Nach vier Warnstreiks bei der Deutschen Bahn in den vergangenen neun Monaten wird es für Passagiere nun ernster: Ab Dienstagabend und bis Freitagabend will die Lokführergewerkschaft GDL die Deutsche Bahn bestreiken. Es ist der erste mehrtägige Arbeitskampf in der laufenden Tarifrunde.
Die Fahrpläne dürften erneut kräftig durcheinandergewirbelt werden. Die Deutsche Bahn will an den drei Streiktagen einen Notfahrplan anbieten. Ein Überblick:
Die Arbeitsniederlegung beginnt laut den GDL-Plänen am Dienstagabend (18 Uhr) im Güterverkehr und am frühen Mittwochmorgen (2 Uhr) im Personenverkehr. Enden soll der Ausstand am Freitagabend um 18 Uhr.
Der Personenverkehr dürfte damit an drei Tagen heftig getroffen werden. Auch nach Streikende am Freitagabend wird absehbar kein allzu grosses Zugangebot auf der Schiene unterwegs sein. Die Deutsche Bahn dürfte sich wie zuvor auf einen reibungslosen Betriebsstart am Samstag konzentrieren. Details hat der Konzern noch nicht bekanntgegeben.
Nein. Auf dem Schweizer Streckenabschnitt verkehren die Züge planmässig.
Zur Arbeitsniederlegung aufgerufen sind die Beschäftigten der Deutschen Bahn sowie des Eisenbahnunternehmens Transdev. Sowohl im Fernverkehr als auch im deutschen Regional- und Güterverkehr ist daher mit erheblichen Beeinträchtigungen zu rechnen. Der Konzern will einen Notfahrplan anbieten. Allerdings sichere dieser «nur ein sehr begrenztes Zugangebot im Fern-, Regional- und S-Bahn Verkehr der [Deutschen Bahn]», teilte der Konzern mit.
«Bitte sehen Sie von nicht notwendigen Reisen während des GDL-Streiks ab und verschieben Sie Ihre Reise auf einen anderen Zeitpunkt.» Bei den beiden zurückliegenden GDL-Warnstreiks konnte die Deutsche Bahn rund 20 Prozent des üblichen Angebots im Fernverkehr aufrechterhalten. Im Regionalverkehr waren die Auswirkungen je nach Region sehr unterschiedlich.
Erfahrungsgemäss sind gerade in den ostdeutschen Bundesländern sowie im Südwesten viele Beschäftigte bei der GDL organisiert. Dort dürfte daher im Regionalverkehr vielerorts so gut wie nichts mehr gehen.
Ob ein Fern- oder Regionalzug fährt oder nicht, lässt sich über die SBB-App oder die App der Deutschen Bahn (DB) sowie die Internetseiten der SBB bzw. DB einsehen.
Zudem hat die Deutsche Bahn bereits einen Notfahrplan erarbeitet, der online seit Montagnachmittag abrufbar ist. Fahrgäste können sich dort schon jetzt oder über eine speziell eingerichtete kostenlose Rufnummer (08000 996633) über ihre Fahrt informieren.
Alle Fahrgäste, die ihre für Mittwoch bis Freitag geplante Reise aufgrund des Streiks verschieben möchten, können ihr Ticket auch vor oder nach den Streiktagen nutzen. Die Zugbindung ist aufgehoben. Das Ticket gilt dabei für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort, auch mit einer geänderten Streckenführung.
Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden. Fällt der gebuchte Zug aus, ist auch eine komplette Ticketerstattung möglich.
Ausser den genannten Unternehmen, die direkt bestreikt werden, können theoretisch alle anderen Bahnunternehmen ihre Fahrten anbieten. Die GDL vertritt bei der Deutschen Bahn hauptsächlich Lokführer und das Zugpersonal. Fahrdienstleiter, die den Zugverkehr in ganz Deutschland koordinieren, sind zwar ebenfalls zum Warnstreik aufgerufen. Aber nur wenige von ihnen sind GDL-Mitglieder. Das Schienennetz dürfte also in weiten Teilen des Landes grundsätzlich befahrbar sein.
Ja. Das letzte Wort darüber nicht gesprochen. Dieses liegt am Dienstagnachmittag in zweiter Instanz beim Landesarbeitsgericht Hessen (LAG). Dort soll ab 17.00 Uhr über eine Klage der Deutschen Bahn endgültig entschieden werden, mit der der Konzern den Streik in nahezu letzter Sekunde verhindern will. Geplanter Streikbeginn ist um 18.00 Uhr zunächst im Güterverkehr.
Sollte die Verhandlung länger dauern, könnte die GDL trotzdem mit ihrem Ausstand beginnen, der bis Freitagabend dauern soll. Das Arbeitsgericht Frankfurt hatte eine einstweilige Verfügung der Bahn sowie des ebenfalls bestreikten Eisenbahnunternehmens Transdev am Montagabend zurückgewiesen und den Streik erlaubt. Der späte Beginn der Berufungsverhandlung an diesem Dienstag deutet darauf hin, dass das LAG nicht erwartet, viel Zeit für seine Entscheidung zu brauchen.
Seit Anfang November ringt die GDL mit der Bahn und anderen Eisenbahnunternehmen um höhere Tarife. Kern des aktuellen Tarifkonflikts ist aber die Forderung der Gewerkschaft nach einer Reduzierung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden. Die Bahn hält diese Forderung für unerfüllbar. Sie ist lediglich bereit, mit der Gewerkschaft über die Ausweitung bereits bestehender Arbeitszeit-Wahlmodelle zu reden.
Gewerkschaftschef Claus Weselsky lehnt das ab und verweist auf schon vereinbarte Abschlüsse mit den kleineren Eisenbahnunternehmen Netinera und Go Ahead. Dort hatte die GDL in den vergangenen Wochen die geforderte Arbeitszeitreduzierung durchgesetzt. Nach diesem Muster sollen nun auch die noch ausstehenden Abschlüsse gestaltet werden.
(rbu/t-online)