Eine neue Plakette hat sich seit einigen Monaten in das Stadtbild eingeschlichen, und darauf steht: «I bought this before Elon went crazy.»
Vornehmlich auf Teslas zu finden, grenzen sich ihre Zügelhalter damit von dessen Chef Elon Musk ab und weisen darauf hin, dass sie das Gefährt erstanden haben, noch bevor sich aus dem windigen Tech-Mogul ein libertärer Antisemit mit Grössenwahn geschält hat.
Mittlerweile hat sich der Aufkleber zum Gesinnungssymbol entwickelt, man muss offenbar keinen Tesla besitzen, um ihn sich ans Auto zu heften.
Tesla steckt in einer Krise. Die Verkaufszahlen gehen zurück, der Chef kämpft mit Image-Problemen, die Produktpalette gilt als veraltet und die Konkurrenz aus China als besser. Ausserdem: Produktionsprobleme, Qualitätsmängel, Rückrufe und Konflikte mit Gewerkschaften. Und seit Neuestem: Manipulationsvorwürfe, wie das Branchenportal «Carscoops» berichtet.
Der Vorwurf: Der E-Auto-Riese soll beim Kilometerstand etwas, nun ja, kreativ mit den Zahlen umgehen. Und steht deswegen jetzt in Kalifornien vor Gericht, nachdem eine Fahrzeughalterin geklagt hat. Die Vorwürfe decken sich mit Anschuldigungen, die seit Jahren auf Reddit oder Tesla-eigenen Communitys kursieren. Tesla selbst hat sich bislang nicht dazu geäussert.
Konkret sollen die Kilometerzähler in Teslas Fahrzeugen laut Anklage bewusst zu hohe Laufleistungen anzeigen – mit dem Ziel, Garantieansprüche zu umgehen und die Fahrzeuge schneller abwerten zu lassen.
Tesla gewährt Garantie auf bestimmte Fahrzeugteile. Entweder für vier Jahre oder bis zu einer Laufleistung von 50'000 Meilen (etwa 80'400 Kilometer). Je nachdem, was schneller erreicht ist. Und diese Werte soll Tesla manipuliert haben, um sich vor kostspieligen Reparaturen zu drücken.
Die Klage wirft Tesla vor, keine Geräte zu nutzen, die die gefahrenen Kilometer direkt messen. Stattdessen soll das Unternehmen auf Schätzungen setzen – mithilfe von Algorithmen, dem Energieverbrauch und dem Fahrverhalten. Diese Methode könne die tatsächliche Kilometerzahl verfälschen.
So könnten Garantien oder Leasing-Verträge auf künstlich erhöhte Kilometerzahlen basieren. Heisst: Tesla müsste seltener Reparaturen bezahlen und könnte früher Geld mit Zusatz-Garantien verdienen.
Die Klägerin Nyree Hinton behauptet, ihr Model Y zeigte zwischen März und Juni 2023 plötzlich deutlich höhere Tageswerte an – just zu dem Zeitpunkt als die Garantie auslief. Obwohl sich ihr Fahrverhalten laut Hinton nicht änderte, schnellte der Schnitt von 55 auf über 72 Meilen pro Tag hoch. Sie meint: Im Vergleich zu früheren Autos habe der Tesla in sechs Monaten mehr als doppelt so viele Meilen gezählt.
Die Klage vermutet konkret eine systematische Abweichung von bis zu 117 Prozent. Trotz eingebautem GPS setze Tesla demnach nicht auf echte Streckenmessung, sondern auf ein Modell, das Verbrauch und Fahrweise umrechnet – zum Nachteil der Kunden.
Eigentlich verwunderlich, dass eine solche Handgelenk-mal-Pi-Messung gesetzlich überhaupt erlaubt ist.