In Myanmar hat es erstmals Strassenproteste gegen den Militärputsch und die Festnahme der entmachteten faktischen Regierungschefin Aung San Suu Kyi gegeben. In der Millionenstadt Mandalay im Norden des Landes demonstrierten vor allem junge Menschen vor der medizinischen Fakultät der örtlichen Universität gegen das Vorgehen der Armee, wie auf einem Video des Senders «Mizzima TV» zu sehen war. Auf einem Schild war auch auf Englisch zu lesen: «Das Volk protestiert gegen den Militärputsch.» Unbestätigten Berichten zufolge wurden mindestens drei Teilnehmer festgenommen.
Der öffentliche Widerstand gegen die Machtübernahme der Armee wurde von Mitarbeitern des Gesundheitswesens angeführt. Sie hatten bereits am Mittwoch gestreikt. Die Bewegung des zivilen Ungehorsams in dem südostasiatischen Land teilte mit, zahlreiche medizinische Fachkräfte hätten in mehr als 30 Städten entweder ihre Arbeit niedergelegt oder zum Zeichen des Protests eine rote Schleife getragen.
«Wir lehnen es ab, Befehlen des illegitimen Militärregimes Folge zu leisten, das gezeigt hat, dass es keinerlei Respekt für unsere armen Patienten hat», hiess es in einer Erklärung der Bewegung, die um Unterstützung aus dem Ausland bat. Der Hashtag #CivilDisobedienceMovement wurde auf Twitter bereits mehr als 1.2 Millionen mal geteilt.
In der grössten Stadt Yangon machten viele Menschen ihrem Ärger Luft, indem sie an Fenstern und Balkonen lautstark auf Töpfe und Pfannen schlugen. In Myanmar sollen mittels Lärm-Protesten böse Geister vertrieben werden. Auf Fotos, die in sozialen Netzwerken gepostet wurden, waren auch Bürger zu sehen, die den Dreifingergruss der Rebellen aus der Science-Fiction-Filmreihe «Die Tribute von Panem» zeigten, der im vergangenen Jahr im Nachbarland Thailand zum Symbol des Widerstands gegen die Regierung geworden war.
Die neue Militärführung in Myanmar hat inzwischen eine vorübergehende Sperre des Online-Netzwerks Facebook angeordnet, über das ihre Gegner ihren Widerstand organisiert hatten. Die Plattform trage zur Destabilisierung des Landes bei, teilte das Verkehrsministerium mit.
Das Militär im früheren Birma hatte sich in der Nacht zum Montag an die Macht geputscht, die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi sowie andere Politiker festgesetzt und einen einjährigen Ausnahmezustand verhängt.
Der zunächst gesperrte internationale Flughafen von Yangon habe den Betrieb wieder aufgenommen, teilte das Auswärtige Amt mit. «Nach vorliegenden Informationen ist die Ausreise mit verschiedenen Fluglinien u.a. nach Seoul, Kuala Lumpur, Singapur mit Weiterflugmöglichkeiten nach Europa ab sofort wieder möglich.» (aeg/sda/dpa)