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Scheich kauft Autos in Dubai: Doch das Video wird ihm zum Verhängnis

Zu lustig für Dubai: Fake-Scheich verhaftet und ausgeschafft

10.07.2023, 14:42
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Egal ob Tiktok, Twitter oder auch Instagram – an diesem Video kam man am letzten Wochenende auf Social Media kaum vorbei: Ein maskierter Mann, er trägt eine Kandora, die klassische Kleidung aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, betritt in Dubai ein Geschäft für Luxusfahrzeuge. Er scheint in Eile zu sein, als wolle er zwischen wirklich wichtigen Dingen nur noch schnell eine lästige Pflicht erledigen. Zwei Angestellte folgen ihm. Sie schleppen eine Palette mit gebündelten Banknoten hinter dem Mann her.

In Dubai verbotener Clip: Fake-Scheich kauft Autos

Video: watson

Im Laden wirft der maskierte Emirati nur so mit Geld: «Arbeitest du hier? Komm, hol dir einen Kaffe!», befiehlt er mit schwerem Akzent einer Mitarbeiterin und drückt ihr ein dickes Bündel Geldnoten in die Hand. Er will den Besitzer sprechen. Dieser ist Ahmed Amwell, ein 33-jähriger Libanese, der in Australien aufwuchs und sich dort als Schauspieler versuchte.

Seit 2018 betreibt er in Dubai sehr erfolgreich einen Verleih für luxuriöse Fahrzeuge. Eine von ihm initiierte Autotauschbörse-Plattform wurde noch vor dem Release für über 20 Millionen Dollar verkauft. Der Mann ist dick im Geschäft und das Who's Who der Influencer-Szene gibt sich bei Amwell die vergoldeten Fahrzeugklinken in die Hand. Auch Andrew Tate, als er noch konnte.

Doch heute ist klar, wer der Alpha im Raum ist. Es ist der maskierte Protz. «Welches ist das teuerste Fahrzeug, das du hier hast?», will er wissen. «Dieser SF90 [Ferrari] kostet 2,2 Millionen Dirham». Das entspricht ca. 550’000 Schweizer Franken. Zu wenig für den Maskierten: «Sowas fährt ja mein Fahrer.»

Im selben Stil geht das schnell geschnittene und professionell produzierte Filmchen weiter. Die protzige Art des Emerati sorgt für einige Lacher – und sie macht Eindruck: Ob einen guten, sei jedem Betrachter selbst überlassen.

Das Humorzentrum der lokalen Zensurbehörde traf der Clip auf jeden Fall nicht. Wie die staatliche Nachrichtenagentur der Vereinigten Arabischen Emirate WAM berichtet, wurde der Mann kurz darauf verhaftet und ins Gefängnis gebracht. Es handelt sich dabei nicht um einen Emirati, sondern um einen nicht weiter definierten «Asiaten». Gerüchteweise soll er aus Pakistan oder Indien stammen. Für das Video schlüpfte er in die Rolle des reichen Scheichs.

Mit der Persiflage habe er gegen geltendes Social-Media-Recht verstossen. Er beleidige damit die Gesellschaft der Emirate. Juristisch wird ihm Missbrauch des Internets und Aufwiegelung der Öffentlichkeit vorgeworfen. Offensichtlich wurde dem Mann bereits der Prozess gemacht, denn die Ausschaffung ist beschlossene Sache.

Auch Ahmed Amwell bekam Besuch von den Behörden. Er entfernte darauf den Clip von seinem Tiktok-Account (1,2 Millionen Follower). Ein weiterer mit demselben Schauspieler fiel ebenfalls der Zensur zum Opfer. In diesem brüstete er sich, vier Frauen zu haben und für sie vier Fahrzeuge zu benötigen. Darauf kauft er willkürlich Lamborghinis und Ferraris.

Seit Jahren versucht sich Dubai (nicht ohne Erfolg) mit Hilfe von Influencern als hippe Traumferiendestination darzustellen. Beim Thema Medienfreiheit und Selbstironie zeigt die Herrscherfamilie dann aber ihr wahres Gesicht.

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Video: watson/lucas zollinger
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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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brathering
10.07.2023 15:48registriert März 2021
Oh, da hat es ein Pakistani geschafft, den dortigen Arbeitsbedingungen zu entkommen :P

Aber Spass bei Seite, die Emirati gehen fürs Lachen wohl auch ins Ausland…
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insert_brain_here
10.07.2023 15:38registriert Oktober 2019
Tja, das allerletzte dass du in einer autoritären Gesellschaft tun solltest ist die Hierarchie in Frage zu stellen
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B-Arche
10.07.2023 16:27registriert Februar 2016
Für "keine Einkommensteuer!" sind offensichtlich sehr viele bereit sich in einer absoluten Diktatur niederzulassen ohne Meinungsfreiheit, mit harter Zensur und Verhaftung und Ausschaffung bei Kritik.

Das ist das eigentlich Traurige. Ohne das "Keine Steuern!" würde sich niemand da freiwillig niederlassen.
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