Nach Monaten im Corona-Lockdown haben in England am Montag wieder Geschäfte, Friseure und Biergärten geöffnet.
Seit dem 22. Februar warteten die Britinnen und Briten sehnlichst auf die angekündigten, per 12. April geltenden Lockerungen. Im Netz wurde sogar ein Pub-Countdown aufgeschaltet, der die Tage zur Öffnung der Biergärten herunter zählte.
Die Sehnsucht nach einem ersten Pint Bier in Gesellschaft war gross. Gestern war es nun also soweit.
Zahlreiche Menschen finden sich am Abend im Londoner Stadtbezirk Soho ein. Die verfügbaren Sitzplätze sind schnell weg. Man könne nur noch stehen, schreibt der britische Radio-Reporter Matthew Thompson:
It’s standing room only in Soho this evening. A carnival atmosphere.
— Matthew Thompson (@mattuthompson) April 12, 2021
“This is London,” one man tells me. pic.twitter.com/KdeqvQCaFN
Für unsere corona-geschundenen Sinne ist es eine ungewohnte Szenerie: So viele Menschen auf einem Haufen, maskenlose Gesichter, sowie Gelächter und Gesprächsfetzen, die aus allen Richtungen ans Ohr dringen und für eine fröhliche Geräuschkulisse sorgen.
Aber da war es ja erst halb Acht. Mit jeder Stunde – um nicht zu sagen mit jedem Bier – wurde die Stimmung noch ausgelassener.
Was aussieht wie ein Festival ist bloss die Innenstadt Londons an einem Montagabend.
Soho becomes electric. It’s evenings like this that London lives for. pic.twitter.com/83ccsxgrL1
— Attila (@attilalondon) April 12, 2021
London sei «sehr belebt» an diesem Abend, schreibt dieser Twitter-User und macht damit die Untertreibung des Jahres.
🚨 London very lively this evening
— Politics For All (@PoliticsForAlI) April 12, 2021
Via @mattuthompson pic.twitter.com/1duOYq2MSV
Möglich sind die Öffnungen wegen der deutlich niedrigeren Neuinfektionen, die vor allem dem raschen Fortschritt des Impfprogramms zu verdanken sind. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei knapp 30 Fällen pro 100'000 Einwohnern; mehr als 32 Millionen Menschen – weit mehr als die Hälfte der Erwachsenen – haben eine erste Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Johnson rief seine Landsleute jedoch auf, vorsichtig zu bleiben und nicht über die Stränge zu schlagen.
Die einen freut's, die anderen ärgert's – die Meinungen über die gestrigen Feierlichkeiten sind gespalten. «Was ist das Gegenteil von FOMO?» (Fear of missing out – Angst etwas zu verpassen), fragt dieser Twitteruser und macht gleich selbst einen Vorschlag: QGIMO. «Quite Glad I'm Missing out», was übersetzt so viel bedeutet wie «ziemlich froh, dass ich das verpasse.»
What's the opposite of FOMO?
— David Paisley (@DavidPaisley) April 12, 2021
QGIMO?
Quite Glad I'm Missing Out, thank you very much. #Soho
Diese Twitter-Userin sieht im Videomaterial des gestrigen Abends bereits den Trailer für «Lockdown 4: Tokyo Drift.»
Watching the footage from Soho this evening.
— Dragatha Harkness (@dragathaharknes) April 12, 2021
It's like a trailer for Lockdown 4: Tokyo Drift. pic.twitter.com/SOB0ai9cQe
Experten fordern die Menschen auf, unbedingt vorsichtig zu bleiben: Lawrence Young, ein Virologe und Professor für molekulare Onkologie an der Warwick Medical School, sprach gegenüber der britischen Newsplattform «The Independent» von einem freudigen Tag. Er mahnte aber auch zur Vorsicht:
Nicht nur die Menschenmassen sorgten für Ärgernis, sondern auch das Wetter, welches ebendiese Massen gar nicht erst ermöglichte.
Noch vor zwei Tagen teilte dieser Twitter-User scherzend dieses Video...
Can’t wait till Monday! #PubsReopening pic.twitter.com/crwPK7FFHp
— Tom (@fatalfame1984) April 10, 2021
... nichtsahnend, dass es noch schlimmer kommen könnte, wie dieses Video aus dem Nordosten Englands zeigt:
The North East of England later today when the pubs open.#PubsReopening pic.twitter.com/tdAaDIWbBX
— Super Benji! (@SuperBenjiZero) April 11, 2021
Doch die Britinnen und Briten nehmen's mit Humor. Und sowieso: Wo ein Bier ist, ist auch ein Weg:
April 12th and the English head out in search of a pint.#PubsReopening pic.twitter.com/NTBFYM3s43
— Chris Gray - You broke it, you own it. 🇮🇪🇪🇺 (@chriostoir_g) April 12, 2021
(Mit Material von sda)