Anfang Mai 2025 erscheint ein Aufruf im Mannheimer Amtsblatt zu einer «politischen Bildungsfahrt». Dabei ist aber nicht etwas wie ein Bundesrats-Reisli gemeint, sondern ein Ausflug in ein FKK-Resort. Mit einem Bild des Mannheimer Politikers, in dem er lediglich ein Schild vor seine Körpermitte hält, wird die Reise beworben.
Das Ziel hinter der Reise sei es, näher an seinen Wählern und Bürgern von Mannheim zu sein. Erst geht es aber noch in ein Trainingslager. Wirklich viel näher an seinen Wählern war wohl bisher selten jemand.
Der gebürtige Franzose wurde mit vier Jahren in Deutschland eingebürgert. In die Politik kam er mit 25 Jahren, über die Partei «Die Linke» wurde er in den Mannheimer Stadtrat gewählt. Mittlerweile ist er Teil der «Wählervereinigung» «Die Mannheimer» und fühlt sich dort als junger Vater gut aufgehoben, wie er selbst sagt.
Nebenbei ist er selbst ernannter Rapper. Er sieht seine Musikvideos und seine Songs als kulturellen Beitrag zur Gesellschaft. Der Stadtrat findet: «Hip-Hop muss wieder zurück an seine Wurzeln und gesellschaftskritische Themen aufgreifen.»
Dabei eckt er an und will soziale Missstände anprangern, wie Prostitution und Abtreibung. Dass seine Texte öffentlich kritisiert und verspottet werden, ist ihm egal. Er will den Finger in die offene Wunde legen, sagt Ferrat gegenüber Zeit. (Die Videos, in denen er rappt, wurden inhaltsbedingt von YouTube entfernt, weshalb wir sie euch nicht zeigen können.)
Eine der Teilnehmerinnen der «FKK-Swinger-Reise» war Mimi, 44 Jahre alt, aus Rheinland-Pfalz. Gegenüber t-online sagt Mimi vor der Abreise, dass sie sich auf die Reise freut. Sie hat geplant, an einem Teil des politischen Bildungsprogramms teilzunehmen, vor allem freut sie sich aber darauf, alle Leute kennenzulernen. Am Tantra-Workshop, der von Julien Ferrat geleitet wird, ist sie ebenfalls interessiert.
Mimi verdient nach eigener Aussage über die Erotikplattform Onlyfans ihr Geld, mit Nacktbildern. Gegenüber t-online sagt sie: «Ich bin allgemein gerne nackt.» Mimi ist seit elf Jahren Swingerin und fährt dafür durch ganz Deutschland auf Swinger-Treffen. «Wir leben einfach die Momente und haben eine schöne Zeit zusammen, und dann geht jeder wieder zurück in seine Welt.» Genau diese Momente möge sie so gerne an der Swinger-Community.
Nachdem die Interessenten sich bei Ferrat für die Reise anmelden konnten, wurde ein «Trainingslager» zu «Outdoor-Sex am FKK-Strand» organisiert. Dieses würde auf der Friesenheimer Insel stattfinden, wie Ferrat in einer Medienmitteilung schrieb. Eine offene Wiese am Rhein, mitten in Mannheim. Dort hat man sich acht Tage lang auf den «Ausdauersport» vorbereitet.
In einer Medienmitteilung nach dem Trainingslager teilte Ferrat dann freudig mit, dass zwölf Leute an diesem teilgenommen hätten. Sie hätten dabei drei Tage lang Outdoor-Sex trainiert und an zwei Tagen nur das Nacktsein in der Öffentlichkeit.
In der entsprechenden Medienmitteilung kündigte Ferrat auch an, dass insgesamt 28 Interessenten tatsächlich zum «FKK-Swinger-Urlaub» mitreisen würden. Und dass die «politische Bildungsfahrt» in Cap d’Agde, im Süden Frankreichs, stattfinden würde. Ebenfalls teilte Ferrat in der Mitteilung das Programm für die achttägige «Bildungsreise» mit.
Die «politische Bildungsreise» führte insgesamt 28 Leute nach Südfrankreich, 21 Männer und 7 Frauen, im Alter von 27 bis 67 Jahren, wie in einer Medienmitteilung geschrieben wird.
