Chinas am 2. Weltkrieg wird im Westen gerne ignoriert.
Und Ja der Westen hat seine Interessen auch ohne Rücksicht durchgesetzt. Während des Kolonialismus aber auch nicht zu knapp seit dem 2. Weltkrieg. Teilweise mit direkter Gewalt, teilweise mit Gewaltdrohung und teilweise mit wirtschaftlicher Macht. Gerade auch China kann da ein Lied von singen.
Und wir im Westen reden zwar gerne von Demokratie, Werten etc, wenn es aber ums Geldverdienen geht, ist das ganz schnell vergessen und es wird mit jedem Diktator geschäftet.
Länder, die anderen Länder mit Waffengewalt drohen.... und daneben steht Putolini einer der übelsten Kriegstreiber und Agressor des 21. Jahrhunderts.