«Nur eine kleine Grippe»: Brasiliens Präsident Bolsonaro verharmlost Coronavirus
Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro hat das Coronavirus erneut verharmlost und die Ausgangsbeschränkungen kritisiert. Er beschuldigte in einer Fernsehansprache die Medien, ein Gefühl der Angst zu verbreiten, und forderte dazu auf, zur Normalität zurückzukehren.
«Wenn ich mich mit dem Virus infiziere, bekomme ich nur eine 'gripezinha' (kleine Grippe) oder ein 'resfriadinho' (kleine Erkältung)», sagte der Präsident, während Tausende Brasilianer in mehr als einem Dutzend Städten erneut protestierten.
NA MORAL MELHOR VÍDEO KKKKKKK, EU DE BOLSONARO. pic.twitter.com/OlgysKdz36
— Duda Diniz (@MariaEdinniz) March 25, 2020
Es war der achte Tag in Folge der sogenannten panelaços, bei denen die Menschen auf Töpfe und Pfannen schlugen. Auch «Lügner» und «Bolsonaro-raus»-Rufe wurden aus den offenen Fenstern laut.
Der Unmut hatte sich vor knapp einer Woche an dem aus der Sicht der Demonstrierenden laxen und widersprüchlichen Umgang des Präsidenten mit dem Coronavirus entzündet. Aus Bolsonaros Delegation in die USA waren mindestens 23 Mitglieder positiv getestet worden.
Während Bolsonaro die Covid-19-Pandemie herunterspielt, haben einzelne Bundesstaaten und Städte restriktive Massnahmen umgesetzt. So verhängte der Gouverneur des Bundesstaates São Paulo, der mehr als 40 Millionen Einwohner hat, am Samstag als erster weitgehende Ausgangsbeschränkungen.
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Rio de Janeiro hat sich innerhalb einer Woche weitgehend isoliert, Schulen und Geschäfte geschlossen, Verkehr zu Land und zu Luft unterbrochen, die Bewohner dazu aufgefordert, zu Hause zu bleiben. «Die Risikogruppe sind Personen über 60 Jahre. Wozu Schulen schliessen?», sagte Bolsonaro.
Wie oft in Lateinamerika, wenn die Institutionen nicht funktionieren, ist die Solidarität unter den Menschen jedoch gross. Vielen schränken sich freiwillig ein. Die Zahl der Infizierten in Brasilien hat zuletzt 2000 überschritten, 46 Menschen sind bislang gestorben. (sda/dpa)