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Mann in Mannheim sticht auf mehrere Menschen ein

Mann in Mannheim sticht auf mehrere Menschen ein – was wir wissen

31.05.2024, 13:2131.05.2024, 22:50
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Was ist passiert?

Auf dem Mannheimer Marktplatz kam es gegen 11.35 Uhr zur Messerstecherei. Ab 12 Uhr war eine Kundgebung der antiislamistischen Bürgerbewegung «Pax Europa» geplant. Die Polizei schoss den Angreifer nieder.

Zuvor hatte die Polizei einen grösseren Einsatz auf dem Platz in der Mannheimer Innenstadt gemeldet. Auch ein Rettungshubschrauber sei im Einsatz, hiess es weiter.

Messerattacke Mannheim
Bild: screenshot:twitter

Vom Angriff kursiert ein explizites Video auf X, das wir an dieser Stelle nicht zeigen möchten. Darauf ist zu sehen, wie der Mann mit einem Messer auf mehrere Personen losgeht, bevor er kurzzeitig überwältigt und am Boden festgehalten werden kann. Er schafft es dann, wieder loszukommen und geht auf einen Polizisten los und sticht ihm in den Rücken, bevor er von der Polizei angeschossen wird und am Boden liegen bleibt.

Was weiss man über die Opfer?

Beim Angriff wurden laut der Polizei sieben Personen verletzt – der mutmassliche Täter, ein Polizist sowie fünf Mitglieder von «Pax Europa». Bei einem der Opfer handelt es sich um den bekannten «Pax Europa»-Vertreter Michael Stürzenberg

Mannheim Messerattacke
Bild: screenshot:twitter

Stürzenberg gilt als islamfeindlicher politischer Aktivist. Das Opfer wollte bei der Kundgebung als Sprecher teilnehmen. Er trat mehrfach auf Veranstaltungen der islamfeindlichen Pegida-Bewegung in Dresden auf. Er organisierte zeitweise auch den bayerischen Pegida-Ableger Bagida. In München machte er sich mit seinen Anhängern gegen den Bau einer Moschee stark. Er wurde in der Vergangenheit bereits zweimal rechtskräftig verurteilt: einmal wegen Beleidigung eines Polizisten, einmal wegen Verhetzung und Herabwürdigung religiöser Lehren.

Wie eine Kollegin Stürzenberg gegenüber der «Bild» berichtet, wurde dieser am Bein und im Gesicht getroffen, weshalb eine Notoperation nötig gewesen sei. Lebensgefahr besteht offenbar nicht. Es ist bereits der zweite schwere Angriff auf Stürzenberg: 2022 wurde er laut seiner Kollegin in Bonn mit der Faust ins Gesicht geschlagen.

Ein weiteres Opfer ist der Polizist, der vom Täter von hinten angegriffen wurde. Er sei «erheblich» verletzt, wie eine Polizeisprecherin gegenüber der «Bild» bestätigte. Medienberichten zufolge schwebt er in Lebensgefahr.

Was weiss man über den Täter?

Über den Täter – einen jungen Mann mit Brille und Vollbart – gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch keine offiziellen Angaben. Nach übereinstimmenden Medienberichten handelt es sich aber um den 25-jährigen Sulaiman A. aus Herat in Afghanistan, der in Südhessen lebt.

Auch das Motiv der Tat ist noch unklar, wie Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl am Freitag bestätigte: «Über die Motivation des Täters können wir noch nichts sagen.» Die Ermittlungen liefen derzeit unter Hochdruck. Christian Specht, Mannheims Oberbürgermeister, sprach derweil von einer «Terrorattacke».

Was ist «Pax Europa»?

