Medienberichten zufolge kamen bei Zusammenstössen zwischen Demonstranten und der Polizei mindestens elf Menschen ums Leben, zahlreiche Teilnehmer und Polizisten erlitten demnach Verletzungen. Bereits am Dienstag hatte es mindestens sechs Tote gegeben. Die Regierung von Premierministerin Sheikh Hasina, die bislang am Quotensystem festhalten wollte, bot den Studenten jetzt an, die Krise durch Gespräche zu lösen.
Die Demonstrationen richten sich gegen die Wiedereinführung eines alten Quotensystems, wonach mehr als die Hälfte der Anstellungen im öffentlichen Dienst für bestimmte Gruppen reserviert sind - etwa für Nachkommen von Soldaten, die 1971 für die Unabhängigkeit des Landes kämpften, für Frauen sowie Menschen aus armen Gegenden. Tausende junge Menschen fordern stattdessen seit Tagen auf der Strasse ein System, das mehr auf Leistung setzt. In dem Land mit mehr als 170 Millionen Einwohnern ist die Arbeitslosigkeit hoch.
Die Demonstranten hatten am Donnerstag versucht, ihren Forderungen mit einer landesweiten Blockade des öffentlichen Lebens Nachdruck zu verleihen. Die Polizei setzte vielerorts Gummigeschosse, Tränengas und Blendgranaten ein, um die Menge zu zerstreuen. In der Hauptstadt Dhaka errichteten Demonstranten unter anderem Barrikaden auf der Autobahn Dhaka-Chattogram, wie auf Bildern zu sehen war.
Die Protestierenden lieferten sich den Berichten zufolge heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei und regierungsfreundlichen Studenten. In Dhaka und anderen Teilen des Landes wurden Fahrzeuge, Büros, Polizeiposten und ein Gebäude des staatlichen Fernsehens in Brand gesetzt. Nach Berichten der Tageszeitung «Prothom Alo» wurden neun Tote in Dhaka gemeldet und je einer aus den Bezirken Savar und Madaripur. Der Zugverkehr zwischen der Hauptstadt und einigen Landesteilen stand zeitweise still, auch Mobilfunk und Internet waren zeitweise eingeschränkt.
Die jüngsten Proteste begannen an Hochschulen im ganzen Land, nachdem ein Gericht die Wiedereinführung des alten Quotensystems angeordnet hatte, das im Jahr 2018 nach massiven Studentenprotesten abgeschafft worden war. Das höchste Gericht beschied kürzlich allerdings auch, die Regelung vorerst auszusetzen.
«Die Regierung hat einer Quotenreform grundsätzlich zugestimmt», sagte der Minister für Recht, Justiz und parlamentarische Angelegenheiten, Anisul Huq, und fügte hinzu, die Regierung sei bereit, mit den Vertretern der Protestierenden zu sprechen. Das System begünstigt Beobachtern zufolge auch Anhänger von Premierministerin Hasina und ihrer Awami-League. (sda/dpa/lyn)