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Taiwan: So lief das Treffen zwischen Nancy Pelosi und Tsai Ing-wen

Nancy Pelosi landet in Taiwan

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Nancy Pelosi in Taiwan – Orden, Hoffnung und wütende Chinesen

03.08.2022, 07:2703.08.2022, 12:21
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Trotz der Spannungen mit China hat die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, am Mittwoch ihren Besuch in Taiwan mit Gesprächen im Parlament fortgesetzt. Dabei stand am Morgen ein Treffen mit Präsidentin Tsai Ing-wen auf dem Programm. Dazu äusserten sich die Politikerinnen an einer Pressekonferenz – das sind die wichtigsten Punkte vom Mittwochmorgen.

Pelosi erhält prestigeträchtigen Orden

Gleich zu Beginn des Treffens machte die Regierung Taiwans klar, dass ihr der Besuch Pelosis äusserst wichtig ist. Präsidentin Tsai Ing-wen überreichte ihr den Orden der günstigen Wolken. Dabei handelt es sich um einen zivilen Orden, der auch an Ausländer überreicht wird – dann nämlich, wenn sie sich für das Land verdient machen.

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Tsai Ing-wen überreicht Nancy Pelosi den Orden.Bild: keystone

Pelosi bekam diesen an einer Schärpe überreicht, welche sie anschliessend weiterhin trug. Nach der Übergabe verneigten sich die beiden Politikerinnen voreinander. Pelosi zeigte sich geehrt: «Ich freue mich, diesen Orden in meinem Büro auszustellen oder im Kapitol als Zeichen unserer Freundschaft zu tragen», sagte sie.

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Die anschliessende Verneigung zwischen den beiden Politikerinnen.Bild: keystone

Nancy Pelosi landet in Taiwan

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Besuch als Zeichen der anhaltenden Unterstützung

Nach dem Treffen zwischen Pelosi und Tsai traten die beiden bei einer gemeinsamen Pressekonferenz auf. Dabei erklärte die US-Amerikanerin den Grund für ihre Reise – es soll ein Zeichen für die anhaltende Unterstützung für Taiwan sein.

Die US-Spitzenpolitikerin stellte klar, dass man «immer an der Seite Taiwans» stehen werde. Der Besuch der Kongress-Delegation in Taiwan zeige, «dass wir unsere Verpflichtungen nicht aufgeben werden».

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Pelosi spricht nach dem Treffen zu den Medien.Bild: keystone

Seitenhieb in Richtung China

Bei der Pressekonferenz wollte sich Pelosi nicht konkret zu den Drohungen, welche China zuletzt immer wieder ausgesprochen hatte, äussern. «Wir wollen hier nicht über China sprechen, sondern über Taiwan», blockte sie eine Frage ab. Allerdings brachte sie indirekte Kritik an der Regierung von Xi Jinping an.

>>Alle News zu Pelosis Taiwan-Reise im Ticker

«Heute steht die Welt vor der Wahl zwischen Demokratie und Autokratie», sagte Pelosi. Und Taiwan sei dabei «eine der freiesten Gesellschaften der Welt». Folglich sei die Solidarität der USA so wichtig wie noch nie zuvor – dahingehend sei man sich parteiübergreifend einig, sagte sie. Gleichwohl hielt sie fest, man würde am Ein-China-Grundsatz festhalten. Man wolle einfach nicht, dass versucht wird, in Taiwan etwas mit Gewalt zu erreichen.

Taiwan: Ukraine-Krieg spielte wichtige Rolle

Taiwans Präsidentin Tsai sagte, der Einmarsch Russlands in die Ukraine habe das Augenmerk auf den Konflikt mit China um Taiwan gelenkt. Dieser hätte Auswirkungen auf die Sicherheit in der Asien-Pazifik-Region zur Folge gehabt.

«Taiwan wird nicht klein beigeben», sagte Tsai unter Hinweis auf die Bedrohung durch China. «Wir werden tun, was immer notwendig ist, um unsere Selbstverteidigungsfähigkeiten zu stärken.» Die Militärübungen Chinas nannte sie «eine unnötige Reaktion».

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Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen.Bild: keystone

Chinas Freunde üben Kritik

Seit der Ankunft Pelosis stellten sich immer mehr Regierungen hinter China. Nachdem am Dienstag bereits Russland Kritik geäussert hatte, meldeten sich am Mittwoch auch Nordkorea, Hongkong und Pakistan zu Wort. Sie alle rieten den USA davon ab, sich in die Taiwan-Frage einzumischen.

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Xi Jinping kann auf die Unterstützung von Nordkoreas Kim Jong-un zählen.Bild: keystone

Ein nordkoreanischer Sprecher sagte, das Land würde eine Einmischung «vehement verurteilen». Gleichzeitig zeigte er Verständnis für eine mögliche Reaktion Chinas: «Es ist das gute Recht eines souveränen Staates, Gegenmassnahmen gegen äussere Kräfte zu ergreifen, die sich offen in seine inneren Angelegenheiten einmischen und seine territoriale Integrität zerstören.»