Am Cap d'Agde gibt es das FKK-Dorf Village Naturiste. Dort hausten die Teilnehmer der «Bildungsreise». Es umfasst ein Hotel, Restaurants, einen Supermarkt und einen eigenen Zugang zum Strand. Die Besucher sind nackt, man wird sogar dazu aufgefordert, die Kleidung abzulegen, falls man noch welche tragen sollte.
Dort verbrachten die Teilnehmer und Ferrat die acht Tage in Frankreich, am Mittelmeer, und vergnügten sich mit einem umfassenden Programm.
Auf dem Plan in Cap d'Agde stand unter anderem:
Julien Ferrat schreibt in einer Medienmitteilung als Fazit zur «politischen Bildungsreise»: «Es kam innerhalb der Reisegruppe auch zu Gruppensex. Es war also ein ganzheitliches Bildungserlebnis, bei dem Theorie und Praxis miteinander verbunden wurde.»
Insgesamt hätten die «FKK-Reiseteilnehmer» eine schöne Zeit gehabt. Es hätten alle auch ihre «Komfortzone erweitern» und «neue Grenzerfahrungen machen» wollen. Als wichtigste Erkenntnisse nennt Ferrat das Village Naturiste, das Politik und Infrastruktur exzellent miteinander verbinde und «keine Steuergelder verbrennt, sondern Mehreinnahmen generiert». Weiter nennt er die Vermischung von FKK und Swingen, die hervorragend gelinge.
Die «Bildungsreise» bzw. «FKK-Swinger-Reise» habe insofern mit Politik zu tun, dass das Village Naturiste der Stadt Agde gehört, sagt Ferrat. Die Stadt verdient somit direkt am FKK-Tourismus mit und nicht nur indirekt über Steuergelder. Dies dürfte weltweit einmalig sein, wie Julien Ferrat in einem Fazit nach der Reise schreibt. Ferrat stellt gleichzeitig klar: «Der Betrieb von Bars, Restaurants, Swingerclubs etc. ist komplett in privater Hand.»
Die «Reisegruppe» wollte noch den Bürgermeister von Agde treffen, dies war jedoch nicht möglich. Der Bürgermeister von Agde, der seit einem Jahr im Amt ist, ist kein Fan des Village Naturiste. Deswegen habe er auch die Präsenz der uniformierten Polizei im Resort erhöht. Julien Ferrat hat dem Bürgermeister zwar eine Anfrage für ein Treffen mit der «Reisegruppe» gesendet, jedoch nie eine Antwort erhalten.
Das Reiseangebot des Mannheimer Stadtrats hat auch Kritik ausgelöst. So hat die Partei CDU die Bewerbung der Reise im Mannheimer Amtsblatt stark kritisiert. Dies schreibt t-online. CDU-Kreisvorsitzender Christian Höntting sagt gegenüber diesem: «Ich finde den Aufruf an der Stelle hirnverbrannt, weil ich glaube, dass er der Politik eher schadet.»
Auch der Deutsche Verband für Freikörperkultur hat das Angebot von Ferrat stark kritisiert. Dessen Präsident Alfred Sigloch sagt, dass die Vermischung der Begriffe «Swingen» und «Freikörperkultur» zu Missverständnissen führt. Die Freikörperkultur sei nicht ausdrücklich mit Sexualität verbunden.
Das langfristige Ziel von Julien Ferrat ist es, auch in Mannheim ein FKK-Swinger-Paradies zu errichten und Mannheim als kleine Schwester von Cap d’Agde zu vermarkten.
Zielpublikum des FKK-Swinger-Paradieses in Mannheim wären Besucher aus Norddeutschland und Skandinavien, die auf der Reise nach Cap d’Agde einen Zwischenstopp einlegen. Aber auch Touristen, denen die Reise nach Cape d'Agde zu weit sei. Ein Resort wie das Village Naturiste sei ein internationaler Nischen-Tourismus, findet Ferrat.
Erst wollt ich irgend nen flapsigen Spruch spamen, aber je mehr ich gelesen hab, desto wilder wurde es.
Für mich das bisherige Highlight in der Kategorie "WTF" dies Jahr. ❤️
Beim Zitat aus seinem Rap-Text mit dem Loch musste ich dreimal lesen, was ich da grad dreimal gelesen hab.
Für regelmässig so deepe news würd ich imfall auch Beiträge zahlen 😉
Gruss
Chorche, immer noch fassungslos amüsiert