Die Lage im Jemen gerät zunehmend ausser Kontrolle. Nachdem Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi am Wochenende die im Süden gelegene Hafenstadt Aden zur neuen Hauptstadt ausgerufen hatte, rückten die schiitischen Huthi-Milizen in die drittgrösste Stadt des Landes, Tais, ein und besetzten den Flughafen.
Augenzeugen berichteten zudem über Dutzende Panzer und andere Militärfahrzeuge der Huthi, die auf dem Weg vom Norden nach Tais seien. Unterstützt wurden sie nach Angaben aus Sicherheitskreisen von Spezialkräften des 2012 entmachteten Präsidenten Ali Abdallah Saleh.
Die Stadt liegt auf halbem Wege zwischen der von den Huthis kontrollierten Hauptstadt Sanaa und der Hafenstadt Aden im Süden Jemens, wo Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi Zuflucht gefunden hat. Dieser appellierte an den UNO-Sicherheitsrat, mit allen Mitteln zu intervenieren, um den Putsch und die Aggression in seinem Land zu stoppen.
Angesichts der eskalierenden Gewalt zogen die USA Soldaten und ihre verbliebenen Diplomaten aus dem Jemen ab. Das Militärpersonal habe den Luftwaffenstützpunkt al-Anad im Süden des Landes «mit unbekanntem Ziel» verlassen, hiess es aus jemenitischen Armeekreisen. Begründet wurde dies mit der unsicheren Lage.
Neben al-Kaida scheint auch die andere Extremistenmiliz – der sogenannte Islamische Staat (IS) – ihren Einfluss im Jemen auszuweiten. Am Freitag bekannten sich diese zu einem Anschlag auf Schiiten in zwei Moscheen von Sanaa, bei dem mindestens 137 Menschen getötet und 345 verletzt wurden.
Die USA zweifelten jedoch an dem IS-Bekenntnis. Gegenwärtig werde überprüft, ob Verbindungen des IS über deren Kerngebiet in Syrien und dem Irak hinaus in den Jemen bestünden, sagte Jeff Rathke, Sprecher im US-Aussenministerium, vor Journalisten in Washington.
Daneben droht der Machtkampf im Jemen immer mehr, sich in einen Bürgerkrieg auszuweiten, in den auch die benachbarten und miteinander rivalisierenden Regionalmächte Saudi-Arabien und Iran hineingezogen werden könnten.
Die Allianzen in dem von Stammesstrukturen geprägten Land sind dabei fliessend und teilweise unübersichtlich. Die Huthi-Miliz stützt sich auf die schiitischen Muslime, die etwa ein Fünftel der jemenitischen Bevölkerung ausmachen. Sie soll vom ebenfalls schiitischen Iran unterstützt werden. Wie eng diese Beziehungen sind, ist allerdings unklar. (pru/sda/reu/afp/dpa)