Es sind unglaubliche Sätze, die Christian Lüth, ehemaliger Pressesprecher der Alternative für Deutschland (AfD) geäussert hat. In einem offenen aber vertraulichen Gespräch sagte Lüth unter anderem:
Von sich gegeben hat Lüth dies gemäss «Zeit Online» in einem Gespräch mit der rechtslastigen YouTuberin Lisa Licentia. Ort des Geschehens: Die Newton Bar in Berlin-Mitte, am 23. Februar 2020. Es sollte ein offenes und vertrauliches Gespräch sein, tatsächlich hört und filmt ein Journalistenteam von ProSieben mit. Die Geschichte dahinter: YouTuberin Licentia will aus der rechten Szene aussteigen, sie steht mit dem ProSieben-Journalistenteam um Reporter Thilo Mischke in Kontakt.
Christian Lüth ist seit der Gründung der AfD für die Partei tätig, er besetzt relevante Positionen, zunächst ist er Parteisprecher, dann Sprecher der Bundestagsfraktion. Einer seiner engen Vertrauen ist Alexander Gauland, Ehrenparteivorsitzender der AfD. Als die Aufnahmen gemacht wurden, war Lüth noch Sprecher, mittlerweile ist der 44-Jährige freigestellt, unter anderem weil er sich selbst als «Faschist» bezeichnet hatte. Allerdings, so schreibt es «Zeit Online», ist Lüth bis heute nicht entlassen, er wurde von der Partei lediglich beurlaubt.
Die Passage mit den Migranten ist nur eine von vielen, die der ehemalige AfD-Sprecher geäussert hat. Er sagte zum Beispiel auch: «Je schlechter es Deutschland geht, desto besser für die AfD. Das ist natürlich scheisse, auch für unsere Kinder. (...) Aber wahrscheinlich erhält uns das.» Man müsse dafür sorgen, dass es Deutschland noch schlechter gehe, das würde der AfD politisch in die Hände spielen. «Wenn jetzt alles gut laufen würde (…), dann wäre die AfD bei drei Prozent. Wollen wir nicht. Deshalb müssen wir uns eine Taktik überlegen zwischen: Wie schlimm kann es Deutschland gehen? Und: Wie viel können wir provozieren? Ist so. (…) Ist schwierig, sehr schwierig.»
Die #AfD entlässt Christian #Lüth, nachdem @ProSieben Aufnahmen rausgibt, wo er damit liebäugelt, "Migranten" zu ermorden.
— KWiNK (@LeKWiNK) September 28, 2020
Nur Lüth. Nicht die Person(en), an die er sich wandte und die nichts sagten, oder andere erwiesene Faschisten.
Das ist also die Alternative für Deutschland.
Niemand in der „AfD“ sagt nach den Rauswürfen von Stefan Räpple und Christian Lüth: „Oh, Mist, dass es solche Nazis in unseren Reihen gab und wir es nicht bemerkt haben! Gut, dass sie raus sind!“ Sondern alle denken: „Hoffentlich bin ich nicht als nächstes dran!“ #Nazipartei
— Hasnain Kazim (@HasnainKazim) September 28, 2020
«Zeit Online« betont, dass nichts dafür spreche, dass Lüth seine Sätze ironisch meinte oder lediglich einen geschmacklosen Witz machte. Auch nicht bezüglich der Aussage rund um Migranten. YouTuberin Lisa Licentia fragte im Gespräch: «Vor allem klingt das so, als ob es in deinem Interesse wäre, dass noch mehr Migranten kommen?» Darauf antwortete Lüth wie eingangs erwähnt: «Ja. Weil dann geht es der AfD besser. Wir können die nachher immer noch alle erschiessen. Das ist überhaupt kein Thema. Oder vergasen, oder wie du willst. Mir egal!»
Christian Lüth hat sich auf Anfrage von «Zeit Online» nicht zu den Aufnahmen geäussert. In der Dokumentation auf ProSieben wird der ehemalige Sprecher aus rechtlichen Gründen nur als «hoher AfD-Funktionär» bezeichnet. «Zeit Online» hat jedoch entschieden, dass ein öffentliches Interesse an den Aussagen besteht und aufgrund der Tatsache, dass Lüth zum Zeitpunkt des Gesprächs eine herausragende Stellung in der Partei inne hatte, entschieden, seinen Namen öffentlich zu machen.