Seit Ende Dezember 2020 wird gegen SARS-CoV-2 geimpft. Inzwischen wurden der Biontech-Pfizer- und der Moderna-Impfstoff auch Hunderttausenden Bewohnern von Pflegeheimen verabreicht. Die grosse Hoffnung: Wenn sie nach der Corona-Impfung immun sind, können dadurch sehr viele Todesfälle verhindert werden.
Doch trotz Impfung hat es in einem Alten- und Pflegeheim im deutschen Bundesland Niedersachsen einen Corona-Ausbruch gegeben.
Ein Überblick, was man bisher dazu weiss und was dieser Fall für die Pandemieentwicklung bedeuten könnte.
Bei 14 Altenheimbewohnern in Belm im Landkreis Osnabrück ist die britische Corona-Mutation B.1.1.7 nachgewiesen worden – und das, obwohl alle Bewohner am 25. Januar zum zweiten Mal mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff gegen Covid-19 geimpft wurden. Der Fall wurde am 7. Februar bekannt.
Die Corona-Variante B.1.1.7 gilt als deutlich ansteckender als die bisherigen SARS-CoV-2 -Varianten – und stellt somit auch eine grössere Gefahr vor allem für Hochrisikogruppen dar.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts könnten sechs Prozent aller Infektionen in Deutschland durch die B.1.1.7-Variante von SARS-CoV-2 verursacht werden. Dieser Anteil werde in den kommenden Wochen steigen, schreibt das RKI in einer ersten Analyse zur Verbreitung der Mutationen vom 5. Februar. Dabei gebe es aber weiterhin Datenlücken, so das Institut.
Glücklicherweise gebe es bisher nur asymptomatische oder leichte Verläufe der Erkrankung bei den Bewohnern, sagte der Pressesprecher des Landkreises Osnabrück, Burkhard Riepenhoff, mit Verweis auf Angaben des zuständigen Amtsarztes. Dies könne eine positive Wirkung der Impfung sein.
Auch der Epidemiologie Klaus Stöhr hält den Ausbruch im Altenheim für ein «Paradebeispiel», wie die Corona-Impfung wirkt. Dass die geimpften Bewohner keine oder nur leichte Symptome der Erkrankung zeigen, wertet Stöhr als positiv. Denn «was wäre ohne Impfung passiert?!», schreibt er auf Twitter.
Ein Paradebeispiel wie die Impfung wirkt: nach #SARSCoV2 Einschleppung in ein Altenheim nur asympt. und leichte Erkrank. da alle geimpft sind. Was wäre ohne Impfung passiert?!Interessant: die Nachricht: Ausbruch! Positiv getestet! Ausscheidung von Virus!https://t.co/3Qz5MzGIeI— Klaus Stöhr (@stohr_klaus) February 7, 2021
Der Impfstoffhersteller Biontech wies darauf hin, dass der Impfstoff sieben Tage nach der zweiten Impfung zu 95 Prozent vor der Erkrankung schütze – ersten Analysen nach wohl auch bei B.1.1.7. Wie sehr sich die Mutation auf den Impfschutz auswirkt, muss aber noch weiter erforscht werden.
«Sollten Menschen trotz der Immunisierung an Covid-19 erkranken, ist das Ziel der Impfung, vor einem schweren Krankheitsverlauf zu schützen», heisst es weiter. Dass alle positiv getesteten Bewohner asymptomatische oder leichte Verläufe haben, spreche nach aktuellem Kenntnisstand für die Impfung und die daraus folgenden positiven Effekte.
Unklar ist noch immer, zu welchem Zeitpunkt und warum sich die Senioren trotz Impfung angesteckt haben. Dabei gibt es mehrere Gründe, warum sich geimpfte Menschen mit Corona infizieren können:
Für den Aufbau des vollen Impfschutzes sind zwei Impfungen innerhalb von drei Wochen erforderlich. Das trifft sowohl auf den Impfstoff von Biontech/Pfizer als auch auf das Moderna-Vakzin zu. Laut Experten besteht jedoch direkt nach den Impfungen noch kein ausreichender Schutz. So dauert es etwa zehn Tage, bis der Impfstoff richtig wirkt und sich das Immunsystem auf den neuen Erreger eingestellt hat. In dieser Zeit ist es durchaus möglich, sich mit dem Coronavirus zu infizieren.
Für den Impfstoff von Biontech ergaben Studien eine Wirksamkeit von 95 Prozent, der Moderna-Impfstoff erreichte 94.1 Prozent. Das bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit an Covid-19 zu erkranken war bei geimpften Teilnehmern um rund 95 Prozent geringer als in der Placebogruppe, die nicht geimpft wurde.
Die Zahlen der Schutzwirkung sind zwar hoch, doch sie bedeuten eben auch, dass im Durchschnitt weiterhin ein kleines Risiko besteht, dass eine Person, bei der die Impfung nicht anschlägt, an Covid-19 erkrankt.
Laut Experten kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass Menschen eine Covid-19-Impfung erhalten, die sich noch kurz zuvor oder genau zum Impftermin mit dem Virus angesteckt haben. In diesen Fällen befinden sie sich zum Zeitpunkt der Impfung in der Inkubationszeit – asymptomatische und symptomatische Erkrankungen können also noch nach der Impfung auftreten.
Ob eine dieser Möglichkeiten auch für die Infektionen in Belm zutrifft, ist noch unklar. Das Robert Koch-Institut und das Paul-Ehrlich-Institut werden den Fall prüfen, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Berlin. Auch er betonte, es könne mehrere Erklärungen für die Infektionen geben. Unter anderem könne es sein, dass die Patienten bereits vor vielen Wochen mit dem Coronavirus infiziert waren, die Infektionen aber unerkannt geblieben seien. Auch sei nicht auszuschliessen, dass die Impfungen die Infektionen nicht verhindert hätten, sondern nur den Krankheitsverlauf abmilderten.
Ebenfalls keine eindeutige Antwort gibt es auf die Frage, ob Geimpfte die Infektion trotzdem an andere Menschen weitergeben können. Bisher geht man davon aus, dass das möglich ist, die Geimpften jedoch keinen schweren Verlauf erleiden. Das würde auch die Infektionskette im Altenheim erklären.
In Sachen Pandemiebekämpfung ist das natürlich ein Dämpfer. Noch fehlen zwar grosse Studien dazu, inwieweit die Impfungen helfen, die Verbreitung des Virus in der Bevölkerung zu reduzieren oder gar ganz zu stoppen. Doch die sich immer weiter ausbreitenden Corona-Mutationen könnten die Lage erschweren. Die britische und die südafrikanische Variante des Coronavirus gelten als ansteckender, beide sind in Deutschland aufgetaucht.
Von den Impfstoffherstellern heisst es, sollte durch neue Varianten der Impfschutz stark vermindert werden, könne der Impfstoff angepasst werden. Wie lange dieser Vorgang dauert – auch das ist noch offen.
Vielleicht sollten ein paar JournalistInnen mal ein Humanbiologiebuch aus der Kanti/Gymi zur Hand nehmen.
Wenn es überhaupt Erkrankungen gibt, verlaufen diese meist leicht.
Beim Beispiel gibt es sogar eine Überlappung von Inkubationszeit des Virus mit der vollständigen Wirksamkeit des Impfstoffes und es gibt trotzdem nur leichte Verläufe.
Ist doch gut.