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Büros für Arbeitslose boomen in China

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In China gibt es neuerdings Büros für Arbeitslose, in denen man sich einen Arbeitsplatz mieten kann (Symbolbild).Bild: keystone

«Büros» für Arbeitslose boomen in China

15.08.2025, 16:5115.08.2025, 16:51
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In chinesischen Grossstädten sind neue Büros aufgetaucht – Büros für Arbeitslose. In diesen Büros können die Arbeitslosen für einen geringen Preis einen Arbeitsplatz mieten und vorgeben, dass sie jeden Morgen zur Arbeit gehen würden. Das berichtet unter anderem die BBC.

Beliebt sind die Arbeitslosenbüros vor allem unter jungen Arbeitslosen, die etwa frisch eine Universität abgeschlossen haben. Viele von ihnen bezahlen lieber, um in ein Büro zu gehen, statt zu Hause zu sitzen. Betroffene gibt es viele: In China waren im Juli fast 73'440 zwischen 16 und 24 Jahren arbeitslos. Das entspricht 24 Prozent aller 16- bis 24-Jährigen des Landes.

Einer der Nutzer dieser «Büros» ist Shui Zhou. Er sagt gegenüber BBC, dass er 2024 sein Lebensmittelunternehmen verloren habe, seitdem sei er arbeitslos.
Er bezahlt täglich 30 Yuan, das entspricht 3.30 Franken, um in dem Büro in der Stadt Dongguan sitzen zu dürfen.

Dongguan liegt ca. 114 Kilometer nördlich von Hongkong.

Das Büro in Dongguan nennt sich Pretend To Work Company. Es ist da, um jungen Arbeitslosen eine Chance zu bieten, an eigenen Projekten zu arbeiten, Start-ups zu gründen oder online nach Jobangeboten zu suchen.

Weitere ähnliche Arbeitslosenbüros wurden nun auch in Städten wie Shenzhen, Wuhan und Shanghai eröffnet. Die meisten Büros bieten Meetingräume, Küchen, Pausenräume, Anschluss ans Internet und eben Arbeitsplätze.

Xiaowen Tang mietet einen solchen Arbeitsplatz in Shanghai, wie sie gegenüber BBC erzählt. Die 23-Jährige hat im vergangenen Jahr die Universität abgeschlossen. Aber ihre Uni hat eine ungeschriebene Regel, dass sie, wenn sie innerhalb von einem Jahr keinen Arbeitsnachweis bieten kann, ihr Diplom nicht erhält.

Gegründet wurde die Pretend To Work Company vom 30-jährigen Feiyu (ein Pseudonym, welches BBC dem Gründer gegeben hat). Er war selbst während der Corona-Pandemie arbeitslos und sagt gegenüber der BBC, dass er sich nutzlos und depressiv gefühlt habe.

«Was ich verkaufe, ist keine Workstation, sondern die Würde, kein nutzloser Mensch zu sein.»
Feiyu gegenüber BBC

Feiyu sagt, dass 40 Prozent aller Nutzer der «Büros» junge Erwachsene seien, die kürzlich die Universität abgeschlossen haben. Andere seien da, um dem sozialen Druck oder den Erwartungen ihrer Eltern zu entgehen.

Feiyu ist sich aber nicht sicher, ob die Arbeitslosenbüros über längere Zeit profitabel seien. Er sieht das Ganze eher als ein soziales Experiment an. Solange die Büros Arbeitslosen helfen, ihr Leben zu verändern und Verantwortung übernehmen zu können, funktioniert das Experiment in Feiyus Augen. (nib)

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28 Kommentare
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SusiBlue
15.08.2025 17:07registriert Februar 2016
In einem Land mit > 1‘410‘000‘000 Einwohner sind:
"(…) 73'440 zwischen 16 und 24 Jahren arbeitslos. Das entspricht 24 Prozent aller 16- bis 24-Jährigen des Landes."

Das heisst es gibt IN GANZ CHINA nur knapp 300‘000 16- bis 24-Jährige?! 😱😱
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Ricky LaFleur
15.08.2025 17:06registriert März 2021
"In China waren im Juli fast 73'440 zwischen 16 und 24 Jahren arbeitslos. Das entspricht 24 Prozent aller 16- bis 24-Jährigen des Landes."

Also gibt es in China nur 306'000 Menschen in dieser Altersgruppe? In einem Land mit 1.4 Milliarden Menschen würde ich 73.4 bzw. 306 Millionen für wahrscheinlicher halten.
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Raki
15.08.2025 17:17registriert Januar 2024
So Ähnliches kennt man aus anderen Ländern. Da sitzen die Menschen dann zw. 08:00 und 17:00 im Café, lesen Zeitung, plaudern und gehen dann Abends nach Hause um der Familie vorzuspielen, dass man den ganzen Tag auf Arbeit war. Eigentlich tragisch, dass man Arbeitslosigkeit noch immer als Schande oder Makel empfindet. Kann (und wird) nahezu Jeden Zeit seines Lebens treffen, mit oder auch ohne eigenes Zutun. Wichtig ist nur, dass man nicht an sich zu zweifeln beginnt; aber genau da ist die Gesellschaft wenig hilfreich. Anstatt aufzubauen werden Arbeitslose oft noch in den Staub getreten.
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