Für Hongkong äusserte sich Regierungschef John Lee in einem Statement. Er kritisierte, Pelosis Besuch würde den Ein-China-Grundsatz offen infrage stellen und die Situation auf der Insel destabilisieren. «Ein solches Vorgehen, das das Wohlergehen von mehr als 20 Millionen Menschen in Taiwan aufs Spiel setzt und missachtet, ist äusserst egoistisch», so die Kritik.

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Hongkongs Regierungschef John Lee verurteilt den Besuch Pelosis.Bild: keystone

Für Pakistan stellte das Aussenministerium klar, dass man weiterhin die Souveränität Chinas und dessen territoriale Integrität voll unterstützen würde. Über den Besuch Pelosis zeigte man sich «zutiefst besorgt», da dieser einen gewaltigen Einfluss auf den Frieden und die Stabilität der Region habe. «Die Welt kann es sich nicht leisten, eine weitere solche Krise zu erleben», so das Aussenministerium.

Das war zuvor passiert

Nancy Pelosi war am Dienstagabend in Taipeh, der Hauptstadt Taiwans, gelandet. Ungeachtet aller Warnungen aus Peking war die 82 Jahre alte Demokratin zum höchstrangigsten Besuch aus den USA in einem Vierteljahrhundert in der Inselrepublik eingetroffen.

China sieht Taiwan nur als Teil der Volksrepublik an, lehnt offizielle Kontakte anderer Länder zu Taipeh strikt ab und hatte die USA vehement vor dem Besuch Pelosis gewarnt. Als Reaktion startete Chinas Militär Manöver mit Schiessübungen in sechs Meeresgebieten, die Taiwan umringen.

Die Übungen gelten als das grösste militärische Muskelspiel seit der Raketenkrise 1995, als China zur Einschüchterung Raketen über Taiwan geschossen hatte und die USA zwei Flugzeugträgergruppen entsandten. Die Meeresgebiete für die Übungen gehen noch weit über die damaligen Sperrzonen hinaus, reichen nahe an Taiwan und scheinen teilweise in seine Hoheitsgebiete einzudringen. Experten rechnen auch damit, dass Schifffahrtsrouten beeinträchtigt werden könnten.

Als Reaktion auf den Besuch Pelosis in Taiwan erwartet die Regierung in Washington längerfristige Reaktionen Chinas. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, rechnet mit militärischen Manövern oder wirtschaftlichen Massnahmen. Bislang bewege sich die Reaktion Chinas aber voll im Rahmen dessen, was die US-Regierung erwartet und vorausgesagt habe.

Kirby betonte, die USA wollten keine Krise und beteiligten sich auch nicht am Säbelrasseln. Die US-Regierung sei aber darauf vorbereitet, mit allem umzugehen. Mit Blick auf Pelosi sagte Kirby, US-Präsident Joe Biden respektiere ihre Entscheidung, Taiwan zu besuchen. Ihr Besuch ändere nichts an der Ein-China-Politik der USA. Danach wird Peking als einzige legitime Regierung Chinas angesehen, ohne dass die USA aber Position zum Status Taiwans beziehen. Aus Protest bestellte das Aussenministerium in Peking den US-Botschafter ein. (dab)

(Mit Material von Keystone-sda)

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Welcome to China – das denkt das Internet über China
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Welcome to China – das denkt das Internet über China
Wenn schon ein Solarkraftwerk, warum dann nicht auch gleich in Form von Pandas?
quelle: reddit
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56 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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MeinSenf
03.08.2022 09:12registriert April 2016
"Immer mehr Länder äussern Kritik"... mit Verlaub, aber die paar präsentierten Staaten sind wohl die immer gleichen Verdächtigen und nicht wirklich repräsentativ, oder?
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Pat da Rat
03.08.2022 09:17registriert Mai 2022
Jaja, das dauerbeleidigte China mit seinen Minderwertigkeitskomplexen. Russland, Venezuela, Nord Korea, Iran, Pakistan (Hong Kong lassen wir mal weg, das haben sich die Chinesen schon entgegen Verträgen einverleibt)... fehlt jetzt noch Syrien, Myanmar, Laos und Kambodscha, dann hat man das internationale Gruselkabinett an korrupten totalitären Ländern und Schurkenstaaten eigentlich fast beisammen. Darauf kann man schon stolz sein, wenn man die Unterstützung dieser Länder geniesst. Was haben diese Länder ausser Diktatoren und Terrorregimen gemeinsam? Kaum eines über 10'000 Stutz BIP pro Kopf.
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Unicron
03.08.2022 09:11registriert November 2016
"Seit der Ankunft Pelosis stellten sich immer mehr Regierungen hinter China. Nachdem am Dienstag bereits Russland Kritik geäussert hatte, meldeten sich am Mittwoch auch Nordkorea, Hongkong und Pakistan zu Wort."

lol, das ist wie wenn Adolf Hitler, Joseph Stalin und Mao Tsetung die Ermordung von Muammar al-Gaddafi verurteilen würden.
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