Eindringlich fordert Donald Trump von seinem Justizminister William Barr, endlich Schritte gegen die Bidens zu unternehmen. «Der Justizminister muss jetzt handeln», so der Präsident in einem Interview mit Fox News. «Er muss handeln, und zwar rasch. Er muss jemanden ernennen. Es geht hier um gewaltige Korruption, und die Sache muss noch vor den Wahlen ans Tageslicht kommen.»
Trump spielt dabei auf einen Artikel an, der kürzlich in der «New York Post» erschienen ist. Dieses Boulevard-Blatt ist gewissermassen der Print-Zwilling von Fox News. Es gehört ebenfalls Rupert Murdoch, ist stockkonservativ und Trump treu ergeben.
Barr hat bisher die meisten Anliegen seines Präsidenten geflissentlich erfüllt und dabei die Grenzen zur Korruption mehr als nur gestreift. Doch nun zögert selbst er – und zwar aus guten Gründen. Das zeigt eine genauere Analyse der fraglichen Story in der «New York Post».
Die Story dreht sich um einen Laptop von Hunter Biden, dem Sohn von Joe Biden. Hunter Biden soll das fragliche Gerät im April 2019 in einem Computer-Shop in Delaware abgegeben haben, um die Harddisk reparieren zu lassen, und soll es nie mehr abgeholt haben.
Der Inhaber des Ladens – ein Mann namens John MacIsaac – soll daraufhin den Laptop genauer untersucht haben. Dabei sei er auf ein Mail eines gewissen Vadym Pozharskyi gestossen sein. Dieser sass einst zusammen mit Hunter Biden im Verwaltungsrat von Burisma. Diese ukrainische Gasgesellschaft hat eine zentrale Rolle im Impeachment gegen Trump gespielt.
Warum ist dies brisant? Der mit monatlich 50’000 Dollar dotierte Verwaltungsratsposten von Hunter Biden bei Burisma war tatsächlich fragwürdig. Biden ist weder Gasspezialist, noch kennt er sich in der Ukraine aus. Der Verdacht, dass er diesen lukrativen Posten wegen seines Vaters, der damals Vizepräsident war, erhalten hat, ist nicht von der Hand zu weisen. Selbst Hunter Biden gesteht dies heute mehr oder weniger ein.
Hartnäckig bestreiten jedoch beide Bidens, dass der Vater vom Engagement seines Sohnes gewusst habe. Es gibt bisher auch keinen Beweis dafür. Nun aber will die «New York Post» eben diesen Beweis erbracht haben. Auf dem erwähnten Laptop sei ein Mail aufgetaucht, das schlüssig nachweise, dass die Bidens lügen würden. Auf dem Mail schreibe besagter Pozharskyi nämlich:
Beide Bidens erklären, dass dieses fragliche Treffen mit Pozharskyi niemals stattgefunden habe und das Vater Biden den Mann nicht kenne. Sollte dieses E-Mail echt sein, dann wäre es in der Tat mehr als peinlich für Joe Biden. Doch alles spricht dafür, dass es sich um einen Fake handelt, der vielleicht sogar einmal mehr mit Hilfe des russischen Geheimdienstes inszeniert wurde. Und das sind die Indizien für diese These:
Trump hingegen tobt. Er beschimpft die Sozialen Medien aufs Übelste und spricht von Zensur. Zudem fordert er neuerdings gar, dass die «kriminellen Bidens hinter Gitter» gehörten. Das ist nicht nur eine peinliche Wiederholung seiner Beschimpfung gegen Hillary Clinton vor vier Jahren («Lock her up»). Es ist auch politisch dumm. Ausser seinen ohnehin überzeugten Anhängern erreicht er niemanden. Im Gegenteil, die letzten verbliebenen unabhängigen Wählerinnen und Wähler stösst er damit vor den Kopf.
Deshalb sind auch Hardcore-Trump-Fans entsetzt. Einer davon ist Marc Thiessen, Kolumnist in der «Washington Post». Er schreibt:
Trump wird kaum auf ihn hören. Er hat sich so in die Bidens verbissen, dass er alles daran setzen wird, Hunter und die Story der «New York Post» in den Mittelpunkt der Debatte zu setzen. Joe Biden kann dies nur recht sein.