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Luchs-Streit im Kandertal: Kanton Bern weist Vorwürfe entschieden zurück

La femelle Lynx boreal est visible au Zoo de Servion le jeudi 16 juillet 2020 a Servion. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)
Ein Luchs im Zoo von Servion.Bild: KEYSTONE

Luchs-Streit im Kandertal: Kanton Bern weist Vorwürfe entschieden zurück

05.08.2025, 10:5905.08.2025, 10:59

Der Kanton Bern kommt einer Forderung nach sofortigem Abschuss eines Luchses im Kandertal nicht nach. Dies würde gegen Bundesrecht verstossen, schreibt Regierungsrat Christoph Ammann (SP) in einer Antwort auf einen offenen Brief von SVP-Nationalrat Thomas Knutti.

Dieser hatte Ende Juli die Forderung im Namen der «Vereinigung zum Schutz von Wild- und Nutztieren vor Grossraubtieren im Kanton Bern» erhoben. Der Luchs habe Schaden angerichtet und den Älpler zum vorzeitigen Abbruch der Alpsaison gezwungen habe.

Knutti fuhr in dem Schreiben auch Jagdinspektorin Nicole Imesch an den Karren und stellte ihre Qualifikation für das Amt in Frage. Regierungsrat Ammann äusserte nun laut Mitteilung vom Dienstag Unverständnis dafür, «dass gewählte Volksvertreter öffentlichen Druck auf die Verwaltung ausüben mit dem Ziel, geltende Gesetze, Verordnungen und Bundeskonzepte zu umgehen oder zugunsten von gewissen Interessensgruppen auszulegen».

Imesch habe ihr Amt jederzeit zur vollsten Zufriedenheit der vorgesetzten Stellen ausgeführt, betonte Ammann und wies die Anwürfe in aller Form zurück.

Voraussetzungen nicht erfüllt

Laut Ammann riss der Luchs auf der Alp Tschingel innerhalb von 14 Tagen mehrere Schafe. Fünf Risse sind belegt, bei dreien gilt der Luchs als wahrscheinlicher Täter, drei Schafe werden vermisst.

Obschon damit die für einen Abschuss nötige Anzahl Risse noch nicht erreicht war, prüfte der Kanton mit dem Bundesamt für Umwelt, ob eine Abschussverfügung erlassen werden könnte. Der Bund sah die Voraussetzungen für einen Abschuss jedoch als klar nicht erfüllt an.

Die Alp gilt als nicht schützbar vor Grossraubtieren wie dem Luchs. Dies aufgrund topografischer Verhältnisse und weil Infrastrukturen wie etwa ein Stall fehlen.

Der Herdenschutzberater und der zuständige Wildhüter hätten den Älpler nach Kräften unterstützt, heisst es im Antwortschreiben. Beide hätten korrekt und mit grossem Engagement ihre Aufgabe erfüllt.

Kanton zahlt für Schafe

Der Kanton wird sämtliche acht getöteten Schafe vergüten, auch wenn sich der Bund nicht an den Kosten beteiligt. Dies hätten die Jagdinspektorin und der Wildhüter den Tierhaltern bereits Anfang Juli zugesichert, heisst es im Antwortschreiben weiter.

Eine Vergütung für vermisste Tiere ist nach Angaben des Kantons nicht vorgesehen. Eine von Knutti im Jahr 2023 im bernischen Grossen Rat eingereichte Motion, die dies verlangte, wurde vom Parlament im Frühjahr 2024 deutlich abgelehnt.

Der Berner Oberländer Thomas Knutti gehört zu den Gegnern erster Stunde von Grossraubtieren in den Alpen wie etwa Wolf, Luchs und Bär. Er ist Gründungspräsident der 2018 gegründeten «Vereinigung zum Schutz von Wild- und Nutztieren vor Grossraubtieren im Kanton Bern». (pre/sda)

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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Aurorahunter
05.08.2025 12:44registriert August 2018
Gut so!
Der Luchs hat auch sein Recht in der Natur zu sein. Der Schäfer muss seine Schafe einfach besser schützen.
Wir haben in den Ferien das erste mal einen Luchs in freier Natur gesehen. Was für ein unglaublich schönes Tier 😍
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s'Paddiesli
05.08.2025 13:02registriert Mai 2017
Der Abschusswahn der SVP wieder mal. Alles, was die Biodiversität stärkt, wollen sie abknallen.

Richtiger Rntscheid von Bundesbern. Hoffentlich hebelt es Rösti nicht per Verordnung wieder aus.
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