«Pax Europa» ist eine Bürgerbewegung, welche sich laut eigenen Angaben der «Bewahrung christlich-jüdischer Kultur in Deutschland und Europa und der Erhaltung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung verpflichtet».

epa11381801 View of the crime scene after a knife attack in the city centre in Mannheim, Germany, 31 May 2024. According to the police, a man attacked a well-known critic of Islam in the centre of Man ...
Die Polizei am Tatort.Bild: keystone

Pax Europa macht auf seiner Website keinen Unterschied zwischen Islam und Islamismus - beiden schreibt die Organisation unter anderem «aggressive Verachtung und Intoleranz» zu. Der bayerische Verfassungsschutz schrieb in seinem Bericht für das Jahr 2022 über Stürzenberger und den bayerischen Landesverband von Pax Europa, es lägen «tatsächliche Anhaltspunkte» dafür, dass diese «verfassungsschutzrelevante islamfeindliche Bestrebungen» verfolgten, «die auf eine Abschaffung der Religionsfreiheit für Muslime gerichtet sind».

Im jüngsten Bericht der Behörde für 2023 tauchen Stürzenberger und die Organisation nicht mehr auf. Nach Angaben des Landesamts für Verfassungsschutz liegt das aber nur daran, dass diese weniger aktiv seien. Sowohl Stürzenberger als auch der Landesverband Bayern würden weiter beobachtet.

Was sagt die Bundespolitik?

Kanzler Olaf Scholz zeigte sich erschüttert. «Die Bilder aus Mannheim sind furchtbar», schrieb er auf der Plattform X. «Mehrere Personen sind von einem Attentäter schwer verletzt worden. Meine Gedanken sind bei den Opfern. Gewalt ist absolut inakzeptabel in unserer Demokratie. Der Täter muss streng bestraft werden.»

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich entrüstet. «Ich verurteile die Tat in Mannheim aufs Schärfste!», schrieb seine Sprecherin Cerstin Gammelin in Steinmeiers Namen auf der Plattform X. «In unserer Demokratie darf kein Platz für Gewalt sein - Gewalt zerstört Demokratie. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut.»

Aussenministerin Annalena Baerbock sagte in Hamburg, wer meine, irgendetwas für dieses Land zu tun, indem er jemandem ein Messer in den Körper ramme, der irre gewaltig. «Hass und Hetze ist nicht zu tolerieren, egal aus welcher Richtung.»

31.05.2024, Hamburg: Annalena Baerbock (B�ndnis 90/Die Gr�nen), Bundesau�enministerin, spricht w�hrend einer Townhall im Rahmen der Europawahlkampf-Tour von B�ndnis 90/Die Gr�nen auf dem St. Pauli Fis ...
Annalena Baerbock am Freitag in Hamburg.Bild: keystone

Was passiert jetzt?

Nach der Attacke hat die Staatsschutzabteilung der Staatsanwaltschaft Karlsruhe die Ermittlungen übernommen. Wie die Beamten am Freitag weiter mitteilten, seien zudem Landeskriminalamt und Polizeipräsidium Mannheim in die Untersuchungen eingebunden.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte zuvor erklärt, die Ermittlungen würden die Hintergründe der Tat aufklären, insbesondere den Hintergrund und die Motive des Täters. «Wenn die Ermittlungen ein islamistisches Motiv ergeben, dann wäre das eine erneute Bestätigung der grossen Gefahr durch islamistische Gewalttaten, vor der wir gewarnt haben.»

(dab/anb/sda/dpa)

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313 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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baBIELon
31.05.2024 14:48registriert August 2016
all diese Vorfälle in den letzten Jahren.. Das stete negieren eines wirklichen Problems.. Dann noch Salafisten welche für ein Kalifat demonstrieren dürfen und Studis welche sich unkritisch mit den Hamas solidarisieren...
Es gibt doch einiges an Futter um den Rechtsrutsch zu erklären.
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Rannen
31.05.2024 13:42registriert Januar 2018
Wir schaffen das…… kein Problem nur jetzt treten immer mehr die Konsequenzen zu Tage ! Es ist zu befürchten , dass das nur der Anfang ist!
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maruhu
31.05.2024 13:42registriert Januar 2021
Danke für den Einsatz, Polizei ! Darum müssen auch unsere Grenzen das ganze Jahr geschützt werden ohne billige Ausreden.
Wir haben sicher schon einige "Schläfer" bei uns, wo irgendwann/irgendwo zu schlagen wollen. Bei Blaulicht-Organisationen zu sparen war/ist kontra produktiv ! Die Industrie Asylwesen/Falscher Datenschutz sollten sich auch einmal Gedanken darüber machen.
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