International
Asien

Sri Lanka: Hunderte versuchen das Haus des Präsidenten zu stürmen

Sri Lanka: Hunderte Menschen versuchen das Haus des Präsidenten zu stürmen

Der Mangel an lebenswichtigen Gütern hat in Sri Lankas Hauptstadt Colombo zu schweren Ausschreitungen geführt. Der Präsident des südasiatischen Staates vergleicht die Situation mit den Ereignissen des Arabischen Frühlings.
01.04.2022, 13:44
Mehr «International»
epaselect epa09862845 People clash with the police during a protest against the current economic crisis, outside the President's private residence in Colombo, Sri Lanka, 31 March 2022. Protesters ...
Schwere Ausschreitungen in ColomboBild: keystone
Ein Artikel von
t-online

Nach Unruhen in der Hauptstadt Sri Lankas ist die Polizei- und Militärpräsenz auf den Strassen erhöht worden. Eine nächtliche Ausgangssperre in Colombo wurde nach Behördenangaben am Freitagmorgen wieder aufgehoben.

Am Vortag war es angesichts der prekären wirtschaftlichen Lage in dem Inselstaat zu Ausschreitungen gekommen. Hunderte Demonstranten versuchten, das Haus des Präsidenten zu stürmen. Die Polizei nahm 45 Menschen fest.

Das südasiatische Land leidet unter schwerwiegenden Engpässen bei lebenswichtigen Gütern, drastischen Preiserhöhungen und lähmenden Stromausfällen und erlebt damit den schmerzhaftesten wirtschaftlichen Abschwung seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1948. Viele befürchten, dass das Land seine Schulden nicht mehr bedienen kann.

Zuletzt hatte die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass der Internationale Währungsfonds ( IWF ) in den nächsten Tagen Gespräche über ein Kreditprogramm mit der srilankischen Regierung aufnehmen will.

Wurde scharfe Munition gegen Demonstranten eingesetzt?

Bei den Unruhen am Donnerstagabend marschierten hunderte Menschen zum Haus von Präsident Gotabaya Rajapaksa und forderten seinen Rücktritt. Sie setzten zwei Militärbusse und einen Polizei-Wagen in Brand, griffen Beamte mit Ziegelsteinen an und blockierten eine Hauptstrasse nach Colombo mit brennenden Reifen.

epa09863237 Armed Sri Lankan military personnel stand guard near the debris of vehicles torched during a protest against the current economic crisis, outside the President's private residence in  ...
Bild: keystone

Sicherheitskräfte feuerten in die Menge und setzten Tränengas und Wasserwerfer ein, um die Demonstranten auseinander zu treiben. Unklar war, ob sie scharfe Munition oder Gummigeschosse einsetzten. Ein Mensch wurde lebensgefährlich verletzt. Nach Angaben der Polizei wurden auch fünf Beamte bei den Auseinandersetzungen verletzt.

Rajapaksa warf den Demonstranten vor, einen «arabischen Frühling» wie im Nahen Osten herbeiführen zu wollen. «Die Proteste am Donnerstagabend wurden von extremistischen Kräften angeführt, die einen arabischen Frühling forderten, um Instabilität in unserem Land zu schaffen», erklärte das Büro des Präsidenten. Offiziellen Quellen zufolge war Rajapaksa während des Protests nicht zu Hause.

Die Familie des Präsidenten dominiert die Innenpolitik

In Online-Netzwerken verbreitete Videos zeigten Männer und Frauen, die den Rücktritt aller Mitglieder der mächtigen Rajapaksa-Familie forderten. Ein älterer Bruder des Präsidenten, Mahinda, ist Ministerpräsident, während der jüngere Basil Finanzminister ist. Sein ältester Bruder und sein Neffe bekleiden ebenfalls Kabinettsposten. Im internationalen Demokratieindex der britischen Wochenzeitung «The Economist» wird Sri Lanka als «mangelhafte Demokratie» eingestuft.

Sri Lankas wirtschaftliche Lage ist durch die Corona-Pandemie noch verschärft worden. Tourismus und Auslandsüberweisungen blieben aus. Wirtschaftsexperten sind der Ansicht, dass die Situation durch die Misswirtschaft der Regierung und die jahrelange Anhäufung von Krediten noch verschlimmert wurde.

(AFP,rtr,jro )

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Zwei Pitbulls beissen Kleinkind in Italien zu Tode

Ein etwa 15 Monate altes Kleinkind ist am Montag in der Nähe von Salerno in Süditalien von zwei Pitbulls zu Tode gebissen worden.

Zur Story