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Vogelgrippe wütet in Deutschland: Eine halbe Million Vögel getötet

Vogelgrippe wütet in Deutschland: Eine halbe Million Vögel getötet

Die Vogelgrippe breitet sich in Deutschland in diesem Herbst ungewöhnlich früh und rasant aus. Die Folgen könnten bald auch in Supermärkten spürbar werden, befürchten einige.
27.10.2025, 16:5227.10.2025, 16:52

Seit Anfang September wurden in Deutschland 30 Ausbrüche der Vogelgrippe in Geflügelhaltungen sowie 73 Fälle bei Wildvögeln registriert. Mehr als 500'000 Hühner, Enten, Gänse und Puten seien bislang betroffen und getötet worden. Üblicherweise gebe es einen Anstieg der Infektionszahlen Anfang November während des Vogelzugs, so die zuständige Behörde.

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Kraniche sind besonders betroffen.

Die Zahlen seien nur eine Momentaufnahme, da sich die Lage derzeit so schnell ändere, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Die Daten bildeten deshalb eher die derzeitige Dimension und nicht die absoluten Zahlen ab. Aktuell werden 23 weitere Verdachtsfälle geprüft – 22 bei Wildvögeln, einer bei gehaltenem Geflügel. «Mit weiteren ist zu rechnen.»

Fälle auch im Süden Deutschlands

Besonders viele Ausbrüche der Seuche, die auch als Geflügelpest bekannt ist, meldet das zuständige Amt aus Niedersachsen (8), Mecklenburg-Vorpommern (6), Brandenburg (5) und Thüringen (4). Aber auch in Bayern und Baden-Württemberg, das im Süden an die Schweiz angrenzt, gab es einen Fall. In zwei Betrieben in Vorpommern wurden rund 150'000 Legehennen gekeult, im brandenburgischen Märkisch-Oderland weitere 130'000 Tiere.

Bei Wildvögeln entfallen die meisten Fälle auf Thüringen (15), Brandenburg (14) und Niedersachsen (12). Besonders stark betroffen sind in diesem Herbst Kraniche. In Nordbrandenburg mussten Einsatzkräfte Tausende verendete Tiere von Feldern bergen. Das Landesuntersuchungsamt in Rheinland-Pfalz spricht von einer «ungewöhnlichen Dynamik» – täglich gehen neue Verdachtsmeldungen ein.

Der Höhepunkt des Vogelzugs steht noch bevor. Damit ist für Tierhalter die Gefahr, dass die Vogelgrippe in ihre Bestände eingeschleppt wird, weiterhin gross. Die Betriebe wurden von zuständigen Ämtern und Politikern ermahnt, die Hygienemassnahmen genauestens einzuhalten. Zur Eindämmung der Seuche gelten in vielen Regionen Schutzzonen mit zusätzlichen Auflagen.

Geflügel und Eier wegen der Seuche kaum teurer

Trotz massenhafter Keulungen rechnet die Geflügelwirtschaft bislang nicht mit starken Preissteigerungen. Verbandspräsident Goldnick sagte im ZDF-Morgenmagazin, er glaube nicht, «dass wir kurzfristige Preisexplosionen haben». Die meisten Gänse in Deutschland stammten aus Importen, etwa aus Ungarn und Polen. Sollte sich die Lage jedoch weiter zuspitzen, könne sich das Preisniveau ändern.

Ein Teilnehmer haelt ihre gewonnenen Eier beim traditionellen Eiertuetschen, am Ostersonntag, 20. April 2025 in Bern (KEYSTONE/Anthony Anex)
Eier könnten sich um bis zu 40 Prozent verteuern, befürchtet ein Experte. (Symbolbild)Bild: keystone

Besorgter äusserte sich Robert Schmack, Vorsitzender des bayerischen Geflügelwirtschaftsverbands. Er hält eine Erhöhung der Eierpreise um bis zu 40 Prozent für möglich – ein Zehnerpack könnte dann statt 2.50 Euro rund 3.50 Euro kosten. Auch mit eingeschränkter Produktauswahl im Handel sei zu rechnen, sagte er im Bayerischen Rundfunk.

Für einzelne Betriebe kann ein Ausbruch existenzbedrohend sein. «Die Vogelgrippe ist das Los der Branche», sagt Georg Heitlinger, Landwirt und Vorsitzender des Geflügelwirtschaftsverbands Baden-Württemberg. In Öllingen (Alb-Donau-Kreis) wurden nach Bestätigung eines Verdachtsfalls rund 15'000 Tiere gekeult.

Auch auf Menschen übertragbar

Das Virus ist bei hoher Infektionsdosis prinzipiell auch auf den Menschen übertragbar. In Deutschland ist dem Robert Koch-Institut zufolge noch kein H5N1-Fall bei einem Menschen bekanntgeworden.

Zur Eindämmung rät die Behörde, Rastgebiete zu meiden, tote Vögel nicht zu berühren und verunreinigte Gegenstände wie Schuhe oder Gerätschaften nicht in Tierhaltungen einzubringen. Auch Aasfresser wie Krähen oder Raubvögel könnten das Virus weitertragen. (dpa/chmedia)

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