Kleinste Gizeh-Pyramide: Forscher finden Hinweise auf verborgenen Eingang
Die Pyramiden von Gizeh sind weltberühmt und bis heute geheimnisumwoben. Vor über 4500 Jahren liessen die Pharaonen Cheops, Chephren und Menkaure (Mykerinos) die monumentalen Bauwerke errichten. Doch sie geben bis heute nur einen Teil ihrer Geheimnisse preis.
Dank modernster Messtechniken gelingt es Archäologen inzwischen, immer tiefer in das Innere der Bauwerke zu blicken. Aktuell richtet sich die Aufmerksamkeit der Forscher der Universität von Kairo und der Technischen Universität München auf die kleinste des Trios: die Menkaure-Pyramide, in deren Mauerwerk sich offenbar etwas Ungewöhnliches verbirgt.
Polierte Granitplatten
Die Menkaure-Pyramide, auch Mykerinos-Pyramide genannt, ragt etwa 65 Meter über das Gizeh-Plateau. Sie entstand um 2510 v. Chr. und ist die jüngste und kleinste der drei grossen Pyramiden. Auffällig ist ihr unterer Fassadenteil aus massiven Granitplatten. Ein Merkmal, das sie von Cheops und Chephren unterscheidet.
Wie der ägyptische Forscher Khalid Helal von der Universität Kairo in einer neuen Studie schreibt, bestand diese Verkleidung ursprünglich aus 16 bis 18 Reihen von Granitblöcken, von denen heute nur noch sieben erhalten sind. Besonders ins Auge fällt ein rund vier mal sechs Meter grosser Bereich auf der Ostseite. Dort ist die Oberfläche ungewöhnlich glatt und sorgfältig poliert.
«Diese Flächen stechen durch ihre polierten, akkurat eingepassten Blöcke heraus», heisst es im Bericht. Eine so präzise Steinbearbeitung findet sich sonst nur am bekannten Eingang auf der Nordseite – dort, wo der Zugang zum Inneren liegt. Das weckte die Aufmerksamkeit der Forscher: Könnte sich auf der Ostseite ein weiterer, bislang unbekannter Eingang verbergen?
Blick ins Innere mit modernster Technik
Um dieser Frage nachzugehen, setzten die Münchner Wissenschaftler Georadar (GPR), Ultraschall und elektrische Widerstandstomografie (ERT) ein. Damit lässt sich die Struktur der Fassade untersuchen, ohne sie zu beschädigen; ein grosser Fortschritt gegenüber früheren Grabungen.
«Unser Ziel war es, mögliche Hohlräume hinter den auffälligen Stellen zu detektieren», erklären Helal und seine Kollegen in der im Fachjournal «NDT&E International» veröffentlichten Studie. Besonders wichtig war dabei die elektrische Widerstandstomografie: Sie misst, wie gut Materialien Strom leiten. Luftgefüllte Räume zeigen einen höheren elektrischen Widerstand als massiver Stein. So lassen sich Hohlräume indirekt erkennen.
🚨NEW DISCOVERY: Hidden Entrance Inside Menkaure Pyramid in Giza! - Anomalies Detected!
— Jay Anderson (@TheProjectUnity) November 11, 2025
"Weirdly, the granite blocks in this area of the eastern façade are 'unusually smooth' as if they'd been rigorously polished millennia ago" pic.twitter.com/S1ektG2t9R
Zunächst kartierten die Forscher grössere Bereiche der Ostfassade, anschliessend untersuchten sie ungewöhnliche Stellen gezielt mit Georadar und Ultraschall. Mit diesen Methoden konnten sie tiefere Gesteinsschichten erkunden und besser zwischen dichtem Material und luftgefüllten Strukturen unterscheiden.
Wie Christian Grosse, Co-Autor der Studie und Professor für zerstörungsfreie Prüfung an der TU München, erläutert, sei die Kombination dieser Verfahren besonders effektiv, «weil sie strukturelle Besonderheiten aus verschiedenen physikalischen Perspektiven sichtbar macht».
Zwei Hohlräume entdeckt
Tatsächlich wurden die Forscher fündig. «Unsere Aufnahmen enthüllten zwei Anomalien direkt hinter den polierten Granitblöcken», schreiben sie. Der grössere Hohlraum beginne etwa 1,4 Meter unter der Oberfläche und messe rund 1,5 Meter in der Breite und einen Meter in der Höhe. Der kleinere sei rund 90 Zentimeter hoch und 70 Zentimeter breit. Beide sind vermutlich luftgefüllt und direkt unter der Granitverkleidung gelegen.
Wie weit die Strukturen ins Innere der Pyramide reichen, lässt sich bisher nicht sagen. «Die Eindringtiefe unserer Methoden reichte dafür nicht aus», erklärt Helal. Dennoch gilt der Fund als bemerkenswert, denn Lage und Form der Hohlräume stützen die Annahme eines verborgenen Durchgangs zur Menkaure-Pyramide.
Die Idee eines zweiten Eingangs wird unter Ägyptologen schon lange diskutiert, jetzt gibt es erstmals geophysikalische Messdaten, die diese Vermutung stützen. «Die Hypothese eines weiteren Eingangs ist sehr plausibel, und unsere Entdeckungen bringen uns einen grossen Schritt näher, diese zu bestätigen», sagt Grosse.
Sollte sich die Vermutung bestätigen, dass sich hinter den Hohlräumen ein Gang verbirgt, könnte dieser den Zugang zu bislang unbekannten Kammern eröffnen und neue Einblicke in Bauweise, Funktion und Symbolik der Pyramide liefern.

