International
China

Nach US-Übung: China mit Provokation auf umstrittener Insel

china flag philippines
Die chinesischen Soldaten posieren mit ihrer Landesflagge.Bild: Chinesisches Staatsfernsehencctv

Nach US-Übung: China mit Provokation auf umstrittener Insel

Im Südchinesischen Meer geht China aggressiv gegen andere Anrainerstaaten vor. Jetzt folgte die nächste Provokation – Zeit und Ort waren wohl bewusst gewählt.
27.04.2025, 06:3027.04.2025, 06:30
Martin Küper / t-online
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

China hat mit einer symbolischen Aktion im Südchinesischen Meer seinen Anspruch auf eine umstrittene Insel markiert und damit die Anrainerstaaten Vietnam und Philippinen provoziert. Mitglieder der chinesischen Küstenwache entrollten auf dem vietnamesisch verwalteten Eiland Sandy Cay ihre Landesflagge. Der chinesische Staatssender CCTV verbreitete am Samstagmorgen ein Foto von der Aktion, wie unter anderem die «Financial Times» berichtet.

In dem Bericht des Staatsfernsehen hiess es demnach, die chinesische Küstenwache habe die «maritime Kontrolle» über die nur 200 Quadratmeter grosse Sandbank hergestellt und dort die «staatliche Oberhoheit ausgeführt». Nach der Aktion hätten die Chinesen die Flagge allerdings wieder eingerollt und seien abgefahren, sagte ein philippinischer Marinesprecher der «Financial Times».

«Womöglich belästigen uns die Chinesen jetzt noch mehr»

Auch wenn Sandy Cay seit 1974 unter vietnamesischer Kontrolle steht, dürfte die Aktion vor allem gegen die Philippinen gerichtet sein. Die beiden Anrainer am Südchinesischen Meer sind in den vergangenen Jahren immer wieder aneinandergeraten. Abgesehen vom Streit um die Spratly-Inseln, zu denen auch Sandy Cay gehört, geht es dabei vor allem um Fischereirechte. Schiffe der chinesischen Küstenwache bedrängen immer wieder philippinische Fischer, was zu schweren diplomatischen Verstimmungen zwischen beiden Ländern führt.

Der konkrete Anlass für die chinesische Aktion auf Sandy Cay dürfte aber ein anderer sein. Anfang der Woche hat auf den Philippinen die Balikatan-Übung begonnen, bei der 9'000 US- und 5'000 philippinische Soldaten die Verteidigung einer Insel trainieren. Die Übung zielt darauf ab, einen chinesischen Überfall auf Taiwan abzuwehren. In den kommenden Tagen soll sich der Schwerpunkt der Balikatan-Übung auf die philippinische Insel Palawan verlagern. Sie ist mit knapp 370 Kilometer Luftlinie der philippinische Landesteil, der Sandy Cay und den übrigen Spratly-Inseln am nächsten liegt. Die Übung soll noch bis zum 9. Mai dauern.

Die philippinische Regierung fürchtet zudem, dass China von Sandy Cay aus künftig weitere Aktionen gegen die Philippinen starten könnte. Denn innerhalb der Zwölfmeilenzone von Sandy Cay, in der ein Land nach internationalem Recht seine Souveränität ausüben kann, liegt die von den Philippinen beanspruchte Insel Thitu. Von dort aus überwachen die Philippinen seit einigen Jahren die chinesischen Aktivtäten in der Region.

Da die chinesische Küstenwache nach nationalem Recht Schiffe stoppen und entern darf, die nach chinesischer Lesart in seine Hoheitsgewässer eindringen, könnte der nun bekräftigte Anspruch Chinas auf Sandy Cay zu weiteren Konflikten mit den Philippinen führen. «Womöglich belästigen uns die Chinesen jetzt noch mehr auf der Insel Thitu», sagte der philippinische Marinesprecher der «Fiancial Times».

Verwendete Quellen:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
18 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Raketenwissenschaftler
27.04.2025 08:51registriert Januar 2023
Es ist eigentlich klar, zu welchen Staaten diese Inseln gehören, nämlich nicht zu China. Aber die Welt schaut zu, genauso wie in der Ukraine oder in Grönland. Für kleinere Staaten ohne Atomwaffen wird das Überleben immer schwieriger.
543
Melden
Zum Kommentar
avatar
Nix sagen
27.04.2025 08:40registriert August 2020
Ich wette alles, dass China Taiwan noch in Trumps Amtszeit angreifen wird. Davor oder währenddessen wird man ihm irgendein Deal anbieten und dann ist Taiwan Geschichte. Man muss hoffen, jemand setzt Trump ein Ende. Egal wie.
548
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hold my beer
27.04.2025 09:33registriert Juli 2022
Ja, da hat der Trumpel einen Gegner gefunden, der es gleich macht, wie er: provozieren und sich das nehmen, was er will.

Ich hoffe innständig, dass die Welt am Ende von Trumpels Amtszeit nicht aufgeteilt ist in Greater USA, Zarussia und Chinosten. Der Rest (Afrika, Antarktis) als Kolonien zum Ausbeuten. How to finish the world in 3 years oder so 🙈
346
Melden
Zum Kommentar
18
    Novartis-Boss droht der Schweiz und Europa und hofiert Trump – weshalb das zu weit geht
    Die Branche instrumentalisiert Trumps Zoll-Chaos und setzt Europa sowie die Schweiz unter Druck. Das geht zu weit.

    Es gibt im Schweizer Politikbetrieb einen treffenden, wenn auch abgenutzten Ausdruck. «Das Fuder wurde überladen», heisst es, wann immer eine Vorlage kippt, wie der überladene Heuwagen eben. Es ist die Quittung dafür, dass die Polit-Architekten übermütig wurden und alles Mögliche reinpacken wollten.

    Zur Story