Auch bei unserem nördlichen Nachbarn haben die Menschen das neue Jahr begrüsst. Millionen feierten friedlich und ausgelassen – doch schon am Silvesterabend kam es auch zu schweren Zwischenfällen. In Koblenz starb ein 18-Jähriger bei der Explosion eines Feuerwerkskörpers. Besonders in Berlin musste die Polizei schon vor Mitternacht zu zahlreichen Einsätzen ausrücken, die Einsatzkräfte hatten dem Jahreswechsel besonders angespannt entgegengeblickt.
Schon Stunden vor Mitternacht kam es zu einem Zwischenfall in der Nähe des Alexanderplatzes in Berlin-Mitte mit Hunderten Beteiligten. Nach Angaben der Polizei wurden aus einer Gruppe von rund 500 Menschen Böller geworfen. Die Polizei habe die Gruppe am Neptunbrunnen auseinandergetrieben und auf Feuerwerk kontrolliert, teilte die Polizei auf der Onlineplattform X mit. «Aus einer ca. 200-köpfigen Gruppe, die sich an den Rathauspassagen aufhielt, wurden unsere Einsatzkräfte mit Pyro beschossen», hiess es weiter.
In Neukölln wurden gegen Mitternacht Autos mit Feuerwerkskörpern beschossen, auch Polizei- und Rettungsfahrzeuge, wie die Polizei mitteilte. Ausserdem hätten Personen in der Hermannstrasse in Neukölln mit Raketen auf Polizisten geschossen.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner hatte am Sonntagabend ein hartes Vorgehen bei Randale angekündigt. «Heute ist die Nacht, wenn's denn notwendig ist, die Nacht der Repression, wo der Rechtsstaat sich versuchen wird, durchzusetzen», sagte der CDU-Politiker beim Besuch einer Polizeiwache in Berlin-Neukölln. In der Silvesternacht vor einem Jahr hatte es bundesweit Ausschreitungen und Angriffe auf Polizisten und Rettungskräfte gegeben, besonders betroffen war Berlin.
Insgesamt seien etwa 300 Menschen in der Silvesternacht 2024 in Berlin vorläufig festgenommen worden – viele wegen Verstössen gegen das Sprengstoffgesetz. «Wir sind zufrieden mit unserem Einsatz, wir haben die Feuerwehr erfolgreich geschützt», sagte ein Polizeisprecher gegen 3.00 Uhr am Neujahrsmorgen. Bislang seien keine Feuerwehrleute verletzt worden. Ein Sprecher der Feuerwehr sprach von einem «normalen Silvester». Es habe keine grösseren Einsätze für die Berliner Feuerwehr gegeben.
Bei der Polizei wurden bis 3.00 Uhr 15 Einsatzkräfte verletzt, eine Person davon so schwer, dass sie den Dienst beenden musste, wie der Polizeisprecher sagte. Dennoch sei der Silvesterabend insgesamt für die Polizei bis nach Mitternacht besser gelaufen als im Vorjahr.
Wegen des mutmasslich geplanten Terroranschlags am Kölner Dom waren die Sicherheitskräfte dort besonders wachsam. Der Polizeipräsident sagte bei einer Pressekonferenz am Sonntag, der mutmasslich geplante Anschlag habe mit einem Auto verübt werden sollen. Es habe sich herausgestellt, dass der schon an Heiligabend in Gewahrsam genommene Tadschike Teil eines grösseren Netzwerkes sei. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte, die etwa 1000 Polizisten, die an Silvester rund um den Dom im Einsatz seien, täten alles, um die Sicherheit der Feiernden zu gewährleisten. Die Polizei hatte Hinweise auf einen geplanten Islamisten-Anschlag auf den Kölner Dom erhalten, der sich auf Silvester bezog. Unter massivem Polizeischutz zelebrierte Kardinal Rainer Maria Woelki dann am Abend die gut besuchte Silvester-Messe. Rund um die Kathedrale blieb es nach Polizeiangaben am Abend zunächst ruhig.
Für viele Menschen in den Hochwassergebieten fiel die Silvesterparty diesmal buchstäblich ins Wasser. Die Innenministerin des schwer getroffenen Bundeslandes Niedersachsen, Daniela Behrens, rief wegen der angespannten Hochwasserlage dazu auf, zurückhaltend mit Silvesterfeuerwerk umzugehen. Die Feuerwehren und Rettungsdienste seien genug beschäftigt, sagte die SPD-Politikerin in Verden.
Trotz aller Warnungen kam es auch wieder zu schweren Unfällen mit Feuerwerk. In Koblenz endete das in einem Fall sogar tödlich: Ein 18-Jähriger starb am Sonntagabend beim Zünden eines Böllers, wie die Polizei mitteilte. Der junge Mann sei trotz Reanimation an den Folgen der Explosion gestorben. Die Ermittlungen zu den Umständen dauerten an. Die Polizei wollte zunächst keine weiteren Angaben zu dem Vorfall im Stadtteil Rübenach machen. Die Polizei rief abermals zum vorsichtigen Umgang mit Feuerwerkskörpern auf.
Die Berliner Polizei teilte mit, ein 40-Jähriger habe beim Zünden einer Signalrakete im Ortsteil Kaulsdorf eine Hand verloren. Unmittelbar nach der Zündung sei die Rakete in seiner Hand explodiert. Bei einer Durchsuchung sei weitere Pyrotechnik bei ihm gefunden und beschlagnahmt worden.
Vor dem Brandenburger Tor in der Hauptstadt feierten bei der traditionellen Silvesterparty Zehntausende ausgelassen in das neue Jahr. Erstmals seit der Corona-Pandemie gab es wieder ein Höhenfeuerwerk. Etwa 45'000 Besucherinnen und Besucher waren trotz zeitweisen Regens und hohen Sicherheitsvorkehrungen zur ZDF-Silvesterparty gekommen. Laut Veranstalter war die Festmeile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule für 65'000 Menschen ausgelegt. Das ZDF übertrug die Party wieder live als Show mit dem Namen «Willkommen 2024». Für Stimmung sorgten etwa Ayliva, Luca Hänni und Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys.
Insgesamt dauert es 26 Stunden, bis der ganze Globus ins neue Jahr gerutscht ist. Amerikanisch-Samoa, das nur 220 Kilometer östlich von Samoa auf der anderen Seite der Internationalen Datumsgrenze liegt, wird das letzte Land sein – zwölf Stunden nach Deutschland. Um 13.00 Uhr MEZ am 1. Januar folgen dann nur noch zwei unbewohnte Inseln. (sda/dpa)
Dies sind Angriffe auf unsere Gesellschaft.